Mittwoch, 10. Juni 2020

"Auch wenn der Himmel über uns zusammenbricht" - Erbauende und ermutigende Erfahrungsberichte



"Auch wenn der Himmel über uns zusammenbricht"

Ich widme, die in diesem Buch beschriebene Erfahrungen mit aller Demut der Herrlichkeit Gottes und zum Lob und Preis Seines Namens. Dem der für uns den Himmel verlassen hat um uns zu retten. Ihm sei Ehre, Preis und Lob, weil Er für uns so viel Geduld, Güte und Gnade übrig hat, wo wir doch so unbedeutende Wesen sind.

Kapitel 1

Vorwort


Das Buch "Auch wenn der Himmel über uns  zusammenbricht", wurde in einer Druckerei im Jahre 2020 auf Rumänisch in Braşov (dt.: "Kranstadt" in Rumänien) gedruckt. Damit bin ich der über viele Jahre wiederholten Bitte meiner Freunde und Brüder nachgekommen.

Viele, die das Buch gelesen haben, haben darum gebeten, es auch auf Deutsch zu veröffentlichen. Leider bin ich weder Schriftsteller noch Textbearbeiter, nur dank unserer lieben Schwester Manuela, die sich freundlicherweise bereit erklärt hat, mein "etwas schiefes" Deutsch in "schönes, gerades" Deutsch zu übertragen, ist es mir möglich dieses Buch auf Deutsch herauszubringen. Was ich erwähnen möchte ist, daß ich dieses Buch ursprünglich hauptsächlich für meine Glaubensgeschwister schreiben wollte, aber inzwischen sind meine Worte in so vielen Händen auf der ganzen Welt gelandet, die keiner Glaubensrichtung oder Religionsgemeinschaft angehören, die jedoch die in dem Buch beschriebenen Erfahrungen wertvoll und ermutigend fanden. Daher lag es mir sehr am Herzen, dem Wunsch unbedingt nachzukommen, dieses Buch auch auf Deutsch zu verfassen.

Bevor ich anfange, über den Inhalt des Buches zu erzählen, möchte ich mich an diejenigen wenden, denen religiöse Begriffe fremd sind oder die für Religion gar kein oder wenig Interesse zeigen.

Die Menschheit ist im Grunde genommen eine große Familie, eine Familie Gottes, denn wir glauben, daß alles Leben von Gott ausgeht und dort begonnen hat und alle Menschen von dem ersten Paar abstammen, das Gott in Seiner Liebe und großer Zärtlichkeit erschaffen hat, als Krone der Schöpfung. Aber ein großer Teil der Menschheit hat sich mit diesem Gedanken noch nie beschäftigt und würde ihn deshalb wohl auch gleich verwerfen. Doch wie das Buch, die Heilige Schrift, die Bibel es erzählt, ist unser lieber Erlöser, der Sohn Gottes, Mensch geworden und somit ein Mitglied unserer menschlichen Familie. Es heißt von Ihm: "Er schlug Seine Hütte inmitten der Wohnstatt der Menschen auf" und Er war "ein Freund der Sünder".

Wir finden eine Vielzahl von Menschen in der bunten Menge der großen Familie. Es ist nicht meine Absicht, das näher zu betrachten, ich möchte nur erwähnen, daß wir alle, wer wir auch sein mögen alle Seine Kinder sind. Ich möchte hier gerne zwei Gruppen erwähnen:

Diejenigen, die aufgrund ihres Sendungsbewußtseins weit von Christus entfernt sind und die denken, sie müssten fernbleiben, weil sie eben Sünder sind und dann diejenigen, die sich als Sünder fühlen und es nicht für notwendig halten sich zu Gott zu kehren, sondern mit einem Leben fern von Gott zufrieden sind. Und es gibt auch noch eine dritte Gruppe, diejenigen die erkennen daß sie Sünder sind und nicht in dieser Gewißheit verharren wollen und sich zu Jesus kehren um von ihrer Sündenlast befreit zu werden.

Allen denjenigen, die sich für zu große Sünder halten und deshalb aus Unsicherheit und Unkenntnis Gott lieber fernbleiben wollen, rufe ich zu: Kommt zu Christus! Er liebt Euch! Die Bibel spricht zu jedem der ihr zuhören möchte und richtet diese einfachen, aber tiefgründigen, aufrichtenden und ermutigenden Worte in Johannes 3:16 an jedes Menschenherz. Dort heißt es:

"Denn Gott hat die Welt so geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern ewiges Leben hat."

Ich möchte alle lieben Leser ermutigen, Gott, unseren liebenden Vater, in ihrem Leben aufzunehmen. Er ist bereit allen zu helfen und zu vergeben und anzunehmen. Wenn wir als sündige Menschen uns so lange um unsere Kinder kümmern und bemühen bis wir unsere Augen für immer schließen, wie viel mehr wird unser himmlischer Vater, dessen Kinder wir alle sind, bereit sein für uns alles zu tun!


Es ist mein aufrichtiges Gebet, daß jeder Leser, der dieses Buch in die Hand nimmt, sein erhabenes Recht als Kind Gottes nutzen wird, weil wir alle von Gott, so sündig wie wir sind, an Kindes Statt angenommen worden sind. Erfreue Dich dieser Vorrechte, die aus dieser Beziehung stammen. Nachdem Jesus das Lösegeld mit Seinem kostbaren Blut, für uns alle bezahlt hat, hat Er uns wissen lassen, daß Er gehen wollte, um Wohnungen im Himmel für Seine Brüder und Schwestern vorzubereiten, damit Er sie einst dorthin holen kann wo Er jetzt ist und wir für immer mit Ihm zusammen sein können. Ich möchte hier ein "Bild" zur Veranschaulichung einfügen, zu dem was Er für uns getan hat, damit wir durch Ihn die Erlösung erhalten können:

"Der Sohn Gottes, fleckenlos und ohne Makel, hing am Kreuz. Sein Fleisch war von den Mißhandlungen zerrissen; die Hände, die Er so oft segnend ausgestreckt hatte, waren an das Holz genagelt; die Füße, die unermüdlich Wege der Liebe gegangen waren, hatte man ans Kreuz geheftet; das königliche Haupt war von der Dornenkrone verwundet; die bebenden Lippen waren im Schmerz verzogen! Alles, was der Heiland erduldete — die von Seinem Kopfe, Seinen Händen und Füßen fallenden Blutstropfen, die Seinen Körper quälenden Schmerzen und die unaussprechliche Seelenqual, als der Vater Sein Antlitz verbarg —; es ist Deinetwegen geschehen! Für Dich hat Er sich bereitgefunden, jene Schuldenlast zu tragen; für Dich hat Er die Macht des Todes gebrochen und die Pforten des Paradieses wieder geöffnet. Er, der das stürmische Meer stillte und auf den schäumenden Wogen wandelte, der die Teufel erzittern machte und Krankheiten verbannte, der den Blinden die Augen öffnete und den Toten neues Leben gab, Er brachte Sich selbst am Kreuz zum Opfer, weil Er dich liebt. Er, der Sündenträger, erduldete den Zorn der göttlichen Gerechtigkeit und wurde um Deinetwillen selbst "zur Sünde gemacht".  

Aus dem Buch: "Das Leben Jesu" Seite 755+756

Schau Dir Seine Leiden im Garten Gethsemane an, höre Seinen verzweifelten Ruf: "Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?" Es waren nicht die Nägel, die Ihn davon abhielten, vom Kreuz herabzusteigen, sondern die Liebe. Seine Liebe zu Dir und mir. Er wollte Dich und mich im Paradies im heiligen Reich Gottes, bei sich haben. Wenn Dich dies nicht wirklich interessiert, dann läßt dies vermuten, daß Du vielleicht denkst, daß Er nicht für Dich Sein Leben gab um Dich zu erretten.

Dann möchte ich noch ein paar Worte an die andere Gruppe richten. Wer die Oberhoheit Gottes ablehnt, dem möchte ich gerne sagen: Gott ist der gerechte Herr des Universums. Wie jedes Land auch hier auf Erden seine eigenen Gesetze hat und die Landesbürger die Pflicht haben ihnen zu gehorchen, stellt es Gott auch allen Menschen anheim, uns, die Er mit einem freien Willen ausgestattet hat Seinen Geboten zu gehorchen. Dies sind die heiligen Zehn Gebote. Sie sind das einzige, was Gott mit Seinem eigenen Finger auf zwei Steintafeln schrieb, damit sie für immer erhalten bleiben, denn sie sind unveränderlich. Dies ist das Gesetz der Liebe. Wer es übertritt und sich nicht aus Reue an Jesus für Vergebung wendet und Seinen Tod und Versöhnung zur Erlösung annimmt, der wird einst den Preis den Jesus für alle bezahlt hat, selber bezahlen müssen und zwar mit seinem eigenen Leben, so traurig wie dies dann auch sein mag, doch Gott wird uns Menschen das geben, was wir selber erwählt haben. Wenn wir Gottesferne in diesem Leben erwählt haben, dann werden wir sie auch für die Ewigkeit bekommen. Haben wir Gottesnähe erwählt, wird das unsere Zukunft sein.

Der große Gott wartet heute auf Dich und mich. Er wird bald Seinen Sohn zur Erde senden, aber diesmal nicht als schwaches, hilfloses Kind in einer Krippe, sondern als Richter der Welt und als König aller Könige und Herr aller Herren. Wenn Du Ihn ablehnst, wirst Du einst bitterlich weinen, weil Du für Deine Schulden und Sünden selber bezahlen mußt.

Um zu veranschaulichen, was ich damit meine, möchte ich eine Geschichte vom Schicksal eines jungen Mannes namens Jim Preston erzählen:

Die Familie Preston war in Kalifornien sehr bekannt. Ihr Sohn Jim tötete einen Mann in einem unglücklichen Moment und wurde zum Tode verurteilt. Die Familie war bekannt und genoß das Mitgefühl der Öffentlichkeit. Das Urteil verursachte eine große Bewegung, weil Jim nicht aus Bosheit, sondern nur unter dem Einfluß des Augenblicks schlecht reagierte und so erreichten viele Briefe schließlich säckeweise den Gouverneur von Kalifornien.

Dem Druck unterworfen, überlegte der Gouverneur die Angelegenheit noch einmal, aber er konnte die Bestrafung als Gouverneur nicht zurückziehen, jedoch fand er eine gute Möglichkeit für Jims Rettung, denn als Priester konnte er ihm vergeben. Er schrieb sein "Begnadigungsschreiben" und ging in priesterlicher Kleidung in seine Zelle. Er hielt dieses Dokument in der Hand, das Jim ermöglicht hätte als freier Mann seine Zelle zu verlassen.

Ja, aber leider war Jim nicht davon begeistert, daß ein Priester zu ihm kam und drehte ihm den Rücken zu. Vergebens sagte dieser, er hätte ihm ein sehr wichtiges Schriftstück zu überbringen, doch vergeblich versuchte er ihn zum Zuhören zu überreden. Anstatt sich darauf einzulassen, rief Jim:


"Dein Schreiben interessiert mich nicht, hau ab, sonst rufe ich den Wächter!"

Der Gouverneur verließ Jims Zelle und das Schreiben, das ihm das Leben geschenkt hätte, nahm er mit. Der Aufseher kam zu ihm und rief entsetzt: 

"Jim, was hast Du nur getan? Das war der Gouverneur, er hatte Dein Begnadigungsschreiben dabei!"

Jim bat um ein Stück Papier und schrieb einen Brief, in dem er sich beim Gouverneur entschuldigte. Dieser jedoch schrieb auf Jims Brief seine Antwort in Anführungsstrichen: "Dein Schreiben interessiert mich nicht!"

Vor seiner Hinrichtung wurde er gefragt, was sein letzter Wunsch sei, worauf er antwortete:


"Verkünden Sie in ganz Amerika, besonders der Jugend, daß Jim Preston stirbt, nicht weil er einen Mann getötet, sondern weil er die Gnade verschmäht hat!"

Was wird Deine Entscheidung sein? Wirst Du Gottes liebevolles "Begnadigungsschreiben" annehmen, oder Ihm den Rücken zukehren und zu Ihm sagen: 

"Dein Schreiben interessiert mich nicht, hau ab!" ?


"Heute, wenn Ihr Seine Stimme hören werdet, so verstocket Eure Herzen nicht!" 

Hebräer 4:7

"Sehet, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils!" 

2. Korinther 6:2





Kapitel 2


Einleitung

"Was wir gehört und gelernt und was unsere Väter uns erzählt haben. Es wurde ihren Söhnen nicht vorenthalten, sondern sie haben dem späteren Geschlecht den Ruhm des HERRN erzählt, Seine Macht und Seine Wunder, die Er getan, nämlich, daß Er ein Zeugnis aufstellte in Jakob und ein Gesetz gab in Israel, von welchem Er unseren Vätern befahl, es ihren Kindern kundzutun, damit das spätere Geschlecht es wisse, die Kinder, die noch sollten geboren werden und damit auch sie, wenn sie aufgewachsen wären, es ihren Kindern erzählten; daß diese auf Gott ihr Vertrauen setzten und nicht vergäßen die Taten Gottes und Seine Gebote befolgten."  

Psalm 78:3-7

Ich bin es gewohnt, die Erfahrungen über die wunderbare Weise, wie Gott uns über die Jahre geführt hat zu erzählen, wie ich sie von meinem Vater, meiner Großmutter und meiner Schwester gehört habe. Diese Erinnerungen am Leben zu erhalten, stärkt unseren Glauben und das Vertrauen derjenigen, die mit uns auf dem Weg gehen der zum Himmel führt. Als ich den Vorschlag erhielt, einige dieser Erfahrungen schriftlich festzuhalten, nahm ich die Herausforderung an, denn alles was Gott in der Vergangenheit für Sein Volk getan hat und alles was Er heute tut, ist Gemeingut. In Wirklichkeit sind diese nicht unser Eigentum, sondern Gottes, die zur Ehre Seines heiligen Namens verwendet worden sollen. Wir sind nur das Objekt Seiner Wunder und wir haben keinen Verdienst darin. Erlösung und Hilfe kommt allein von Gott. Er allein verdient alles: Lob, Herrlichkeit und Ehre jetzt und in aller Ewigkeit. Amen!


Ein weiterer Grund, der mich zum Erzählen drängte ist, daß das, was Er für meine Eltern, einschließlich für uns Kinder, getan hat, ein göttliches Meisterwerk ist. Nicht weil meine Eltern etwas Besonderes waren, nicht weil wir anders oder bevorzugter gewesen wären. Wenn wir anders sind, sind wir nur in dem Sinne anders, daß wir als Sünder, Seine gnädigen Eingriffe in den Schwierigkeiten in denen wir waren, mehr als andere gebraucht hatten. Je unwürdiger wir jedoch sind, desto wundervoller ist die göttliche Beteiligung.

Ich erinnere mich an eine Aussage eines der wichtigsten Monarchen der Weltgeschichte, der ein öffentliches Geständnis gen Ende seines Lebens gemacht hat, indem er den Allerhöchsten verherrlichte:

"König Nebukadnezar allen Völkern, Leuten und Sprachen auf der ganzen Erde: Viel Friede zuvor! Ich sehe es für gut an, daß ich verkündige die Zeichen und Wunder, so Gott der Höchste an mir getan hat. Denn Seine Zeichen sind groß und Seine Wunder sind mächtig und Sein Reich ist ein ewiges Reich und Seine Herrschaft währet für und für."

Daniel 4:1-3

Ein heidnischer König über das damalige Weltreich, der zu seiner Zeit keine Rivalen hatte, anerkannte die Vorherrschaft des Großen JAHWE und zeigte mit aller Überzeugungskraft, daß er selber nichts und daß Gott alles ist. 

Mein Gebet ist, daß Jesus uns allen helfen möge, sowohl mir, der diese Wunder berichtet, als auch denjenigen, die die Erfahrungen genießen, mit gemeinsamer Stimme unseren Erlöser, Tröster und Heiland, Jesus Christus zu preisen. Amen!


Zoltán Boldischar



Kapitel 3

Über meine Eltern

"Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt Er Gnade."  

Jakobus 4:6

Warum habe ich unseren Vater, Imre Boldizsár (später eingedeutscht in Emmerich Boldischar) für einen besonderen Menschen gehalten? Nun, ich war erstaunt über das, wie er über sich selbst dachte und dies auch zu einem guten Freund sagte. Als Kind hörte ich zu, was die "Großen" so unter sich erzählten. Mein Vater sprach mit einem Mann, namens Dézsi, (Deschi) ein Nachbar von uns, der später auch zum Glauben an Jesus Christus durch das Beispiel und der Zeugnisse meines Vaters kam. Er sagte zu ihm:

"So oft ich gebeten wurde, etwas für Gottes Werk, für die Gemeinde zu tun, ging ich hinaus und beugte meine Knie im Staub der Erde, weil ich mich nicht würdig fühlte, im Haus zu beten."

Ich war damals vierzehn oder fünfzehn Jahre alt und dachte:


"Hm, wie interessant!"

Ich habe vorher und nachher von niemandem mehr so etwas gehört.

Ich erinnere mich an einen besonderen Traum, den mein Vater hatte. Eines Tages saß er im Hof und las ein Zeugnis aus den Schriften der Weissagung und ist dabei eingeschlafen. Im Traum kam ein Engel zu ihm und zählte ihm einige seiner Fehler auf. Doch er fügte auch etwas Positives hinzu:

"Aber das Gute an Dir ist, daß Du bitterlich über Deine Sünden weinen kannst."

In einer anderen Nacht erhielt er im Traum eine schriftliche Einladung mit folgenden Worten, die auf einem Material geschrieben waren, das er noch nie zuvor gesehen hatte:

"Einladung zum Hochzeitsmahl des Lammes."

Dem Verfasser der Offenbarung, Johannes, wurde gesagt:

"Und er sprach zu mir: Schreibe: Selig sind, die zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen sind! Und er sprach zu mir: Dieses sind wahrhaftige Worte Gottes!"  

Offenbarung 19:9

Mein Vater wurde eingeladen an diesem außergewöhnlichen Fest teilzunehmen und der einzige Grund, den ich finden könnte, wieso er sich als verlorener Sünder sah war, weil er "die rettende Kraft durch die Jesus ihn gerettet hat" verehrte!

Ich neige dazu zu glauben, daß mein Vater Gottes Liebe besser verstand als andere, was aus der Tatsache resultierte, daß sie für ihn alles zu bedeuten schien. Wir lesen in dem wunderbaren Buch "Christi Gleichnisse" auf Seite 304, daß
 
"die Hochzeit die Vereinigung der Menschheit mit der Gottheit darstellt."

Weil er gerade in dieser wunderbaren Vereinigung seine einzige Hoffnung sah, gab es ihm Mut, Glauben und Zuversicht, sich an Den zu wenden, der diese Vereinigung vollbracht hat, selbst dann, als die "Welt zusammenbrach". Ich habe oft aus dem Mund meines Vaters die Aussage gehört:

"Ich fühle mich geehrt, daß ich ein Teil der Gemeinde Gottes sein darf."

Ich habe niemals schlechte Worte aus dem Mund meines Vaters bezüglich der Gemeinde gehört, kein Wort, kein einziges. Er hatte immer einen besonderen Respekt gegenüber allen Dienern Gottes gezeigt.

Ich kann mich daran erinnern, als einmal ein junger Bibelarbeiter meiner Tante Maria gegenüber etwas Negatives über meinen Vater geäußert hat und sie ihm dies ganz empört berichten wollte, daß sie mit folgenden Worten unterbrochen wurde:

"Mir gegenüber sollst Du über den Diener Gottes nicht übel reden!"

Völlig überrascht versuchte sie sich mit der Bemerkung zu verteidigen:

"Er hat doch über Dich was Falsches gesagt!"

Darauf sah er sie an und fragte:

"Und!? Wer bin ich denn? Bitte hör auf, mir so etwas zu erzählen."

Tante Maria hat dann später dieses Gespräch mit meinem Vater diesem jungen Bibelarbeiter erzählt. Beim ersten Treffen mit ihm, wollte sich der junge Bruder bei ihm entschuldigen, aber mein Vater wehrte dies mit den folgenden Worten ab:

"Reden wir nicht darüber, aber, darf ich Dir die Füße waschen?"

Mein Vater lud ihn also zur Fußwaschung ein, wie es beim Abendmahl üblich ist. Man kann einander nicht die Füße waschen außer dem anderen gegenüber keinen Groll im Herzen zu haben und es in Demut zu tun, in der Demut wie Jesus sie selber einst in dieser Handlung zeigte. Diese Demut und Liebe Jesu hatte mein Vater im Herzen und wollte dem jungen Mann offenbar eine gute Lehre erteilen. So fragte er ihn, ob er ihm die Füße waschen dürfe. Der junge Bruder versuchte sich aus seiner Verlegenheit herauszuwinden indem er antwortete:


"Nun ja,… ich habe vor ein paar Tagen das Abendmahl genommen, …. aber wenn Du möchtest, bin ich dennoch damit einverstanden."

So hat dann mein Vater seine Füße gewaschen und es kehrte wieder völliger Friede und Harmonie ein.

Wir Kinder betrachteten Bruder Ladislaus Nagy, ("Nadsch" ausgesprochen) der unser Prediger war, als einen Engel Gottes. Wir wagten uns nicht mal ein Wort, in seiner Gegenwart zu sprechen.

Unsere Mutter, geborene Erzsebet Bálint, (dt.: Elisabeth Balint) zeichnete sich zwar nicht als eine besondere Frau aus, aber sie war eine gute Mutter. Sie hatte eine Charaktereigenschaft die sehr auffiel - nämlich Großzügigkeit. Sie hielt uns zwar kurz mit Geld aber sie gab uns Essen, Kleidung alles was wir benötigten. Sie hatte ein Herz aus Gold. Jedoch wenn wir vier Kinder, Geld von ihr erbaten, dann erzählte sie uns, daß sie sich Geld von Tante Szalai, einer ganz lieben Nachbarin, geliehen habe und daß sie es zurückgeben müsse. Ich schaute diese kleine alte Frau an und dachte; sie müsse eine sehr gütige Seele sein, daß sie Mama so viel Geld geliehen hat. Tatsache war aber, was wir erst nach ihrem Tod erfahren haben, daß sie rechts und links auch allen anderen Nachbarn geholfen hat.

Nach der Beerdigung unserer Mutter kam dann zum Beispiel eine Nachbarin und sagte:

"Wir schulden Eurer Mutter noch Geld und das nicht wenig."

Dann fanden wir heraus, daß sie tatsächlich viel Geld hatte, aber sie sagte es uns nicht.

Zurück zu unserem Vater, wie gesagt er hieß Emmerich Boldischar. Eigentlich hieß er Baltasar mit Nachnamen, aber unter dem ungarischen Regime wurde mein Opa kurzerhand Boldizsár Imre genannt und bei unserer Ausreise und anschließender Einbürgerung in Deutschland entschied er sich ebenso für den Namen "Boldischar" weil bereits mein Bruder, der schon im Jahre 1986 ausgesiedelt war, diesen Namen angenommen hatte.

Nun möchte ich ein paar nähere Einzelheiten über meinen Vater teilen:

Er wurde am 9. Juni 1908, in der Nähe von Hermannstadt in Siebenbürgen geboren. Siebenbürgen hat eine bewegte, wechselvolle Geschichte hinter sich. Heute liegt es im Zentrum von Rumänien. Vaters Mutter war Jüdin und sein Vater, also unser Großvater, war eine Mischung aus Deutsch-Ungar und keine Ahnung aus was noch.

Als mein Vater ungefähr fünf Jahre alt war hatte er einen ganz besonderen Traum. Er träumte, daß Jesus ihn an die Hand nahm und ihn zu einer grünen Wiese führte. Dieser Traum war nur kurz aber erstaunlicher Weise träumte er ihn dreimal hintereinander, aber ich kann nicht sagen, in welchen Zeitabständen. Schon in jungen Jahren zeigte er seltene Intelligenz und glänzte durch ein außergewöhnliches Gedächtnis, was mich beides, so lange er lebte, erstaunen ließ und sogar noch vor seinem Tod verblüfften mich diese. Er erinnerte sich sehr gut an alles. Er hatte so ein wunderbar gutes Gedächtnis, einen Scharfsinn und eine Denkweise die ich immer bewundert habe. Als Psychologe konnte er die schwersten Begriffe so einfach formulieren, so daß sie für alle verständlich waren.

Aber im Gegensatz dazu gab es merkwürdiger Weise auch viele Dinge bei denen er nicht ganz anwesend zu sein schien. Wenn er zum Beispiel eines von uns Kindern rufen wollte, begann er fast immer mit dem Namen des Kindes, das er eigentlich gar nicht rufen wollte. Er zählte unsere Namen nacheinander auf und es war eigentlich immer der letzte, der tatsächlich kommen sollte. Der erste der gerufen wurde, konnte beruhigt den Ruf ignorieren, denn er war sicher nicht gemeint. Wir hatten uns schon daran gewöhnt, daß unser Vater diesbezüglich etwas merkwürdig war. Aber jeder hat nun so seine Eigenheiten..

Dann war es einmal, als er als Graphologe in einem psychologischen Büro arbeitete, daß er nach seiner Arbeit ins Büro zurück ging und sagte:

"Ich habe meinen Hut hier vergessen."

Alle suchten nach seinem Hut. Irgendwann begann die Chefin des Büros zu lächeln und machte meinen Vater darauf aufmerksam was er in der Hand halten würde, nämlich seinen Hut. Ihr könnt Euch vorstellen, wie lustig diese Situation gewesen ist.

Ich habe irgendwann einmal über Albert Einstein gelesen, daß er mit dem Zug gereist ist und als der Schaffner kam, konnte er sein Ticket nicht finden. Dem Schaffner war er sehr gut bekannt und so sagte dieser zu ihm:

"Macht nichts, Herr Professor, Sie brauchen nicht weiter zu suchen, denn ich glaube Ihnen, daß Sie eine Fahrkarte besitzen."

Als der Schaffner erneut bei seinem Abteil vorbeikam, sah er Einstein auf seinem Bauch, als er eifrig etwas suchte. Er kam herein und sagte ihm, daß es nicht nötig sei, nach der Fahrkarte zu suchen.

"Ja, ich habe es verstanden,..."

sagte Einstein,

"... aber ich weiß nicht, wo ich aussteigen soll. Deshalb suche ich die Fahrkarte!"

Irgendwie erinnert mich mein Vater ein bißchen an ihn, aber ansonsten hielt Papa die Dinge, die er für wichtig hielt, fest. Ich kann mich nicht erinnern, jemanden mit einem so guten Gedächtnis gekannt zu haben. Als er in die erste Klasse zur Schule ging, kannte er bald alle Schulbücher, alle Inhalte und Zusammenhänge auswendig. Er wurde in die zweite und dann in die dritte Klasse versetzt. Er erzählte uns nicht genau die Einzelheiten seines Lebens, aber es dürfte damals nicht ganz so "rosig" gewesen sein, wie wir es uns vielleicht vorstellen.

Unsere Großmutter, also die Mutter unseres Vaters hieß Rosalia. Ich weiß nicht viel von ihr. Alles was ich über sie weiß, ist auf einem Foto festgehalten, wo sie alle drei darauf sind, Oma Rosalia, und meine Eltern. Oma ist leider verstorben als mein Vater noch jung war. Opa heiratete dann eine Frau aus Sachsen, namens Elisabeth Weber, die ihren Sohn Adolf dann mit in die Ehe brachte. Mein Vater verließ sein Zuhause recht früh und hat sich dann in Klausenburg niedergelassen. Von dieser Zeit wissen wir nur soviel, daß er dort als Psychologe tätig war und eine Vielzahl anderer Zweige der Wissenschaft studierte und danach in einem Psychologiekabinett als Graphologe gearbeitet hat. Er wurde dann aber von der göttlichen Vorsehung zu etwas Anderem berufen. Er landete zur Untermiete, bei einem Mann, der vom Glauben her ein Siebenten-Tags-Adventist war und er blieb eine Weile dort. Bruder Kaszián, so hieß der gute Mann, hatte mehrere geistliche Bücher im Haus. Eines Tages begab es sich, daß mein Vater aus Langeweile ein Buch aus dem Regal nahm. Das Buch trug den Titel: "Frühe Schriften" oder auch "Erfahrungen und Gesichte" genannt. 
 

Er öffnete es und las einen kurzen Absatz, es war eine Beschreibung über den Herrn Jesus. Neugierig schaute er nach, wer der Autor des Buches sei und fand dort den Namen einer gewissen Frau Ellen Gould White. Dann las er den Absatz noch einmal, legte das Buch nieder und das erste Mal in seinem Leben als Erwachsener, kniete er nieder und betete den Herrn Jesus, als den Sohn Gottes und seinen Erlöser an. Dazu muß ich sagen, daß mein Vater zuhause nicht religiös erzogen worden ist, aber er wuchs in einer anständigen und gesitteten Familie auf. Diese Entdeckung hat eine Kehrtwende in sein Leben gebracht. Er war fasziniert von dem, nein, besser gesagt "Wen" er gefunden hat und um es mit den Worten des Apostels Paulus aus Philipper 3:7+8 zu verdeutlichen:

"Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet. Ja, ich achte es noch alles für Schaden gegen die überschwengliche Erkenntnis Christi Jesu, meines HERRN, um welches willen ich alles habe für Schaden gerechnet, und achte es für Unrat, auf daß ich Christus gewinne."

So fühlte auch er sich in seinem Herzen und stimmte voll und ganz mit Paulus überein und hat seitdem für Jesus alles fallen lassen und hat sein Leben ganz und gar und vorbehaltlos Jesus Christus als seinen Herrn und Erlöser anvertraut.



 

Kapitel 4

Die Bekehrung meines Vaters

"Welche Er aber zuvorbestimmt hat, diese hat Er auch berufen; und welche Er berufen hat, diese hat Er auch gerechtfertigt; welche Er aber gerechtfertigt hat, diese hat Er auch verherrlicht." 

Römer 8:30

Mein Vater freundete sich mit einem jungen Mann namens Zoltan Mera an. Diese Freundschaft war so innig, daß mir sogar der Name "Zoltán" gegeben wurde. Die Mutter dieses jungen Mannes hatte sich kurz zuvor für den adventistischen Glauben entschieden und drängte ihren Sohn immer wieder dazu, diese Gemeinde auch mal zu besuchen. Da er nicht wußte, wie er sie diesbezüglich loswerden konnte, sagte Zoltán eines Tages zu meinem Vater:

"Du, Emmerich, meine Mutter drängt mich die ganze Zeit zu ihrer Gemeinde zu gehen! Sie sagt mir immer wieder, daß dies der wahre Glaube sei. Sie feiern aber den Samstag, wie die Juden und ich gehe dort nicht hin, weil wir Christen sind und alle Christen den Sonntag halten. Bitte forsche nach, wie es sich mit diesem Problem verhält, da ich davon nicht viel verstehe. Ich habe Zugang zu allen Bereichen der Universitätsbibliothek und gebe Dir meine Zugangsdaten und forsche bitte nach. Was Du findest, das werde ich dann annehmen!"

Daraufhin fragte ihn mein Vater:

"Wie kannst Du so was sagen? Wenn ich mich im Irrtum befinde, was ist dann mit Dir?"

Er antwortete ganz zuversichtlich:

"Ich bin mir sicher, Du findest das schon heraus."

"Warte mal…" 

sagte mein Vater dann zu ihm,


 "… mir scheint, wir sollten untersuchen, warum wir den Sonntag halten, denn die Bibel, wenn ich mich nicht irre schreibt, daß Samstag der Ruhetag sei, nicht wahr?"

Und Zoltán meinte dann darauf:

"Siehst Du, ich hab Dir gesagt, daß Du die Antwort gewiß finden wirst. Gehe einfach hin und forsche nach und wir werden dann das Ergebnis von Dir annehmen."

Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, bis sie sich wieder getroffen haben. Zoltán war ungeduldig und er fragte ihn:

"Hast Du etwas herausgefunden?"

"Ja, das habe ich in der Tat."

"Sag mir, was ist es?"

"Daß wir wie die Heiden sind."

"Wie bitte?! Wir sind wie die Heiden?"

"Ja, wir sind wie die Heiden, denn Sonntag ist ein heidnischer Feiertag, er hat nichts mit der christlichen Religion zu tun. Die Bibel berichtet nur über den Sabbat und alle frühen Christen hielten den Sabbat. Viel später, im vierten Jahrhundert, wurde der Tag der Verehrung durch Kaiser Konstantin unmittelbar nach der offiziellen Anerkennung des Christentums geändert, weil er eine Einigung der beiden Religionen, der heidnischen und der christlichen, herstellen wollte."

Dann erzählte er ihm ausführlich alles, was er gefunden hatte und nachdem er dieses Thema studiert hatte, war das Interesse meines Vaters geweckt, sich in der Adventgemeinde taufen zu lassen.

So ging er zu den Versammlungen und eines Tages sprach er den Prediger an und bat ihn um Rat:

"Bruder, ich stehe kurz davor in die Armee eintreten zu müssen. Was soll ich tun?"

"Tue was jeder tut."  
 
Sagte der Prediger.

"Wie meinst Du das? Soll ich eine Waffe nehmen und damit Leute töten?"

"War nicht ein Schwert auch in den Händen der Engel, die den Eingang zum Garten Eden bewachten?" 
 
Argumentierte der Prediger.

"Du meinst, ich kann in den Krieg ziehen?"

"Ja, Du kannst gehen."

Mein Vater war sehr überrascht über die Antwort, die er erhielt. Dann sagte er zu ihm:

"Ich habe von der Gemeinde der Reform-Adventisten gehört, ich war noch nicht bei ihnen, ich weiß auch nicht, wo sie sind, aber ich fürchte, sie haben sich von Euch getrennt, aber nicht von der Wahrheit, sondern wegen der Wahrheit. Jetzt werde ich schauen, was sie denken und was sie glauben. Ich möchte nicht hören, daß jemand sagt, daß mich die Reformisten reinlegen, denn dann werde ich Dich als Zeuge nehmen, weil Du mich überzeugt hast, da Ihr die Wahrheit, so wie sie in der Bibel steht nicht habt."

Er ging dann zu den Reform-Adventisten und fand nur wenige ältere Leute, sehr wenige Mitglieder dort vor, aber er blieb dort. Er schrieb sich in die Taufklasse ein und begann zu arbeiten. Bald bildete sich eine große, schöne Gemeinde. Ich erinnere mich, daß es in den Jahren 1950 und 1951 war, bevor die Kommunisten unsere Gemeinde verboten haben, das sie aus ca. 100 Gliedern in Klausenburg bestand.

Von dieser Zeit an, bis zu seinem Lebensende war er fest davon überzeugt, daß die Reformbewegung die Gemeinde des lebendigen Gottes ist und er schätzte sie dementsprechend. Ich habe niemals ein einziges abwertendes Wort über die Gemeinde aus seinem Mund gehört. Wenn meine Mutter oder meine Schwestern manchmal in Papas Gegenwart über jemand getratscht haben, bat mein Vater immer darum so ein Gespräch sofort zu beenden. In seiner Gegenwart durfte man über niemanden schlecht reden.

Ich erinnere mich an zwei Gelegenheiten bei denen mein Vater völlig außergewöhnlich vorging. Ein unbekannter Bruder kam einmal zu uns und wollte mit meinem Vater sprechen. Mein Vater fragte:

"Nun, worüber möchtest Du mit mir sprechen?

"Schau, Bruder Boldischar, ich habe hier Dokumente darüber, was die Brüder in der Gemeindeleitung getan haben."

Mein Vater stand sofort auf, nahm den Mantel dieses Anschuldigers vom Kleiderbügel und hielt ihm den Mantel hin und bat ihn, er möge ihn anziehen. Sehr überrascht, sogar verängstigt, blickte er meinen Vater an. Er gab ihm den Mantel und sagte:

"Ich bin nicht bereit, auf die Anschuldigungen gegen meine Brüder zu hören. Wenn Du eine andere Nachricht bringen möchtest, dann bist Du willkommen!"

Er führte ihn dann hinaus und schloß die Tür hinter ihm.

In einer anderen Situation, nicht lange nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, versuchte die "Securitate" (die dortige Geheimpolizei) durch verschiedene Brüder in der Gemeinde Intrigen zu verbreiten, um diejenigen, die treu die Wahrheit vor den Behörden verteidigt hatten in einem schlechten Licht dastehen zu lassen. So kam eines Tages, einer der Anführer dieser Rebellengruppe in Begleitung zweier Schwestern zu meiner Oma. Alle drei waren meinem Vater unbekannt, aber der rebellische Bruder wußte etwas über ihn. Sie haben sich bequem hingesetzt und warteten, daß Oma etwas für sie kocht, weil sie essen wollten. Der rebellische Bruder wollte meinem Vater die Hand geben, aber er wollte den Rebellen nicht einmal begrüßen, sondern drehte sich zu den zwei Schwestern, die mitgekommen waren und sprach:

"Habt ihr keine Ehemänner zu Hause?"

"Doch, Bruder Boldischar, haben wir."

"Was sucht Ihr mit diesem fremden Mann hier, der nicht Euer Ehemann ist?"

Sie schwiegen.

"Habt Ihr Zuhause keine Töpfe?"

"Ja, wir haben Töpfe."

"Was sucht Ihr dann hier bei diesen Töpfen?"

Dann wandte er zu seiner Schwiegermutter zu und sagte zu ihr:

"Diese Leute sind die Feinde der Gemeinde Gottes. Verflucht ist das Bett, auf dem dieser Mann sich hinlegt, und verflucht ist der Topf, aus dem er ißt, solange er diese Verleumdungsarbeit macht!“

Der Bruder fragte dann meinen Vater:

"Willst Du nicht mit mir reden?"

Mein Vater fragte ihn daraufhin.

"Mußten Adam und Eva mit der Schlange sprechen?"

Dann sagte er:

"Die Jünger gingen in die ganze Welt und nur ein Name kam aus ihrem Mund: "Jesus". Ihr seid gegangen, aber ein anderer Name kommt aus eurem Mund: "Moraru" (so hieß einer der leitenden Brüder). Jetzt gehe ich und in zehn Minuten komme ich zurück, aber ich werde hier niemanden mehr sehen!"

Alle gingen sofort. Sie gingen zu einem anderen Bruder, der sie im Haus empfing. In dieser Nacht brach das Bett unter dem rebellischen Bruder zusammen, obwohl er ein kleiner Mann und nicht dick war. Er ging von dort nach Dobrogea, aber er erlitt auch das gleiche. Der Bruder von dort hatte, obwohl er meinen Vater nicht kannte, gehört, daß ein Bruder aus Klausenburg ihn verflucht hatte, darum sprach er zu dem Rebellen:

"Verschwinde von hi, ich will Dich nicht mehr hier sehen, weil der Fluch des Bruders aus Klausenburg Dich verfolgt. Gestern schliefen zwei große und dicke Brüder in diesem Bett und es brach nicht zusammen und jetzt brach es mit Dir darauf zusammen und Du bist nicht einmal halb so dick wie sie!"

Und so jagte er ihn aus dem Haus.

Bei einer anderen Gelegenheit hörte ich meinen Vater einmal sagen:

"Weißt Du, Bruder, ich kenne die Obstbäume, wenn sie klein sind nicht. Wenn jemand sagt, daß es ein guter Aprikosenbaum ist, weiß ich es nicht, aber die Zeit kommt, wenn er Früchte trägt. Ich habe Geduld zu warten. Bis dahin möchte ich über niemanden sprechen."

"Denn der HERR gibt Weisheit, und aus Seinem Munde kommt Erkenntnis und Verstand. Er läßt es den Aufrichtigen gelingen und beschirmt die Frommen und behütet die, so recht tun, und bewahrt den Weg Seiner Heiligen." 

Sprüche 2:6-8

 

 

Kapitel 5

Die wahren Kinder Gottes

"All denen aber, die Ihn aufnahmen, gab Er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an Seinen Namen glauben." 
  
Johannes 1:12

Kinder Gottes. Wer sind sie? Wie unterscheiden sie sich von anderen Menschen? Wir würden erwarten, daß sie durch ein außergewöhnliches göttliches Wunder beschützt werden und ihnen nichts passieren wird. Nein, das ist nicht immer der Fall. Es ist wahr, daß der gute liebe Gott Seine Kinder liebt und beschützt, aber nicht so, wie sie es selbst oft erwarten würden. Es kommt sehr oft vor, daß Er es erlaubt, daß Seine Kinder leiden, daß sie beraubt und verfolgt werden, aber Er vergißt sie nie. Wir lesen von Jesus, unserem Vorbild:

"Verachtet war Er und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Krankheit vertraut; wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt, so verachtet war Er, und wir achteten Seiner nicht. Doch wahrlich, unsere Krankheit trug Er und unsere Schmerzen lud Er auf sich; wir aber hielten Ihn für bestraft, von Gott geschlagen und geplagt; aber Er wurde durchbohrt um unserer Übertretung willen, zerschlagen wegen unserer Missetat; die Strafe, uns zum Frieden, lag auf Ihm und durch Seine Wunden sind wir geheilt."  

Jesaja 53:3-5

Was wäre mit der Menschheit, wenn es keine Mütter gäbe, die alles für ihre Babys opfern?

Wie würde sich eine Mutter fühlen, wenn es ihr verboten wäre, ihren Kindern liebevoll zu dienen? Was wäre, wenn wir keinen Gott hätten, der seit Jahrtausenden jeden Morgen den Tag aufs Neue anbrechen lassen würde und sowohl den Guten als auch den Schlechten Regen und Sonne gibt? Christen sind glücklich, weil sie lieben, dulden und dienen. Die einzige Waffe, mit der das Böse das Christentum unattraktiv macht, ist die Schande.

Der Stolze, obwohl unglücklich, will nicht gedemütigt werden. Dennoch ist jeder nur so groß, wie er sich beugen kann. Gott neigte sich von der unerreichbaren Höhe bis zu den am tiefsten gefallenen Menschen, in die Tiefen der Verderbtheit, weil Er allmächtig und die Liebe selbst ist.

Vielleicht braucht man nicht zu betonen, daß man Glück niemals finden wird, wenn man es sucht, denn alles was sich als Glück ausgibt ist eine Täuschung. Glück ist immer getarnt. Es erfordert etwas. Wenn man aber bereit ist zu geben, wird man sofort das Gefühl haben, daß man es gefunden hat, genauer gesagt, daß das Glück Dich gefunden hat. Der einzige, der Dir Glück geben kann, ist Gott selber. Er und nur Er allein ist der Urheber und die Quelle des wahren Glücks.

Die Kinder Gottes sind diejenigen, die sich nicht um sich selbst, sondern um andere kümmern, für andere leben und leiden. Gottes Kinder sind glücklich, weil sie lieben, sie unterscheiden nicht zwischen Freund und Feind, sie lieben beide, aber sie selbst sind trotz alledem glücklich, ein himmlisches Licht leuchtet auf ihren Gesichtern und scheint in ihre Herzen. Der Zweck ihres Lebens ist zu geben und zu dienen. Ihr Glück besteht darin, andere glücklich zu machen.

Ein weiteres Beispiel: Was ist mit einer Mutter die jahrelang, nachdem sie den ganzen Tag gearbeitet hat, noch dazu jede Nacht zehn oder zwanzig Mal für ihr weinendes Kind aufstehen muss? Ist dies eine Bestrafung? Die Frage erhebt sich, wann ist es eine Strafe und wann eine Freude? Dies ist der Kern, der Inhalt und die Berufung des Christen. Wann ist es eine Strafe für ihn, ein Diener zu sein? Wenn er es nicht aus Liebe tut.

Wie würde sich eine Mutter fühlen, wenn sie nicht aufstehen dürfte um ihrem Kleinen zu helfen? Dieses kleine Beispiel zeigt, daß der erste, der dem Glück nachjagt, niemals wirklich glücklich sein wird, während der zweite seines Glücks nicht beraubt werden kann, egal wie oft er gebraucht wird. Wahres Glück ist zu lieben und geliebt zu werden. Diese Art von Leben, ist ein Leben ungestörten Glücks, egal wie die Gezeiten des Leben auch sein werden und wird durch das Gesetz des großen Gottes regiert und ermöglicht.

Lieben, leben, dienen ist dieses Glück. Wenn eines fehlt, ist Liebe keine Liebe, sondern Selbstsucht, wenn Du nicht liebst, lebst Du nicht, Du vegetierst nur und wenn Du etwas tust, erwartest Du eine Belohnung, wie ein Tagelöhner. Anders ausgedrückt, Du bist immer ein Knecht, kein freier Mensch. Dein Glück hängt von anderen ab. Und niemand wird es Dir geben, weil der andere genauso denkt wie Du. Dies ist die Welt, dies ist das Bild, das wir sehen können, wenn wir unsere Augen ein wenig öffnen. Eine unglückliche Welt, die auf ihrer fieberhaften Suche nach Glück, dasselbe unter ihre Füße trampelt.

"...und gedenken an das Wort des HERRN Jesus, daß Er gesagt hat: "Geben ist seliger denn Nehmen!" 

Apostelgeschichte 20:35

"Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit, so wird Euch solches alles zufallen."

 Matthäus 6:33


 


Kapitel 6

Unsere Oma

"Und erinnere mich des ungefärbten Glaubens in Dir, welcher zuvor gewohnt hat in Deiner Großmutter Lois und in Deiner Mutter Eunike, bin aber gewiß, auch in Dir." 

2. Timotheus 1:5

Eine bekannte Persönlichkeit in der Familie war die Oma mütterlicherseits. Ihr Name war Ilona Faragau und sie wurde am 8. März 1888 in Sic, in Siebenbürgen geboren, einem wichtigen Jahr in der Geschichte der Adventisten. Sic war eine Ortschaft, gemäß den Akten die wir in der Evangelischen Lutherischen Kirche gefunden haben. Dort lebten vormals ursprünglich Deutsche, aber mit der Zeit haben sie sich an die umliegenden Völker angepaßt, weil es dort weit und breit keine deutsche Siedlung gab, erst in Klausenburg.

Gegenüber von meinen Großeltern lebte eine ungarische Familie namens Nagy. Die Frau war bis 1914 Adventistin, wurde jedoch damals aus der Gemeinde ausgeschlossen, weil sie glaubte, daß es nicht richtig sei, am Krieg teilzunehmen. Sie war kein Mitglied mehr in der Adventgemeinde, aber dann später in der Reformbewegung. Meine Großmutter hatte keine Gelegenheit, zur Schule zu gehen und als Analphabetin hörte sie den Darlegungen ihrer Nachbarin über ihren Glauben zu und verstand die Wahrheit und nahm sie sofort an. Sie wurde kurz darauf getauft. Ihr Mann hieß Géza Bálint, er war Ungar und stammte zwar aus einer Adelsfamilie, aber sie war nicht mehr so reich. Er war ein intelligenter Mann, aber ohne stabile Grundsätze. Sie hatten fünf Kinder, von denen das zweite unsere Mutter war. Nachdem unsere Oma anfing, den Sabbat zu halten und kein Fleisch mehr zu essen, wurde sie von meinem Opa verspottet.

"Verdammt, Du bist verrückt geworden!"

Als sie Essen machte, nahm er ein Stück Speck und warf es in den Topf um sie zu ärgern, weil sie Vegetarierin geworden war und ihm das nicht gefiel.

"Du sollst verhungern, wenn Du so viel Dummheit im Kopf hast."

Diese spöttischen Worte wurden ihr von ihrem eigenen Mann entgegengebracht und mit der Zeit wurden die Drohungen immer heftiger.

"Ich bring Dich um! Wenn Du den Glauben nicht aufgibst, werde ich Dich töten!"

Sie dachte:

"Was soll ich nur tun?! Wenn er das tatsächlich macht werden meine Kinder zu Waisen."

Am nächsten Morgen wollte sie dann zu unserem Großvater sagen, daß sie den Glauben aufgibt, bis die Kinder älter werden. In dieser Nacht kam aber ein Engel im Traum zu ihr und sagte:

"Fürchte Dich nicht!"

Einfach so.

"Hab keine Angst!"

Als sie aufwachte, sagte sie zu ihrem Mann:

"Du kannst mich töten, aber ich gebe meinen Glauben nicht auf!"

"Also gut, ..." 

sagte mein Großvater.

". ..bleib so, wenn Du willst. Ich werde mich auch bekehren."

Und so wurde er Millenist, das ist eine Art Jehovas Zeugen. Meine arme Oma hatte ein schweres Leben mit Opa. Meine Mutter war Opas Lieblingstochter. Kurz nachdem meine Oma sich bekehrt hatte, kam mein Großvater zu meiner Mutter:

"Elisabeth, ich fürchte sehr, Du wirst auch wie Deine Mama, gläubig. ..."

"Ich, Papa? Niemals, mach Dir gar keine Sorgen, ich esse sehr gerne Fleisch."

"Ach, ach, ..." 

sagte Opa, 

"...ich habe da große Bedenken!"

Eines Nachts, während sie schliefen, hatte Mama einen Traum. Sie träumte, daß ihre Mama zu ihr sagte: "Ich gehe auf eine Reise, von der ich niemals zurückkehren werde."

Meine Mutter fing an zu weinen und laut zu rufen:

"Mama, geh nicht weg, ich komme mit!"

Sie weinte so laut, daß das ganze Haus wach wurde.

"Geh nicht weg, Mama, ich gehe mit Dir!"

Sie weinte und klammerte sich an ihre Mutter. Nachdem sie aufgewacht war, hielt sie sich an ihrer Mutter fest und sagte: 

"Ich gehe mit Dir!"

Am Morgen, nachdem sie aufwachte, ging sie zu ihrem Vater und sagte zu ihm:

"Ich gehe mit Mama, und Papa, ich werde mich taufen lassen!"

"Ich habe es Dir gesagt! Ach, ach, meine liebe Tochter. Habe ich Dir nicht gesagt, daß Du Dich auch bekehren wirst?"

Dann wandte er sich an Oma und sagte:

"Hör zu, Du Elende, mach Essen für dieses Mädchen! Es tut mir nicht leid für Dich, Du kannst verhungern, aber ich kann sie nicht so verhungern lassen."

Oma durfte dann alles kochen, um das Fleisch zu ersetzen. Mama hat auch gerne gekocht und so waren beide sehr gut versorgt.

Sie gingen zusammen zur Gemeinde. In dieser Zeit gab es einen armen Prediger dort in Klausenburg, namens Nitescu, der ein interessantes Erlebnis hatte. Die meisten Geschwister dort waren arm. Meine Großmutter erzählte mir eine Geschichte über ihren Pastor, der einmal zu einer Adelsfamilie gehen wollte. Um besser gekleidet zu sein, verlangte er von den Nachbarn einen Seidenmantel, um zu zeigen, daß er nicht so armselig gekleidet sei. Er machte sich zu Fuß auf den Weg von Oma aus, Richtung Bahnhof. Um den Fluß zu überqueren, mußte er über eine Brücke gehen, die zu diesem Zeitpunkt kein Geländer hatte. Der Fluß hatte einen Wasserfall etwa 50 Meter von der Brücke entfernt. Er hatte eine Tasche mit der Bibel und anderen Bücher in der einen Hand und in der anderen den geborgten Seidenmantel und wie es dazu kam, weiß ich  nicht, aber er fiel ins Wasser. In den folgenden Augenblicken war er schon in dem turbulenten Wasserfall und der letzte Gedanke, an den er sich erinnerte, war der geliehene Mantel! Als er aufwachte, stand er auf der anderen Seite des Flusses, wo er hin sollte, zu seiner Rechten war der Mantel und zu seiner Linken fand er die Büchertasche vor. Wie er mit seinem ganzen Gepäck dorthin kam, fand er bis zu seinem Tod nicht heraus.

Inzwischen hatten meine Eltern geheiratet. Großvater war Schuhmacher und hatte Lehrlinge. Als Adeliger, hatte er ein großes Erbe, aber in der Zwischenzeit war er verarmt, aber er hatte immer noch ein großes Haus in Klausenburg, in der Nähe des Bahnhofs und einen großen Weinberg. Sie hatten viele Mieter und lebten davon und von Zeit zu Zeit stellten sie auch Schuhe her. Drei Jungs arbeiteten dort wie Lehrlinge und als mein Vater in die Familie meiner Mutter kam, haben alle drei Lehrlinge Jesus angenommen.

Ich erinnere mich an das Leben meiner Großeltern. Wir Kinder gingen gern dort hin. Obwohl sie sehr früh ins Bett gingen, hielten sie jeden Morgen und Abend ihre Andacht. Sie sangen, lasen aus der Bibel und beteten. Am Morgen standen sie um vier oder fünf Uhr auf und wir konnten hören, wenn wir dort geschlafen haben, wie sie Lieder gesungen, gelesen und dann gebetet haben. Sie haben ein besseres geistliches Leben geführt als viele unserer Familien heutzutage, wo in vielen die Andacht vernachlässigt oder gar nicht gehalten wird.

Wir mochten Opa viel mehr als Oma, denn mit ihm konnten wir viel zusammen unternehmen. Er war lustig und wir haben uns sehr gut mit ihm verstanden. Mit Oma konnten wir vieles nicht machen. Sie sah uns an und sagte, daß dies oder das getan werden müsse und wir mußten es dann auch machen. Wir schrieben Briefe für sie, weil sie selber nicht lesen und schreiben konnte und wenn sie mit jemandem schriftlich in Kontakt tretenwollte, mußten wir für sie die Briefe schreiben und bekamen 1 Leu dafür (rumänische Währung, umgerechnet 20 Cent). Sie diktierte uns was wir schreiben sollten und wir schrieben das dann für sie auf.

Unsere rumänischen Glaubensbrüder waren nett, alle trugen komische Sandalen, aus alten Reifen angefertigt und mit Schnüren zusammengebunden und für uns Kinder, die wir ja aus der Stadt kamen, schien es sehr merkwürdig und lustig uns vorzustellen, wie man damit wohl gehen könnte. Viele von den Glaubensgeschwistern kamen nach Klausenburg wenn sie krank waren. Jeder wußte, daß jeder bei Oma Balint einen Platz zum Schlafen, Brot zum Essen und eine liebevolle Behandlung bekommen würde. Sie liebte sie wirklich, wir wußten das aus den Briefen, die uns Oma diktiert hat, die sie ihnen schreiben wollte, um sie nach ihrem Wohlbefinden zu fragen. Wehe dem, der nicht geantwortet hat, wie es ihm ging!

"Du gehst nach Hause und schreibst mir, wie es Dir geht! Hier ist die Postkarte!"

Wenn sie aber keine Nachrichten von denen erhielt, von denen sie wußte, daß sie krank waren, dann diktierte sie uns folgendes:

"Du sollst Dich schämen! Habe ich Dir nicht gesagt, Du sollst mir schreiben? Was läßt Du mich hier warten, ohne mich wissen zu lassen, was mit Dir los ist?"


Wir hatten Spaß und schrieben es genauso auf, wie sie es uns sagte.

Telefone waren nicht so verbreitet wie heute und die Leute konnten nur die Post nutzen, um in Verbindung zu bleiben. Unsere Oma hatte eine klapperdürre Mieterin. Sie lebte recht zurückgezogen. Sie hatte keine Zähne, aber wenn sie kam, dann hat sie viel und schnell geredet, wie ein Wasserfall und man konnte sie nur schwer wieder loswerden. Eines Tages hatte Oma einen Trick gefunden, wie sie sie loswerden konnte.

"Zoli, bring die Bibel und lese uns was vor." 

Sagte sie zu mir. Wie von einer Tarantel gestochen sprang die Frau auf und sagte:

"Oh, liebe Frau Vermieterin, ich habe so viel zu tun, ich muß sofort nach Hause!"

Und im Nu war sie weg. Sie lief vor der Bibel davon, "wie die bösen Geister, vor dem Weihwasser."

Ich erinnere mich auch, daß mein Opa fremdgegangen und zu einer Liebhaberin gezogen ist. Oma fuhr weit weg mit dem Zug und dann mit dem Bus zum dem Ort, wo er mit dieser fremden Frau lebte, sammelte die schmutzige Wäsche und bügelte sie schön, brachte sie in Ordnung und wieder zurück, dorthin wo ihr Mann mit der fremden Frau lebte. Wenn jemand sie fragte, warum sie das tut, sagte sie:

"Er ist doch mein Ehemann, er muß ordentlich aussehen."



In den Jahren 1970 und 1971 hatte ich ein Problem, das ich mit meinen Eltern nicht besprechen konnte. Ich vertraute meiner Oma, weil ich spürte, daß sie eine Verbindung zum Himmel hatte und sagte zu ihr:

"Oma, willst Du mit mir fasten?"

"Ja. Was ist Dein Problem?"

Ich erzählte ihr dann was ich auf dem Herzen hatte, aber nur zur Hälfte, eher gesagt genau nur diesen einen Teil. Eine andere Familie war mit in diese Situation verwickelt, aber ich habe ihr nichts davon erzählt. Wir aßen zusammen, beteten und sagten:

"Morgen Abend kommen und beten und essen wir wieder zusammen."

Als ich am nächsten Abend, nachdem wir beide gefastet haben zu ihr kam, erzählte mir Oma zu meiner größten Verwunderung, die andere Seite des Problems, die ich verschwiegen hatte.

"Ach, du liebe Zeit,..." dachte ich, "...woher weiß Oma das nur?"

Sie konnte es von niemand erfahren haben, weil sie keinen Kontakt zu der anderen Familie hatte. Ich wußte nicht einmal, wie sie es herausgefunden hat. Und so fragte ich sie ganz erstaunt:

"Oma, woher weißt Du das denn?"  
 
Sie lächelte nur:

"Ja, denkst Du, ich habe umsonst gefastet?"

Sie erzählte mir dann beide Seiten des Problems und bot mir eine Lösung dazu an und somit war das ganze Problem gelöst.

Laufe der Jahre wurde Opa immer langsamer und verwirrter und das hat uns natürlich sehr weh getan, weil er sonst so nett und lieb zu uns war. Opa verlor den Verstand und starb wie ein Geistesgestörter.

Oma dagegen ist immer klüger, freundlicher und liebevoller geworden. Ich bemerkte, wie die Wahrheit sie komplett veränderte. Sie überlebte ihn um viele Jahre und war dann schon recht alt, als sie dann die Augen schloß. Als es so weit war, schlief sie mit einem göttlichen Frieden auf ihrem Gesicht sanft ein.

"Gedenke an Deinen Schöpfer in Deiner Jugend, …. Laßt uns die Hauptsumme aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte Seine Gebote; denn das gebührt jedem Menschen."

Prediger 12:1+13









Kapitel 7

Die Gemeinde in Klausenburg

"Damit Du aber, falls sich mein Kommen verzögern sollte, weißt, wie man wandeln soll im Haus Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist, 
der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit. " 

1. Timotheus 3:15

Ich war 7 oder 8 Jahre alt als unsere Gemeinde im Jahre 1951 von den Behörden geschlossen wurde. Aber ich kann mich auch noch heute an die "Bilder" von vor mehr als 70 Jahren erinnern. Da gab es die Hauptstraße, die die ganze Stadt durchquerte, sie war die Hauptader der Stadt. Vor der Gebetshalle befand sich ein großer Innenhof und wir Kinder hatten einen separaten Raum. Was mich am meisten faszinierte und zu tiefst beeindruckte war die Atmosphäre, die im Gemeindesaal herrschte. Wir hatten immer das Gefühl, daß die Gegenwart Gottes den Raum erfüllte. Wir sprachen nur im Flüsterton. Leider spüre ich diese Gegenwart heute nur sehr selten und wenn, dann ist sie nicht mehr so tiefgehend wie damals. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren , daß es damals anders war als heute. Der heutige Gottesdienst, scheint diese Frömmigkeit und diese Heiligkeit zu vermissen.

Ein paar Worte darüber, wann Gott eine Gemeinde als Seinen Stellvertreter annehmen kann:

Ich möchte Euch eine kleine Geschichte aus der Erfahrung eines unserer guten Freunde, eines bekehrten Staatsanwalts in Rente, erzählen:

Im Jahr 1973 war Bruder Morlocan 60 Jahre alt. Er und seine Familie wollten zu seinen Verwandten in die USA auswandern. Das war damals zu der Zeit nur möglich, da seine Schwägerin schon dort wohnte und sie hatte sie eingeladen und sich verpflichtet sie aufzunehmen und für sie zu sorgen. Geschwister Morlocan hatten zwei Kinder, Sohn Mircha und seine ältere Schwester Resi. Resi war inzwischen verheiratet und hieß deswegen nicht mehr Morlocan. Aus diesem Grund lehnte der US-Konsul das Visum ab. Bruder Morlocan versuchte jedoch sein Bestes, um den Konsul davon zu überzeugen, die Einreise zu genehmigen, bis dieser schließlich das viele Gerede satt hatte und mit Nachdruck erklärte:

"Herr Morlocan, ich bin kein Rentner, so wie Sie, ich habe nicht endlos Zeit. Als Konsul ist es meine Pflicht, die amerikanischen Gesetze zu vertreten und ich habe Ihnen eingehend erklärt wie diese lauten. In dem Moment, in dem ich Ihnen etwas anderes erzähle, verletze ich meine Pflicht als Konsul und riskiere meine Arbeitsstelle. Bitte hören Sie sofort damit auf."

Ich habe diese kleine Geschichte erzählt, weil ich damit versinnbildlichen wollte, daß Gott eine Gemeinde nur so lange anerkennen kann, so lange sie genau das sagt, was auch Gott selbst sagen würde, also, das was in Seinem Wort geschrieben steht.

Der Begriff "Gemeinde Gottes", ist fehl am Platz, wenn sie nicht das sagte, was Gott sagt, weil sie quasi die Vertreterin in einem "fremden Land" ist. Die Menschen der Gemeinde sind Vertreter Gottes und wenn jemand kommt und sie fragt:

"Wie kann ich in den Himmel kommen?"

Was sollten sie antworten? Was antwortete Jesus auf diese Frage?

"Halte die Gebote"

war die einfache Antwort. Wenn eine Gemeinde das nicht sagt, kann es nicht die Gemeinde Gottes sein. Die Leute können nett sein, sie können alles Mögliche tun und sagen, aber wenn sie das nicht sagen, dann sind sie nicht die echte Gemeinde Gottes. Es heißt ja ganz deutlich in Matthäus 19:17

"Willst Du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote."

Das Gesetz Gottes, die Zehn Gebote, enthalten in einer für Sünder bestimmten Form die Grundsätze, die allen, die es erfüllen, vollkommenes Glück, Freiheit und Leben garantieren. Es wäre eine Beleidigung für eine Mutter zu sagen: "Bestehlen Sie ihr Kind nicht, lügen Sie es nicht an, töten Sie es nicht!" usw. Warum? Weil sie ihr Kind liebt und alles für das Kind tun würde. Das Gesetz ist in einem Wort zusammengefaßt: Liebe! Gott und den Menschen lieben! Dieses Gesetz ist ein vollständiges Ganzes, unteilbar, es gibt kein kleines und großes Gebot. Es ist eine untrennbare Einheit, wenn man eines übertritt, übertritt man das ganze Gesetz.

Mein Vater wurde von Gott zur Gemeinde der Reform-Adventisten geführt und ich habe seine unerschütterliche Treue gegenüber dieser schwachen, bescheidenen Gemeinschaft, die er sein ganzes Leben lang hochgeschätzt hat, immer bewundert, bis auf den heutigen Tag. Nach meinem besten Wissen und Gewissen habe ich bis heute keine andere Glaubensrichtung gesehen, die die ewige Gültigkeit des Gesetzes Gottes in allen Punkten bekennt und beschützt.

"Erkennet doch, daß der Herr Seinen Getreuen ausgezeichnet hat! 
Der Herr wird hören, wenn ich zu Ihm rufe." 

 Psalm 4:4

Es wäre Gott eine Freude, wenn alle Menschen Seine Gebote halten würden. Man muß diesbezüglich keiner ganz bestimmten Glaubensrichtung angehören, denn solange das Gesetz, Gottes Gebote im Leben eines jeweiligen Menschen erfüllt werden, freut es Gott. Wenn jedoch Menschen behaupten, daß sie die Gebote Gottes halten, es aber nicht tun, sondern es nur mit den Lippen bekennen, so ist ihr Dienst vor Gott nichts wert. Paulus sagt in Römer 2:9-15

"Trübsal und Angst über jede Menschenseele, die das Böse vollbringt, zuerst über den Juden, dann auch über den Griechen; Herrlichkeit aber und Ehre und Friede jedem, der das Gute wirkt, zuerst dem Juden, dann auch dem Griechen; denn es gibt kein Ansehen der Person bei Gott: Welche ohne Gesetz gesündigt haben, die werden auch ohne Gesetz verloren gehen; und welche unter dem Gesetz gesündigt haben, die werden durch das Gesetz verurteilt werden. Denn vor Gott sind nicht die gerecht, welche das Gesetz hören; sondern die, welche das Gesetz befolgen, sollen gerechtfertigt werden. Denn wenn die Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur tun, was das Gesetz verlangt, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst ein Gesetz; da sie ja beweisen, daß des Gesetzes Werk in ihre Herzen geschrieben ist, was auch ihr Gewissen bezeugt, dazu ihre Überlegungen, welche sich untereinander verklagen oder entschuldigen."

Mein Vater, der aufgrund seines Scharfsinns alles untersucht und analysiert hat, machte diesbezüglich auch beim Wort Gottes nicht halt. Als er Gott begegnete, entschied er sich alles aufzugeben. Er verband sein Schicksal mit dem Schicksal einer Gruppe von Gläubigen, die einen geringen Ruf hatten. Diese Wahl hat er jedoch niemals bereut.

Als "Gegenleistung" erhielt er einen ewigen Wert, einen Schatz, den ihm niemand mehr wegnehmen konnte, nicht einmal der Tod. Er fand hier auf Erden den EINEN, dem er nachfolgte, den er verehrte und sein ganzes Leben lang diente. Ich schrieb sein Lebensmotto auf seinen Grabstein, wie es in 1. Johannes 5:12 mit diesen wunderbaren Worten ausgedrückt wird:

"Wer den Sohn hat, hat das Leben."

Viele in der Gemeinde, haben nicht verstanden, daß das ewige Leben ein kostenloses Geschenk von Gott ist, man kann es sich nicht verdienen. So wie eine Mutter ihrem Kind alles gibt, so gibt Gott alles für Seine Kinder. Das lehrt die Schrift.


Ein paar Erfahrungsgeschichten mit Gott

Peter Koscha, einer unserer lieben Brüder, war Taxifahrer und verdiente damit seinen Lebensunterhalt.

Eines Nachts als er mit seinem Taxi umherfuhr hat ein Militärfahrzeug sein Auto beschädigt. Dazu kam noch, weil Bruder Koscha alleine war, daß das Militär ihn aufgrund des Schadens auf Schadenersatz verklagte, als ob er derjenige gewesen wäre, der für den Unfall verantwortlich gewesen war. Beim Prozeß erzählten die Soldaten, von denen mehrere anwesend waren, ihre eigene ausgedachte Version des Unfallhergangs und Bruder Koscha stand ohne Zeugen da und betete nur, daß der liebe Gott etwas tun würde.

Plötzlich öffnete sich die Tür und ein gut gekleideter Mann kam in den Raum und sagte dann vor dem Richter aus. Er sagte, daß er zum Zeitpunkt des Unfalls in dem von Peter Koscha gelenktem Auto gesessen hat. Bruder Koscha traute seinen Augen nicht, weil er wußte, daß er ganz alleine im Auto gewesen war. Die Soldaten sahen einander an und hörten zu, wie der Mann den genauen Unfallhergang schilderte. Nachdem er fertig war, verließ er den Raum. Bruder Koscha ging ihm nach, sobald er es konnte, um ihm zu danken, fand ihn aber nirgendwo. Der Gedanke kam mir, daß Gott auf die ernsthafte Bitte von Br. Koscha hin, der unschuldig vor dem Richter stand und zu Unrecht angeschuldigt wurde, einen Engel in Menschengestalt sandte, um ihn zu verteidigen.

Das Urteil lautete: Die Soldaten mußten alles bezahlen, die Reparatur des Autos und ebenso die Gerichtskosten.

"Das Herz des Gerechten ersinnt, was zu antworten ist;
aber der Mund der Gottlosen schäumt Böses.
Der HERR ist fern von den Gottlosen;
aber der Gerechten Gebet erhört er."

Sprüche 15:28+29


Bruder Karl Kaszián, der lange Zeit der Schatzmeister der Gemeinde war, erzählte uns auch eine interessante Geschichte.

Zu dieser Zeit gab es kein Bankkonto und die Brüder sammelten persönlich Spenden von Mitgliedern. Nach einem solchen Tag machte sich Bruder Kaszián auf den Weg nach Hause, nachdem er Spenden von mehreren Gemeinden gesammelt hatte. Er mußte über einen Berg wandern um zum Bahnhof zu gelangen. Es war allgemein bekannt, daß es auf diesem Weg Räuber gab die auf Pferden ritten. Als er den Fuß des Berges erreichte, sah er eine Gruppe von Menschen mit ihren Pferden oben auf dem Berg. Was sollte er nun tun? Er hatte keine Chance umzukehren, sie hatten ihn ja bereits gesehen und hätten ihn schnell eingeholt, wenn sie auf ihre Pferde gestiegen wären. So schloß er einfach die Augen und betete aus ganzen Herzen und voller Vertrauen:

"Vater, ich bin Dein Kind, das Geld gehört Dir, bitte bewahre mich. Amen!"

Als er die Augen öffnete, bemerkte er wie rechts neben ihm ein großer Soldat mit einem Breitschwert in der Hand stand und ihn wortlos begleitete. Als er sich dann nach links drehte, befand sich dort ein weiterer Soldat, der ebenfalls ein Breitschwert in der rechten Hand hielt.

Ganz beeindruckt und voller Erstaunen ging Bruder Kaszián schweigend zwischen den beiden Soldaten, die größer waren als er, obwohl er nun auch kein kleiner Mann war. Sie begleiteten ihn wortlos über den Hügel. Sie wurden von den drei Leuten mit den Pferden beobachtet und als sie die Spitze des Hügels erreichten, sah er, als sie an ihnen vorüber gingen, daß sie ganz sprachlos vor Erstaunen waren und mit offenem Mund da standen.

Kein Wort war zu hören, nur das Geräusch ihrer Schritte. Sie überquerten den Hügel und kamen im Dorf an und als sie die ersten Häuser erreichten verschwanden beide Soldaten plötzlich. Mit dankbarem Herzen saß er glücklich im Zug und kam wohlbehalten zu Hause an. Dank sei dem Herrn dafür!


Auch hier konnte ich mich dem Gedanken nicht erwehren, daß Bruder Kaszián die äußert hohe Ehre zuteil wurde, daß Gott auf die ernsthafte Bitte hin, zwei Engel in Menschengestalt sandte, um ihn zu begleiten und vor den bösen Männern zu beschützen.

"Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. Denn Er errettet Dich vom Strick des Jägers und von der schädlichen Pestilenz. Er wird Dich mit Seinen Fittichen decken, und Deine Zuversicht wird sein unter Seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild. Denn Er hat Seinen Engeln befohlen über Dir, daß sie Dich behüten auf allen Deinen Wegen." 

Psalm 91:1-4+10


Bruder Karl Kaszián war 8 Jahre lang aufgrund seines Glaubens in einem Schwerverbrechergefängnis eingesperrt. Nach seiner Freilassung kam er zu uns jungen Leuten. Es war das Jahr 1964, ich war damals 20 Jahre alt. Wir hörten ihm gespannt zu. Er sah uns an und sagte:

"Kinder, wenn Ihr heute in kleinen Dingen treu seid und dann Prüfungen kommen, werdet Ihr sicherlich sagen: »Wenn wir uns immer bemüht haben, in den kleinen Dingen treu zu sein, wie könnten wir jetzt untreu sein, wenn es um wichtigere Dingen geht? « "


Wenn man bereits im Geringsten untreu ist und dann was Ernstes kommt, wird man im Großen nicht bestehen können. Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen, diese Untreuen werden in großen Dingen nicht die Kraft haben, durchzuhalten, weil sie sagen werden: 'Ich war in kleinen Dingen untreu, jetzt, vor dem Tod, habe Angst ich werde sowie so nicht durchhalten können und gebe die Wahrheit auf.'

Ich erinnere mich noch gut, als wäre es gestern gewesen.

Im Glaubensleben gibt es keine halben Sachen, entweder, oder. Entweder gehen wir pünktlich los oder nicht. Wenn wir den Zug verpassen es ist egal, ob es nur eine Sekunde war oder zehn Minuten, wir haben ihn verpaßt, er ist weg. Es spielt keine Rolle um wie viel Zeit man zu spät gekommen ist. Man hätte genauso gut zu Hause bleiben können, weil all die Anstrengung eh umsonst war.

Zwei Welten können nicht gewonnen werden, aber man kann sie beide sehr leicht verlieren. Wir müssen nichts tun und stellen sicher, daß wir es schaffen verloren zu gehen.

Möge Gott jedem helfen, eine Entscheidung zu treffen, die der Mensch niemals bereuen wird und zwar: Wenn das Geschöpf zu seinem Schöpfer, seinem Retter, seinem Erlöser zurückkehren will!

"Heute, wenn Ihr Seine Stimme hören werdet, so verstocket Eure Herzen nicht!" 

 Hebräer 4:7

"Sehet, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils!" 

2. Korinther 6:2



Bruder Kaszián lag im Sterben. Mein Vater hatte das unbedingte Gefühlt, daß Gott ihm aufs Herz gelegt habe, mit einem Auftrag aus dem himmlischen Vaterhaus der ewigen Liebe, zu ihm zu gehen und ihm vom Herrn Jesus auszurichten, daß er von Gott angenommen sei. Diejenigen, die mit dieser Sache nicht vertraut sind, sollten sich an den Schächer am Kreuz erinnern, der mit Jesus gekreuzigt wurde. Er bat den Herrn, sich an ihn zu erinnern und die Antwort war:

"Du wirst mit mir im Paradies sein."

Mein Vater wurde mit der Übermittlung dieser Botschaft betraut. Er ging zu Bruder Kaszián und da lag er der liebe Mann, traurig, entmutigt in Todeswehen. Mein Vater beugte sich liebevoll über ihn und richtete ihm diese ermutigende, erhebende und beglückende Botschaft mit folgenden Worten aus:

"Ich habe eine Nachricht für Dich, mein Bruder Karl. Der Herr Jesus läßt Dir sagen, daß Er Dich angenommen hat!"

Das Licht der Ewigkeit erhellte sein Angesicht, genau wie einst beim Schächer am Kreuz und er konnte in Frieden, Freude und völliger Zuversicht der Annahme des Herrn einschlafen. Das ewige Leben ist ein Geschenk Gottes an diejenigen, die Ihn suchen.

"Wer auf das Wort achtet, findet Glück; und wohl dem, der auf den Herrn vertraut!"


Sprüche 16:20


Ein paar Brüder haben meinen Vater angesprochen und ihn gefragt, ob er sie auf einem missionarischen Einsatz, in einem Dorf in der Nähe von Klausenburg begleiten würde. Er fragte sie daraufhin:

"Habt Ihr den Rat des Herrn dazu erbeten?"

"Nein..."

war die Antwort,

"...das sollten wir nicht erbeten, Dich zu fragen war unser Auftrag. Kommst Du mit oder nicht?"

fragten sie ihn kurz und knapp.

"Aber ich werde beten und morgen früh, teile ich Euch meine Entscheidung mit."


Sie trennten sich. In dieser Nacht betete mein Vater und sagte:

"Herr, wenn Du es für angebracht hältst, daß ich dort hingehen soll, so soll es bitte morgen, wenn ich aufstehe schönes Wetter geben und wenn nicht, so soll es regnen, wenn ich aufgestanden bin."

Er stand morgens früh auf und verließ das Haus, vergaß aber, worum er gebetet hatte. Als er draußen war, begannen Regentropfen zu fallen und er blickte hinauf, der Himmel war überall wolkenlos, nur über seinem Kopf war eine kleine Wolke und ein paar Regentropfen fielen herunter.

Die Brüder kamen, wie vereinbart und fragten meinen Vater, ob er mit ihnen gehen würde oder nicht. Er erzählte ihnen von seinem Gebet und der Antwort des Herrn, aber sie winkten nur ab.

"Oh, Du und Deine Zeichen, aber wir gehen."


Das Wetter war schön und mein Vater wartete auf ihre Rückkehr. Es war spät in der Nacht, als sie endlich eintrafen. Sie waren traurig und schwiegen, dann aber sagten sie:

"Oh, Bruder Boldischar, wie gut, daß Du nicht mitgekommen bist!"


Sie erzählten ihm, daß die Gendarmen sie jagten und sie sich in einem Schweinestall bis spät in die Nacht, bis es dunkel war, verstecken mußten.

"So spricht der HERR: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verläßt und hält Fleisch für seinen Arm, und mit seinem Herzen vom HERRN weicht."
Jeremia 17:5


Die Behörden versuchten immer wieder, Leute zu finden, die "Informanten", oder "Verräter" genannt wurden. Da nicht jeder absolut vertrauenswürdig schien, fragte mein Vater die Brüder, warum sie den Herrn nicht befragen würden, um zu wissen wer ein Informant und wer keiner sei. Die Brüder antworteten, daß sie nicht wüßten, wie man Gott fragt.

"Mach Du es Bruder Boldischar."

"Okay", sagte mein Vater, "ich werde beten." Er kniete nieder und sagte zum Herrn:

"Herr, wir gehören Dir, bitte laß nicht zu, daß die Leute mit Deinen Kindern machen, was sie wollen. Bitte zeige uns, ob dieser Bruder Flora ein Spion ist oder nicht und ob er gefährlich ist oder nicht. Das Zeichen möge folgendes sein: Das Programm beginnt um 10 Uhr. Wenn der Bruder vor 10 Uhr am Eingang ankommt er ist ein gefährlicher Spion, wenn er Punkt 10 Uhr kommt, dann ist er ein Spion, aber ungefährlich und wenn er nach 10 Uhr kommt dann ist er kein Spion."

Mein Vater saß dort auf dem Stuhl neben dem Podium mit der Uhr in der Hand und beobachtete die Tür. Als es genau 10 Uhr war, blieb der Bruder stehen, als wäre er an der Türschwelle angenagelt. Nachdem das Programm beendet war, ging mein Vater zu dem Bruder und sagte zu ihm, daß er seinen Fall dem Herrn vorgelegt und um eine Antwort gebeten habe, ob er ein Informant sei oder nicht.

"Und hast Du eine Antwort bekommen?"

"Natürlich!"

"Ja, Bruder, Du hast mich erwischt, aber ich werde morgen früh zu Dir kommen und wir besprechen alles zusammen."

Und so taten sie es.


"Gesegnet aber ist der Mann, der sich auf den HERRN verläßt 
und des Zuversicht der HERR ist." 

Jeremia 17:7


Ein anderes Mal, nachdem unsere Gemeinde verboten wurde, wurde ein weiterer Spion von den Behörden geschickt um meinen Vater auszuspionieren, dies war jüdischer Mann namens Schleininger. Er gab vor den Glauben kennenlernen zu wollen, aber mein Vater vermutete, daß er vielleicht auch ein Informant sein würde und um sicher zu gehen ging er auch wegen ihm ins Gebet und hat Gott gebeten, ihm zu zeigen ob seine Vermutung richtig sei oder nicht, denn er wollte niemanden zu Unrecht verdächtigen. Dies erzählte ihm mein Vater und so fragte ihn Herr Schleininger:

"Und haben Sie Informationen auch über mich eingeholt?"

"Natürlich", antwortete mein Vater.

"Und welche Antwort haben Sie bekommen?"

Er führte ihn aus dem Raum in den Hof und zeigte ihm die Sonne am wolkenlosen Himmel und sagte zu ihm:

"Herr Schleininger, schauen Sie zum Himmel hoch. So eine klare Antwort habe ich bekommen."

Als er bemerkte, daß er entlarvt wurde war, veränderte sich sein Gesicht.

"Aber diese und jene",

sagte er und zeigte auf zwei Nachbarn, die neben uns lebten, mit denen er sich entschuldigen wollte, 

"die sind auch...."

Mein Vater antwortete ruhig: 

"Natürlich kenne ich alle sie alle."

Damit meinte er die Leute, die den Auftrag bekamen ihn zu überwachen. Weil er sich anfangs nicht sicher war hat er den Herrn auch über sie befragt und ebenfalls eine eindeutige Antwort bekommen. Somit konnte er sagen, daß er sie alle kannte und wußte, daß sie Informanten waren.

So hat der liebe Heiland ihm wie immer alle Spitzfindigkeiten der Menschen offenbart und es konnte ihn nichts Böses treffen, ohne daß er es nicht schon vorher gewußt hätte, damit er sich dementsprechend verhalten konnte, solange ihm dies möglich war und er nicht unvorbereitet in etwas hineingeschlittert ist.

"Aber der Herr ist treu; der wird Euch stärken und bewahren vor dem Bösen."

2. Thessalonicher 3:3


Ein anderes Mal kam Bruder Urs zu uns, einer unserer Prediger und ebenso ein weiterer Bruder dessen Name mir nicht bekannt ist.

Bruder Urs, der zu diesem Zeitpunkt 40 Jahre alt war, erzählte uns, daß er den nächsten Sabbat in der Gemeinde in Bogáta, einem großen Ort der ca. 100 km von Klausenburg entfernt lag, verbringen wollte. Der andere Bruder fragte Bruder Urs bei dieser Gelegenheit:

"Könnte ich auch mit Dir gehen?"

"Natürlich, herzlich willkommen."

"Wann fahren wir los?"

"Um 4 Uhr morgens."

"Gut, ich werde fertig sein."

Früh am Morgen des nächsten Tages war das ganze Haus auf den Beinen und die Brüder waren bereit los zu gehen. Als sie auf die Straße gingen, fragte der Gast Bruder Urs:

"In welche Richtung gehen wir?"

Er dachte, zum Bahnhof oder zum Bus. Bruder Urs zeigte auf einen Berg der vor ihnen lag und sagte:

"Über diesen Berg."

"Wie, zu Fuß?"

"Ja, es gibt eine Straße jenseits des Berges."

Obwohl eine Bahn von Klausenburg nach Bogáta, auf Umwegen gefahren wäre, konnte sich Br. Urs als Prediger die Fahrkarte nicht leisten und ging zu Fuß dort hin. Der andere Bruder war zwar sehr überrascht, aber er wollte sich nicht die Blöße geben zu kneifen und so machte er sich zusammen mit ihm auf die lange Wanderung. Sie waren um 4:00 Uhr morgens losgegangen und wanderten über "Berg und Tal" bis sie schließlich 12 Stunden später in Bogáta angekommen sind.

Ich habe dies erzählt um zu aufzuzeigen, wie damals die Gemeinden in Rumänien unter der Erbringung großer Opfer entstanden sind. Wenn sie keine Liebe für die Geschwister im Herzen gehabt hätten, hätten sie solche langen Wanderungen nicht auf sich genommen.

Mit der Liebe Gottes für ihre Geschwister im Herzen gingen die beiden Glaubensbrüder zu Fuß wie einst     die Apostel und waren von Liebe und Freude erfüllt.

"Der Herr aber richte Eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus."

2. Thessalonicher 3:5









Kapitel 8

Firma Josef Szabo und der neue Arbeitsplatz


"Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit, so wird Euch solches alles zufallen."

Matthäus 6:33

Bevor die ungarische Regierung die Verwaltung in Siebenbürgen übernommen hat, hatte mein Vater einen Traum. Er sah im Himmel einen Sarg stehen und dort waren die ungarische Krone und das Hakenkreuz drin. Am Himmel standen mehrere Sätze aus Wolken geschrieben, wovon mein Vater sich nur noch an einen Satz erinnern konnte. Diese göttliche Verordnung lautete:

"Die Ungarn werden die Herrschaft über Siebenbürgen verlieren, weil sie Gott viel fluchen."

Was sich dann in späterer Zeit genau so ereignete.

Ich möchte hier gerne zwei Zitate aus der Bibel aus einfügen. Das erste steht in Apostelgeschichte 17:26.

"Und Er hat gemacht, daß von einem Blut aller Menschen Geschlechter auf dem ganzen Erdboden wohnen und hat Ziel gesetzt und vorgesehen, wie lange und wie weit sie wohnen sollen."

Also Gott bestimmt, wer wie lange irgendwo bleiben kann, sei es Mensch oder Regierung. Und was Gottes Aufmerksamkeit, gegenüber Seinen Kindern anbetrifft, lesen wir in Amos 3:7.

"Nein, Gott, der HERR tut nichts, Er offenbare denn Sein Geheimnis Seinen Knechten, den Propheten."

Der große Gott, der Herrscher des Universums tut nichts, bis Er es Seinen Kindern nicht sagt. So einen Vater haben wir im Himmel, der so aufmerksam und zärtlich mit Seinen Kindern umgeht! Mein Vater zeigte kein Interesse für Politik, aber Gott hatte ihn trotzdem darüber informiert, was in der Zukunft kommen würde.

Nachdem die Ungarn die Verwaltung Siebenbürgens übernommen hatten, wurde beschlossen, daß diejenigen die keinen Arbeitsplatz haben, ins Gefängnis kommen würden. Da mein Vater aber nur Missionsarbeit gemacht und keinen offiziellen Job gehabt hatte war auch er von dieser Verordnung betroffen. Nun ging er vor Gott auf seine Knie und sagte zu Ihm:

"Herr ich gehe jetzt, um einen Arbeitsplatz zu finden. Ich will Deinem Gesetz treu bleiben und eher werde ich die Straßen kehren, als Deinen heiligen Tag zu übertreten, bitte hilf mir!"

Dann hat er sich auf den Weg gemacht. Bereits an der dritten Straßenkreuzung sah er vor sich ein großes Geschäft und ging hinein. Er suchte den Chef, den Herrn Schneider und er fragte, ob er eine Bürokraft, für die Buchhaltung oder die Verwaltung benötigen würde. Er sagte zu ihm:

"Ich spreche ungarisch, rumänisch und deutsch."

Daraufhin antwortete ihm Herr Schneider:

"Herr Boldischar, ich möchte heiraten und uns fehlt ein Dokument und bis wir das nicht haben, können wir es nicht tun. Ich habe diese Angelegenheit bereits Rechtsanwälten übergeben, aber sie konnten mir nicht helfen. Sollten Sie imstande sein mir das zu besorgen, dann sprechen wir über alles weitere."

In kürzester Zeit, ich kann mich nicht genau daran erinnern wie lange es dauerte, doch es mag nur ein oder zwei Tage später gewesen sein, drückte er ihm das fehlende Dokument in die Hand. Herr Schneider wunderte sich über alle Maßen und dann sagte er zu meinem Vater:

"Ab sofort sind Sie mein Angestellter, Sie können sofort anfangen."

Wenn mein Vater Urlaub hatte oder auf Geschäftsreise war, mußte Barbara in diesen Zeiten die Bestellungen aufgeben. Sie suchte dann in den Akten nach den Briefen um zu sehen was und wie mein Vater die Waren bestellt hatte und schrieb sie wortwörtlich, so wie mein Vater es tat, jedoch hat sie nichts erhalten. Es war nicht das Schreiben, sondern Gottes Segen, der alles so schnell zum Voranschreiten brachte. Es war Kriegszeit und die Lebensmittel waren ganz knapp.

Barbara, die frisch gebackene Frau von Herrn Schneider, war eine praktizierende Protestantin. Das Verhalten meines Vaters und seine Religion waren ihr sofort aufgefallen und immer wieder kam sie zu ihm und stellte ihm viele Fragen bezüglich seiner Glaubensüberzeugung. Diese Gespräche wurden für sie immer intensiver und interessanter. So ist dies dann meiner Schwester Magdalena aufgefallen, daß Barbara immer wieder zu meinem Vater ins Geschäft kam und die Familie Schneider, die in der Nähe wohnte und die anfänglich viele Schweine auf ihrem Hof hatten, daß diese plötzlich verschwunden waren und sich dort stattdessen viele, viele Gänse und Hühner befanden. Später waren dann auch diese nicht mehr vorhanden.

Wenn mein Vater Urlaub hatte oder auf Geschäftsreise war, mußte Barbara in diesen Zeiten die Bestellungen aufgeben. Sie suchte dann in den Akten nach den Briefen um zu sehen was und wie mein Vater die Waren bestellt hatte und schrieb sie wortwörtlich, so wie mein Vater es tat, jedoch haben sie nichts erhalten. Es war nicht das Schreiben, sondern Gottes Segen war es der alles so schnell zum gehen brachte. Es war Kriegszeit und die Lebensmittel waren ganz knapp.
Mein Vater hatte einen hochrangigen Beamten, den Herrn Bartosz bei einer gewissen Familie Scherban, die sich ebenfalls für die Wahrheit interessierte, kennengelernt. Frau Scherban, die inzwischen Witwe war, mochte meinem Vater zuhören wie er so schön und ergreifend über Jesus, seinen Erlöser erzählte. Eines Tages sagte sie zu meiner Schwester Magdalena:

"Weißt Du Magdalena, ich habe Deinen Vater sehr lieb, aber nicht so wie Deine Mama, sondern anders. Ich habe viele die mich heiraten möchten, aber sie sind nichts wert. So jemanden wie Deinen Vater, habe ich noch nie getroffen. Ich sollte mich bekehren und gläubig werden, wie Ihr es seid. Aber ich muß mich schminken, darum kann ich nicht zu Euch in die Gemeinde kommen."

Nun ging mein Vater eines Tages zu Herrn Bartocz, der mit Josef Schreiner eng befreundet war. Als mein Vater ins Amtsgebäude eintrat, wurde er gefragt zu wem er denn gehen wolle. Als er sagte, daß er zu Herrn Bartocz möchte, sagten sie ihm, daß es nur möglich sei, wenn er persönlich von ihm eingeladen werden würde. Herr Bartocz, der inzwischen Papas Stimme kannte und ihn unten hörte, rief ihm von oben zu:

"Herr Boldischar, kommen Sie bitte zu mir hoch!"

Sofort wurden alle Türen und Tore weit geöffnet und er ging zu ihm hoch.

"Was kann ich für Sie tun, lieber Herr Boldischar?"

fragte er meinen Vater freundlich.

"Wir werden immer wieder von den Gendarmen gestört, sie lassen nicht zu, daß wir uns versammeln."

Herr Bartocz hat nur den Kopf geschüttelt, dann sagte er zu meinem Vater:

"Herr Boldischar, können Sie mir die Adresse geben, wo Sie sich versammeln?"

Nachdem er sie bekommen hatte, sagte er zu meinem Vater:

"Herr Boldischar, am Samstag, wenn Sie dort sind, öffnen Sie bitte alle Fenster und Türen und singen Sie so laut wie Sie nur können, dort werden Sie ab sofort keine Gerdemanns-Stiefel mehr sehen. Nur wenn Sie die Adresse wechseln, teilen Sie mir bitte die neue Adresse mit."

Eines anderen Tages als mein Vater im Büro arbeitete, kam Herr Schneider zu ihm und sagte:

"Wenn Herr XY anruft, bitte sagen Sie ihm bitte, daß ich nicht da bin."

Tatsächlich klingelte das Telefon und jemand am anderen Ende fragte, ob Herr Schneider da wäre. Mein Vater überreichte ihm den Hörer. Nachdem Herr Schneider das Gespräch beendet hat, kam er zu meinem Vater ins Büro und sagte zu ihm:

"Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß ich nicht da bin?"

"Doch", sagte mein Vater.

"Und warum, haben Sie das nicht respektiert?"

Mein Vater öffnete die Schublade, die mit Bargeld voll war, nahm ein Handvoll Geld heraus und steckte es in seine Tasche. Dann sagte er zu ihm:

"Ich richte mein Leben nach dem Gesetz Gottes aus. Wenn Sie von mir verlangen, daß ich für Sie lüge und wenn ich es dann tue, dann kann ich ebenso Geld entwenden, denn niemand außer mir weiß wie viel Geld hier drin ist. Aber ich nehme von hier keinen Cent und ich lüge auch nicht. Bitte verlangen Sie von mir so etwas nie wieder."

Damit war das Gespräch zu Ende.

Eines Tages kam er wieder zu meinem Vater und sagte zu ihm:

"Bitte, sprechen Sie nicht mehr mit meiner Frau. Sie will mit mir nicht mehr ins Restaurant, zum Tanzen und ins Theater kommen. Bitte, haben Sie das verstanden!?"

Daraufhin antwortete ihm mein Vater:

"Herr Schneider, ich bin hier angestellt, aber nicht dafür, um mit Ihrer Frau zu sprechen, sondern um zu arbeiten, dafür werde ich auch bezahlt. Ich spreche Ihre Frau nie an, bitte, seien Sie so lieb und sagen Sie ihrer Frau, daß sie nicht mehr zu mir kommen soll. Denn, wenn sie kommt und mich etwas fragt, bin ich verpflichtet ihr zu antworten."

Sehr unzufrieden verließ Herr Schneider das Büro meines Vaters.

Eines Tages, fand mein Vater auf seinem Bürotisch das Kündigungsschreiben vor, Frist bis Ende des Monats. Weder mein Vater noch Herr Schneider hatten ein Wort gewechselt. Eines Tages erzählte Herr Schneider seinem Freund Bartocz:

"Du, ich habe Boldischar gekündigt."

Sein Freund frage ihn ganz erstaunt:

"Was sagst Du? Boldischar gekündigt? Du bist von Sinnen, bist Du oben nicht ganz dicht?"

Der sagte daraufhin:

"Ja, weil er immer mit meiner Frau spricht und sie will so wie er sein."

Dann fragte ihn sein Freund:

"Und, ist es schlimm, wenn sie so wie er sein will? Wie kannst Du so dumm sein!? Sag mir, wfindest Du jemanden so wie ihn? Und wenn alle so wären wie er, wie würde es um diese Welt stehen!?"

Der letzte Arbeitstag kam und mein Vater bemerkte, daß Herr Schneider nervös im Büro hin und her ging. Es waren zwanzig Angestellte dort. Plötzlich, als keine Kunden da waren, rief er ganz laut:

"Achtung, Achtung: Wenn ich nicht da bin, ist Herr Boldischar mein Vertreter, verstanden?"

Aus zwanzig Mündern kam die Antwort:

"Ja, verstanden!"

Dann ging er ins Büro meines Vaters und fragte ihn:

"Herr Boldischar, haben Sie verstanden?"

Drauf mein Vater:

"Ja, sicher."

Dann fuhr er fort:

"Herr Boldischar, ab sofort bekommen Sie das doppelte Gehalt, verstanden?"

Mein Vater war überrascht und dankbar und sagte:

"Ja! Danke!"

Ein anderes Mal kam er zu meinem Vater und sagte zu ihm:

"Herr Boldischar, es gibt ein Produkt, das sehr profitabel ist, aber sie geben uns nur eine sehr geringe Menge, denn wir könnten es für etwas verwenden, womit wir sehr viel Geld machen könnten. Bitte, fahren Sie nach Budapest zum Ministerium und versuchen Sie davon etwas zu bekommen, aber Sie dürfen keineswegs sagen, wofür wir es brauchen."

Mein Vater ist nach Budapest gefahren und nachdem er das Produkt und die Summe dafür genannt hatte, sagte der Abteilungsleiter, der für dieses Produkt zuständig war:

"Ich würde gerne den Verwendungszweck dafür erfahren."

Mein Vater antwortete ihm:

"Mein Herr, ich muß Ihnen die Wahrheit sagen."

Und dann erzählte er ihm wofür sie es gebrauchen wollten. Der Beamte blieb eine Weile still, dann sagte er zu meinem Vater:

"Als Anerkennung für Ihre Ehrlichkeit bekommen Sie die doppelte Menge von mir."

Mein Vater bedankte sich daraufhin herzlich bei ihm und sagte:

"Dankeschön dafür!"

Dann haben sich beide herzhaft die Hände geschüttelt. Als mein Vater dann zurückgekehrt war, war Herr Schneider natürlich sehr neugierig, ob er überhaupt etwas und wenn ja, wie viel er bekommen hatte. Mein Vater nannte ihm dann die genaue Menge, die er erhalten hatte.

"Aber nur deshalb, weil Sie ihm nicht gesagt haben, wofür wir das verwenden wollen, haben Sie so viel bekommen, nicht wahr?"

Woraufhin mein Vater zu ihm sagte:

"Nein, nicht weil ich es verschwiegen habe, sondern ich habe die doppelte Menge bekommen, weil ich ehrlich gesagt habe, wofür wir es verwenden wollen."

Es waren schwere Zeiten, die Nahrung war knapp, aber genauso, wie Gott damals Ägypten von der Hungersnot durch Josef rettete, so hatten alle, die dort in dem Teil von Klausenburg wohnten, Lebensmittel in Fülle gehabt. Mein Vater hatte alle Kunden, mit allen persönlichen Daten, samt Kindern erfasst und bei den zuständigen Behörden hat er dann diese Liste mit allem was sie für ihr Leben benötigten, vorgelegt. So etwas, sagten die Behörde, hätten sie bis dahin noch nie gesehen. Die Liste wurde genehmigt und so hatten nicht nur wir als Familie, sondern alle Bewohner des Stadtteils hatte Nahrung in Fülle.

Alles was ein Leben, das mit Christus in Gott verborgen ist, bewältigen kann, soll hier vermerkt werden.

Ohne, daß Herr Schneider es wußte, war es am letzten Tag seines Lebens, als er zu seiner Frau sagte:  

"Barbara, ich bin dieses leere Leben satt, ich sehe, daß Du auf dem guten Weg bist, ab sofort werde ich mit Dir gehen, wohin Du gehst, denn Du machst es richtig."

An dem Tag ging Herr Schneider, um den Juden Essen zu bringen, die dort gelagert wurden um wie Tiere, mit Viehtransportwaggons in die Gaskammern gebracht zu werden. Inzwischen gab es einen Bombenangriff der Amerikaner und eine Bombe fiel auf die Straße, auf der er auf dem Weg nach Hause fuhr und er fiel mit seinem Motorrad in einen Explosionskrater, einen Bombentrichter und erlag daraufhin seinen Verletzungen.

Später wurde das Geschäft von zwei Männern übernommen, einem Ungarn und einem Rumänen, Herrn Vinze und Herrn Cimpian, die sagten:

"Wir kennen uns beide nicht und vertrauen einander nicht. Wir müssen Herrn Boldischar mit ins Boot nehmen, weil weder ich noch Sie ihn reinlegen können."

Herr Cimpian kam zu meinem Vater und sagte:

"Herr Boldischar, ich habe keine Zeit mich um dieses Geschäft zu kümmern. Bitte nehmen Sie noch einmal einen Lohn, von meinem Teil, für die Arbeit für mich."

So blieb mein Vater bis zum Jahr 1951 dort, als dann der Betrieb an die Evangelisch-Lutherische Kirche überging und dort blieb er bis zu seiner Rente.

"Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind. Was wollen wir nun hierzu sagen?
Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?


Römer 8:28+31








Kapitel 9

Ein Auftrag vom Himmel

"Predige das Wort, halte darauf in gelegener und ungelegener Zeit; überführe, strafe, ermahne mit aller Langmut und Lehre."

    2. Timotheus 4:2
Meine Mutter hatte eine jüngere Schwester, Tante Maria. Ich mochte sie sehr und ich war immer gern mit ihr zusammen. Sie war äußerst energisch, opferbereit, mit guten, plötzlichen Einfällen und sie hatte nie Angst. Sie hat uns überzeugt Musik zu lernen und in den Sommerferien nahm sie uns mit aufs Land wo sie wohnte und sie war, seitdem ich sie kannte, gläubig.

Meine Mutter hat immer wieder zu meinem Vater gesagt:

"Boldischar, geh zu Maria, denn sie will mit Dir sprechen."

Dies hatte meine Mutter meinem Vater gegenüber sehr oft erwähnt. Er wollte aber nicht gehen, auch wenn meine Tante Maria von seinem Glauben hören wollte, hatte er dennoch gar keine Chance gesehen, daß sie bereit wäre ihr Leben zu ändern.

Nebenbei bemerkt, dies trug sich zu in einer Zeit wo es mich noch nicht auf dieser Erde gab, also lange vor meiner Geburt. Es ist mir später erst erzählt worden.

An einem Sonntagnachmittag drängte meine Mutter ihn dann wieder erneut:

"Boldischar, bitte besuche Maria, denn sie möchte mit Dir sprechen, sie hat Dich doch schon öfter eingeladen zu ihr zu kommen."

Um dem beharrlichen Drängen meiner Mutter endlich nachzugeben kniete er sich schließlich nieder und sagte folgendes zum Herrn:

"Lieber Vater im Himmel, Du weiß, daß ich keine Hoffnung habe, daß Maria Dir folgen möchte, aber Du bist derjenige der alle Herzen erforscht und der alles Dichten und Denken der Gedanken versteht. Wenn Du es sagst, bin ich hier und sofort bereit mich auf den Weg zu machen. Ich mache mich jetzt auf und gehe zu meiner Schwiegermutter und wenn ich die Tür öffne, soll Andreas ganz bekleidet zum Weggehen sein und soll beim Ofen stehen und wenn ich ihn frage: "Andreas kommst Du mit mir mit?" soll er sofort "ja" sagen ohne eine Frage zu stellen wohin und warum."

Andreas war Lehrling bei Opa, Mutters Vater, und wohnte dort im selben Haus in Klausenburg. Als mein Vater die Tür öffnete, fand er Andreas "gestiefelt und gespornt" vor, seinen Hut hielt er in den Händen, als ob er auf ihn gewartet hätte, und als mein Vater alle begrüßt hatte und ihn dann fragte:

"Andreas kommst Du mit mir mit?"

Sagte er sofort:

"Ja", 
 
setzte seinen Hut auf und folgte meinem Vater ohne ein einziges Wort zu sagen. So gingen beide nebeneinander, beide vertieft in Gedanken. Mein Vater war ganz sprachlos über die verblüffende Antwort und Andreas darüber, was mit ihm selber los war. Endlich unterbrach Andreas das Schweigen und fragte:

"Bruder Boldischar, wo gehen wir hin? Meine Braut, Potty wartet auf mich, aber ich habe keine Kraft mich zu widersetzen mit Dir zu gehen."

Mein Vater aufgeweckt aus seiner Sprachlosigkeit, erzählte ihm, wie er von meiner Mutter immer wieder gedrängt wurde zu Tante Maria zu gehen, aber nicht gehen wollte. Das Zeichen um das er bat erzählte er ihm und jetzt war Andreas sprachlos vor Staunen.

Sie erreichten den Bahnhof und stiegen in den Zug ein, der sie in den Ort brachte der 5 km von dem Dorf entfernt lag in dem Maria mit ihrem Mann wohnte. Als sie dort so im Zug saßen, der nicht so schnell fuhr wie die Züge heutzutage und für eine Entfernung von 50 km über eine Stunde brauchte, sagte er nach einer Weile nachdem er immer wieder aus dem Fenster sah:

"Schau Bruder Boldischar, der Himmel sieht nicht gut aus, ich fürchte es wird ein starkes Gewitter geben und wir werden pitschnaß werden bis wir bei Maria angekommen sind, ich weiß das, weil ich auf dem Land aufgewachsen bin, es kommt ein großes Gewitter."

Mein Vater winkte nur, dann sagte er:

"Der das Zeichen gegeben hat, ist Herr über Seine eigenen Werke."

Andreas schaute immer wieder aus dem Fenster zum Himmel hinauf. Es war ziemlich spät als sie an dem Bahnhof angekommen waren, wo sie aussteigen mußten. Von dort aus mußten sie nur noch 5 km zu Fuß gehen. Aber es war keine gerade Straße, sondern der Weg führte sie den einen Abhang hinauf und den anderen hinunter. So war es bereits eine Stunde vor Mitternacht, als sie schließlich bei Maria eintrafen.

Auf ihrem Weg schaute mein Vater zum Himmel hinauf, keine Wolke war mehr zu sehen und kein Gewitter drohte mehr über sie herein zu brechen, nur das riesige Sternenmeer und der klare Nachthimmel war über ihnen.

Tante Maria war bereits ins Bett gegangen, aber sie hat sie dennoch freudig empfangen. Mein Vater und ebenso Andreas gingen zu ihrem Bett, stellten sich so angezogen, wie sie beide waren neben sie und mein Vater erzählte dann Tante Maria alles ganz genau was sich in den Stunden zuvor ereignet hatte, angefangen von dem wiederholten Drängen meiner Mutter, sie endlich zu besuchen und ihrer Einladung nachzukommen, dann von dem Gebet, von dem drohenden Gewitter das spurlos verschwand, bis zu hin zu ihrem Bett.

Meine Tante war von diesem wunderbaren Zeugnis so ergriffen und es berührte ihr Herz so sehr, daß sie ihre Tränen nicht zurückhalten konnte. Da sie wußte, daß weder meine Eltern noch andere Ehepaare aus ihrer Gemeinde einen Ring trugen, streifte sie den ihrigen als Zeichen ihres Sinneswandels von ihrem Finger und legte sie ihn auf den Nachttisch und sagte von all dem tief berührt:

"Ab sofort bin ich eine Reform-Adventistin!"

Und diesem Versprechen war sie treu bis zu ihrem Tod und hat es nie gebrochen!

"Welche Er aber verordnet hat, die hat Er auch berufen; welche Er aber berufen hat, die hat Er auch gerecht gemacht, welche Er aber hat gerecht gemacht,

die hat Er auch herrlich gemacht."

Römer 8:30








Kapitel 10

Ich verlängere Dein Leben!

"Lobe den HERRN, meine Seele, und alles, was in mir ist, Seinen heiligen Namen! Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiß nicht, was Er Dir Gutes getan! Der Dir alle Deine Sünden vergibt und alle Deine Gebrechen heilt; der Dein Leben vom Verderben erlöst, der Dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit."

Psalm 103:1-4

Meine Eltern, samt meiner ältesten Schwester wohnten zusammen in einer "Hütte" die mein Opa gebaut hatte. Im Hof war ein Brunnen, dessen Wasser aber nicht zum Trinken geeignet war und woher es tatsächlich kam kann ich nicht sagen. Ich kann mich nicht recht erinnern warum mein Vater Typhus bekommen hatte. Auf jeden Fall ist er krank geworden und als sein Zustand am schlimmsten war, wurde er vom Rettungsdienst ins Krankenhaus eingeliefert. Als der Arzt dort meinen Vater in seinem recht jämmerlichen Zustand sah, fragte er den Rettungssanitäter ärgerlich:

"Warum habt Ihr ihn hier her gebracht?!"

Diese Worte konnte auch mein Vater hören und er war entsetzt über die Reaktion dieses Arztes. 

"Nur um hier zu sterben?"

Das war für ihn der einzige, logische Grund. 

An diesem Abend, haben meine Mutter und meine Schwester Psalm 30:5.

"Den Abend lang währt das Weinen, aber des Morgens ist Freude!"

"Was soll das bedeuten?" 

dachten sie und waren sich über die Antwort noch im Unklaren.

In derselben Nacht hatte meine Mutter einen Traum. Sie sah meinen Vater auf einer Bahre liegen. Anscheinend war der Teufel sehr empört und zornig, weil mein Vater viele seiner Gefangenen von ihren Ketten befreit hat, wobei ihm die Engel geholfen haben und deswegen wollte er ihn aus dem Weg räumen.

Mein Vater verspürte in der gleichen Nacht plötzlich eine ihm unerklärliche Kraft in sich und er ist aufgestanden und ging ins Bad. Bevor er aber den Wasserhahn aufdrehen konnte, ist im klar geworden, daß es die Qual, die letzte Anstrengung des Körper vor dem Tod war. Er ging so schnell wie er konnte wieder zurück ins Bett und läutete. Ein Arzt kam und als er meinen Vater sah, hat er sich erschrocken, er gab ihm schnell eine Tablette zum Schlucken, die dann in der Luftröhre gelandet ist, worauf hin der Arzt schnell das Krankenzimmer verließ. Meinem Vater war es klar, daß er von diesem Menschen keine Hilfe zu erwarten hatte. Dann, wandte er sich an den Herrn und sagte zu Ihm:

"Herr, gedenke an den hohen Respekt und die Huldigung, die ich für Dich und Dein Werk immer gezeigt habe und verlängere mein Leben!"

Plötzlich "hörte" er eine innere Stimme die zu ihm sagte:

"Für den hohen Respekt und die Huldigung, die Du für Mein Werk immer gezeigt hast, verlängere ich Dein Leben!"

In nächsten Augenblick spürte er wie sein Herz anfing gesund zu schlagen. Er hat auf die Wanduhr geschaut, es war 2 Uhr in der Nacht.

Wie bereits erwähnt, hatte meine Mutter am Abend in der Bibel die Worte gelesen:

"Den Abend lang währt das Weinen, aber des Morgens ist Freud!"

In derselben Nacht träumte meine Mutter, daß mein Vater nach Hause gekommen ist und meine Mutter fragte ihn, weil sie sich über die plötzliche Änderung seines Schicksals gewundert hat:

"Haben sie Dich bereits nach Hause geschickt?"

"Ja"
 
sagte mein Vater, 
 
"und der Herr hat mich von dem Bösen gerettet."

"Waren die Ärzte böse zu Dir?", 
 
fragte sie meinen Vater erstaunt.

"Nein, der Herr befreite mich von der Militärpflicht."

Es war bereits Kriegszeit und alle wurden einberufen.

Meine Mutter erwachte und hat auf die Uhr geschaut, es war 2 Uhr in der Nacht. Derselbe Engel, der meinem Vater die Antwort auf sein Gebet gegeben hatte, kam zur meiner Mutter und zeigte ihr die weiteren Wunder, die unser lieber Erlöser, bereits geplant hatte.

Mein Vater hatte immer Respekt, Ehrfurcht und Huldigung, gegenüber Gott und Seinem Werk gezeigt und ich möchte Euch gerne daran erinnern, was er einst zu Bruder Deschi gesagt hat:

"So oft ich gebeten wurde, etwas für das Werk Gottes, für die Gemeinde zu tun, ging ich hinaus und beugte meine Knie im Staub der Erde, weil ich mich nicht würdig fühlte, im Haus zu beten."

Eines möchte ich hier erwähnen und zwar, ich betrachte mich leider selber, obwohl ich sein Sohn bin, daß ich mich noch weit weg von diesem Respekt und der Huldigung befinde, die mein Vater, Gott und Seiner Gemeinde gegenüber an den Tag legte! Doch ich arbeite mit Gottes Hilfe daran ihm immer ähnlicher zu werden und meinen Heiland und Gott durch meinen Lebenswandel immer mehr und tiefer zu ehren.

Oftmals, wenn er mit uns zusammen betete, spürte ich, daß für ihn der Himmel und dort, der Vater und Sohn wirkliche Persönlichkeiten waren, mit denen er durch sein Glaubensleben gut vertraut war. Ich muß zugeben, daß ihm viel vergeben wurde, deshalb hat er Gott viel, viel mehr geliebt als viele andere Leute, die ich bis heute kenne und in der Vergangenheit gekannt habe. Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, daß mein Vater wohl eine ähnliche Beziehung zu Gott hatte als einst Henoch, der treu mit Gott gewandelt ist.

"Mein Kind, so Du willst meine Rede annehmen und meine Gebote bei Dir behalten, daß Dein Ohr auf Weisheit achthat und Du Dein Herz mit Fleiß dazu neigest; ja, so Du mit Fleiß darnach rufest und darum betest; so Du sie suchest wie Silber und nach ihr forschest wie nach Schätzen: alsdann wirst Du die Furcht des HERRN verstehen und Gottes Erkenntnis finden. Denn der HERR gibt Weisheit, und aus Seinem Munde kommt Erkenntnis und Verstand. Er läßt's den Aufrichtigen gelingen und beschirmt die Frommen und behütet die, so recht tun, und bewahrt den Weg seiner Heiligen. Alsdann wirst Du verstehen Gerechtigkeit und Recht und Frömmigkeit und allen guten Weg. Denn Weisheit wird in Dein Herz eingehen, daß Du gerne lernst; guter Rat wird Dich bewahren, und Verstand wird Dich behüten."

Sprüche 2:1-11







Kapitel 11

Alle Reform-Adventisten müssen ins Gefängnis


"Und alle, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden."

2. Timotheus 3:12

Sobald die ungarische Regierung die Staatsgeschäfte übernommen hatte, brach sofort die Verfolgung über die Gemeinde aus. Es kam ein Befehl aus Budapest, mit einer Liste wo die einzelnen Glieder der Reformationsbewegung alle namentlich aufgezeichnet standen und sie sollten als Feinde der Nation eingesperrt werden. Selbstverständlich stand der Name meines Vaters als erstes auf der Liste und nach ihm alle anderen, jung und alt, Mann oder Frau sollten ins Gefängnis.
Mein Vater ging zu Herrn Bartocz, der einer der wichtigsten Beamten der Stadtverwaltung war er und zeigte ihm den Erlaß.

"Die haben doch genug Banditen, die sie verfolgen sollten, und nicht diese Unschuldigen!"

regte sich Herr Bartocz auf. Er hatte sich so darüber geärgert, daß die neue Regierung, die gerade eben erst die Macht übernommen hatte, damit anfing bescheidene Menschen zu verfolgen, anstatt sich darum zu kümmern die wirklichen Verbrecher und Banditen aufzuspüren und zu bestrafen. So sagte er dann zu meinem Vater:

"Ich schaue was ich machen kann!"

Mit diesen zusichernden Worten von Herrn Bartocz durfte mein Vater dann nach Hause gehen.
Dann kam der Tag der Verhandlung. Alle waren auf einmal dorthin berufen worden. Der erste der aufgerufen wurde war mein Vater und der Richter hat ihn freundlich begrüßt.

"Sind Sie Herr Boldischar?"

"Ja." 
 
sagte mein Vater höflich.

"Bitte nehmen Sie Platz."

Dann ist der Richter aufgestanden und verließ den Gerichtssaal. Mein Vater war dort allein mit der Schreiberin und sie haben angefangen sich zu unterhalten:

"Wie nett dieser Richter ist!"

Sagte mein Vater zu ihr.

"Nett, dieser Mann nett?"

Fragte sie äußerst erstaunt.

"Wissen Sie, lieber Herr Boldischar, vor ihm zittert die ganze Stadt und er ist wahrlich alles andere als nett. Warum er aber zu Ihnen so nett ist, das ist mir ein Rätsel."

Es dauerte längere Zeit, bis er wieder zurückkam und er brachte noch jemanden mit. Der Richter ging zu seinem Platz und hat dieser mitgebrachten Person das Wort übergeben.

"Sehr geehrte Herr Richter, für meinen Mandanten darf ich zu seiner Verteidigung erwähnen, daß er obwohl er einer Gemeinschaft angehört, die gegen die Regierung…"

Der Richter unterbrach und fuhr ihn an:

"Ich habe doch gesagt, daß er nicht gegen die Regierung ist!"

Darauf hin sagte der Anwalt kleinlaut.

"Entschuldigung, es war mein Fehler, ja, er ist ein sehr ehrenwerter Mann!"

Und dann redete und ratterte er wie eine alte Mühle, bis der Richter ihn anhielt und zu meinem Vater sagte:

"Herr Boldischar, hier ist ein Schreiben aus Budapest, wo drinsteht, – der Kuckuck soll es holen –, daß ich alle verurteilen muß. Wann und wie lange haben Sie Urlaub Herr Boldischar?"

und mein Vater teilte ihm die Zeit mit.

"Kommen Sie näher zu mir, lieber Herr Boldischar."

Sagte der Richter zu ihm und dann fragte er:

"Könnten Sie acht Tage aushalten? Es gibt kein milderes Urteil, leider!"

Daraufhin antwortete ihm mein Vater:

"Kein Problem, Sie sind sehr lieb."

Der Richter verabschiedete Ihn mit den Worten:

"Auf Wiedersehen, lieber Herr Boldischar!"

Mein Vater ging hinaus, wo alle anderen noch dort standen. Bruder Kosa war der nächste und er fragte meinen Vater.

"Wie viel hast du bekommen?"

"Acht Tage."

Antwortete er.

"Was sagst Du, acht Tage? Du meinst wohl eher 8 Jahre, oder Minimum 8 Monate!"

Mein Vater ging zurück zur Schreiberin und fragte sie:

"Wie viel habe ich bekommen, acht Monate?"

"Warum acht Monate?"

Fragte sie ihn erstaunt.

"Keineswegs, es sind nur acht Tage. Können Sie sich erinnern, das waren doch Ihre Urlaubstage."

Leider haben aber die anderen viel mehr bekommen, als mein Vater, sogar meine Mutter mußte Zeit im Gefängnis verbringen, aber nicht so lang wie die anderen. Ich meine mich zu erinnern, daß es 3 Monate waren und die andern bis zu elf Monaten.

"Der HERR behüte Dich vor allem Übel, Er behüte Deine Seele."

Psalm 121:7









Kapitel 12

Vom Militärdienst befreit

"Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist; wohl dem, der auf Ihn traut!"

Psalm 34:8

Wie ich schon erzählt habe bekam mein Vater Thyphus, daraufhin wurde er ins Krankenhaus eingeliefert und litt schwer daran, doch er flehte Gott an ihm noch Gnadenzeit zu gewähren und Gott erhörte sein Gebet, weil Er Wohlgefallen an ihm hatte. So kam er nach Hause, doch wegen der Thrombose die er zusätzlich durch das lange Liegen im Krankenhaus bekam, war er nicht fit und einsatzfähig und mußte noch eine Weile das Bett hüten.

Einige Jahre zuvor, als er den adventistischen Glauben angenommen hatte und der Adventgemeinde beigetreten ist, stand er vor einer ähnlichen Situation, nämlich auch in den Wehrdienst einberufen zu werden und der Bruder aus der Gemeinde von damals sagte ihm, daß es in Ordnung wäre als Soldat in der Armee zu dienen, womit mein Vater vom Glauben her aber nicht einverstanden war. Er wechselte zu der Gemeinde der Reform-Adventisten und diente Gott immer treu und Er lenkte die Geschicke, sodaß er nicht zur Armee mußte. Jetzt stand er wieder vor dem gleichen Problem, denn es war Kriegszeit und jeder Mann sollte eingezogen werden. Den Einberufungsbefehl um an die Front zu gehen hatte er bereits vor seiner Erkrankung erhalten.

Ihm war klar, daß Gott nicht wollen würde, daß er diesmal der Armee beitritt, doch was sollte er machen? Er wandte sich voller Vertrauen an Gott und legte alles wie gewohnt in Seine Hände. Gott beantwortete sein Gebet indem er meine Mutter einen Traum träumen ließ, in dem der Herr ihr mitteilte, daß er ihren Mann von der Pflicht am Militärdienst teilzunehmen, befreien wird.

Es näherte sich der letzte Abend vor diesem Zeitpunkt. Am nächsten Tag war der Termin, an dem er sich dort hätte einfinden sollen. Um die Wege der Vorsehung nicht zu durchkreuzen, überlegte er sich wie er nun vorgehen solle. Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder eine Bescheinigung von dem behandelnden Arzt zu erbeten, mit dem Nachweis, daß er gesundheitlich noch zu schwach war, um diese dann beim Militärzentrum abzugeben, oder mit Bruder Kosa zu sprechen der ein Taxi hatte und ihn zu bitten, ihn persönlich ins Militärzentrum zu bringen um dort vor den untersuchenden Ärzten selber zu erscheinen.

Welche die bessere Entscheidung sein würde, wußte er nicht. Wie immer, wandte er sich im Gebet an den Herrn, der ihm die Verheißung gegeben hatte treu zu ihm zu stehen und ihm zu helfen und hat zu Ihm gesagt, nachdem er sich im Bett leicht zur Wand gedreht hat und lautlos betete:

"Herr Du hast Deine große Barmherzigkeit Deinem Knecht gezeigt und darum bitte ich Dich zeige mir, was ich in dieser Angelegenheit tun soll, ich weiß nicht wie ich mich entscheiden soll. Sollte es Dein Wille sein, daß ich dort persönlich erscheinen soll, so bitte ich Dich, zeige meiner Frau im Traum, Bruder Kosa, dann weiß ich, daß dies Dein Weg ist. Wenn aber ein ärztliches Attest genügt, was ich dort vorlegen kann, soll sie von einem Arzt träumen."

Später wurde er dann mitten in der Nacht von der Stimme meiner Mutter plötzlich aus dem Schlaf gerissen:

"Boldischar ..." 

sagte sie immer, weil ihr der Name "Emmerich" nicht gefiel,

"Boldischar, ich habe etwas sehr wichtiges geträumt, das ich es Dir jetzt erzählen muß, weil ich fürchte, daß ich es vielleicht vergessen könnte. Ich träumte, daß Bruder Kosa zu uns gekommen ist und ich war so über sein plötzliches Erscheinen überrascht, sodaß ich ihn fragte: »Wieso und warum bist Du gekommen?« Darauf antwortete er mir: »Ich bin gekommen um Bruder Boldischar zum Militärzentrum zu bringen. «

Mein Vater war so erfreut über diese schnelle und direkte Antwort, daß er zu meiner Mutter sagte sie möge sich ganz in der Frühe auf den Weg machen, um Bruder Kosa an dem Taxistand, an dem er gewöhnlich zu dieser Zeit mit seinem Taxi stand, zu treffen und ihn zu bitten, zu ihnen nach Hause zu kommen um ihn ins Militärzentrum zu fahren.

Kaum war meine Mutter dann früh aus dem Haus gegangen, hörte mein Vater eilige Schritte und was meint Ihr, wer an der Tür erschienen war? Es war Bruder Kosa. Mein Vater war so doll überrascht, daß er ihn fragte:

"Hast Du Elisabeth getroffen?"

Bruder Kosa fragte verwundert:

"Welche Elisabeth?"

Worauf hin mein Vater erwiderte:

"Na, meine Frau natürlich!"

"Nein, warum? Habe ich nicht. Warum sollte ich sie denn treffen?"

Fragte er verwundert.

"Ja, aber warum bist Du dann gekommen?"

Offenbar hatte er vergessen, daß meine Mutter ihm erzählte, daß Br. Kosa in ihrem Traum zu ihnen nach Hause gekommen ist und er ihr dann den Grund für sein Kommen sagte. Nun sagte er das gleiche wie in dem Traum:

"Nun, um Dich zu Militärzentrum zu bringen."

Gab er zur Antwort. Überrascht fragte ihn dann mein Vater:

"Und woher wußtest Du das?"

Dann erzählte ihm Bruder Kosa was er gerade erst erlebt hatte und woher er das wußte.

"Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen, eine Stimme sagte immer wieder zu mir: »Bringe Bruder Boldischar zur Militärkommission.«

Dann weckte ich meine Frau Rebi, "Du Rebi ich kann nicht schlafen, ich höre immer wieder ich solle Bruder Boldischar zur Kommission bringen."

Da ich sie aus dem Schlaf gerissen hatte und sie nicht so begeistert darüber war, sagte sie zu mir:

"Aber ich kann schlafen, wenn Du es nicht kannst laß mich zumindest schlafen!" So, weil ich sowieso nicht arbeiten gehen konnte, da der Druck der auf mir lag so groß war, bin ich jetzt direkt zu Dir gekommen."

Mein Vater war von der Antwort auf sein Gebet, die Gott ihm so unmißverständlich und deutlich gegeben hatte so überzeugt, daß dies der richtige Weg sei, so daß er sich im Bett aufrichtete und sich bereit machen wollte, um mit Bruder Kosa zum Militärzentrum zu fahren.

Doch er war noch recht schwach und so haben ihn dann Bruder Kosa und Magdalena schön angezogen und dann nahm ihn Bruder Kosa auf seinen Rücken und trug ihn bis zum Wagen und fuhr mit ihm fort.

In der Zwischenzeit suchte meine arme Mutter Bruder Kosa überall, aber keiner von seinen Kollegen hatte ihn gesehen, weil er nirgends aufgetaucht war, denn er war ja direkt von zu Hause aus zu ihnen hingefahren.

Auf dem Weg zum Militärzentrum sieht meine Mutter dann endlich das Auto von Bruder Peter Kosa und winkte hastig, um ihn zum Bremsen zu veranlassen. Er hielt an und meine Mutter öffnete den Mund um ihre Bitte vorzubringen und sieht meinen Vater im Auto sitzen.

Völlig überrascht schaute sie mal meinen Vater, mal Bruder Kosa an, bis mein Vater zu ihr sagte:

"Gehe ruhig heim, hier sind die Engel Gottes am Werk."

Nach diesen Worten fuhren sie weiter. Als sie im Militärzentrum angekommen waren, sahen sie eine riesige lange Schlange von Männern, vier in einer Reihe, die dort warteten um erfaßt und auf verschiedene militärische Einheiten verteilt zu werden.

Bruder Kosa überlegte einen Moment lang und dann nahm er meinen Vater auf den Rücken und ging an der langen Schlange vorbei,  ganz vor bis zum Eingang.

Einige der dort stehenden und wartenden Männer haben angefangen zu rufen, er solle sich hinten in der Schlange anstellen, aber ein Gendarm, der für Ordnung sorgte, schalt sie:

"Seid Ihr alle blind? Seht Ihr nicht, daß er jemanden auf dem Rücken trägt?!"

So ging er dann an allen vorbei. Im Gebäude suchte er den Saal mit der medizinischen Kommission auf, wo alle Männer die untersucht werden sollten, unbekleidet drin standen. Weil er für ihn nirgends einen Platz fand, legte er ihn auf ein Fensterbrett und atmete erleichtert auf. Alle, die drin waren, die nackten Männer, die Ärzte und die Helfer schauten die beiden verwundert an.

Der erste, der die Situation erkannte und darauf reagierte war der Chef der Kommission. Er sprang auf, nahm seinen Stuhl und brachte ihn dorthin wo sie waren und hat Bruder Kosa freundlich darum gebeten, meinen Vater auf seinen Stuhl zu setzen, während die anderen schnell für ihn einen anderen Stuhl besorgt haben.

Ich vermute, sie haben sich vielleicht vorgestellt, daß mein Vater ein so großer Patriot sein würde, daß er sogar halbtot das Land verteidigen wolle. In einer gewissen Weise hatten sie Recht, aber es verhielt sich mit dem "Land" ein bißchen anders. Der Unterschied lag darin, daß das Land das er verteidigen wollte wo anders war, es war seine himmlische Heimat..

Der Chef sandte sofort einen Arzt zu ihm und sagte zum meinem Vater:

"Bitteschön, lieber Herr Boldischar, haben Sie Verständnis dafür, daß wir uns erst mit Ihnen beschäftigen können, wenn wir mit denen durch sind die vor Ihnen in den Saal gekommen sind."

Als sie dann an der Reihe waren, wurden Bruder Kosa Akten, bezüglich meines Vaters übergeben und die mußte er dann nehmen und an allen möglichen, verschiedenen Büros anklopfen und sie abstempeln und unterschreiben lassen.

In einem der Büros, schaute der Beamte das Dokument betreffs der völligen Befreiung vom gesamten Militärdienst an und dann auf Bruder Kosa, einen stattlichen Mann, jung, gesund und kräftig wie eine Eiche und musterte ihn von Kopf bis Fuß und fragte sich dann: 

»Der soll unfähig sein?«

Bruder Kosa bemerkte seine Verwunderung und beruhigte ihn mit den Worten:

"Unterschreiben Sie bitte ruhig, nicht ich bin es, der nicht auf den Beinen stehen kann. Es ist mein lieber Freund."

"Ach so, ok." 

sagte er daraufhin nur und unterschrieb ebenso. Nachdem alles abgestempelt und unterschrieben war und sie das Befreiungsdokument in den Händen hielten, nahm Bruder Koza meinen Vater wieder auf seinen Rücken, brachte ihn zum Auto und fuhr ihn zurück nach Hause.
 
So hat es sich gefügt, daß er vom Militärdienst für immer befreit wurde, obwohl er gerade mal kurz über dreißig Jahre alt und seine Unfähigkeit nur vorübergehender Natur war.

Die Verheißung des Herrn, ihn vom Militärdienst zu befreien, ist mehr als erwartet in Erfüllung gegangen, weil er sich entschieden hatte eine schwache und bedeutungslose Gemeinde zu wählen, wo er, aller Erwartung nach, Gefängnis oder sogar den Tod erleiden würde, wenn er dem Herrn treu bliebe.

Er hat bei Gott Gnade gefunden und dieser schenkte ihm vollständige Befreiung von sämtlichen Militärdiensten. Gott belohnt immer die Treuen und gibt ihnen reichen Lohn, während die Untreuen ihre Seligkeit untergraben und verwirken.

"Der HERR denkt an uns und segnet uns."

Psalm 115:12









Kapitel 13

Auch wenn der Himmel über uns zusammenbricht


"Denn Du sprichst: Der HERR ist meine Zuflucht! Den Höchsten hast Du zu Deiner Schutzwehr gemacht; es wird Dir kein Unglück zustoßen und keine Plage zu Deinem Zelte sich nahen; denn Er hat Seine Engel für Dich aufgeboten, daß sie Dich behüten auf allen Deinen Wegen, daß sie Dich auf den Händen tragen und Du Deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. Auf Löwen und Ottern wirst Du treten, wirst zertreten junge Löwen und Drachen. Denn er klammert sich an Mich an, darum will Ich ihn erretten;  Ich will ihn sicherstellen, weil er Meinen Namen kennt."

Psalm 91:9-14

Ich habe von einer meiner Cousinen erfahren, wie sie in einer Predigt gehört hatte, daß jemand einen Wettbewerb unter den Malerkünstlern aufgestellt hat. Wer würde wohl der Beste sein, der Ruhe und Gelassenheit darstellen könnte. Eine Menge von Gemälden wurde angefertigt und die beste Darstellung der Ruhe war ein Gemälde mit einem Vogelnest mit kleinen Vögeln und den Vogeleltern die, inmitten eines gewaltigen Gewitters das die Bäume entwurzelt hat, ruhig alle dort drin saßen.

Dieses Bild, mit dem Nest und seinen Bewohnern, kann am besten die Erfahrung meiner Eltern, samt meiner zehnjährigen Schwester, während des Krieges und besonders, was sie in einer höllischen Nacht erlebten, beschreiben.

Wie bereits erwähnt, hatte meine Mutter von ihrem Vater ein Häuschen geerbt, das er selber als Schuhmacher gebaut hatte und als meine Eltern dort eingezogen sind, hatten sie das Haus von einem Architekten prüfen lassen, mit dem Ergebnis, daß es laut Gutachten Lebensgefahr bedeuten würde in dem einen gewissen Zimmer zu wohnen. Das Haus hatte zwei Zimmer und wir hielten uns in beiden auf, denn es war Kriegszeit. Meine Eltern hatten bereits zwei Töchter, eine zehn die andere ein Jahr alt und ich war zu der Zeit noch im Mutterleib.

Unser Haus lag unweit vom Geschäft, wo mein Vater gearbeitet hat und es lag in einem Industriegebiet, was Angriffsziel und den Bombardierungen ausgesetzt war.

Mein Vater mußte ich sich einerseits um das Geschäft kümmern und andererseits auch um die Missionsarbeit, was bei ihm ganz oben auf seiner Prioritätenliste stand. Ich vermute, daß, er sich selbst, samt seiner ganzen Familie, seinem Erlöser und Gott übergeben hatte. Als die Front immer näher zu uns rückte, bauten die Behörden überall Bunker, einen unterirdischen Betonkeller, um dort vor den Luftangriffen geschützt sein zu können.

Mein Vater mußte zwischen zwei Möglichkeiten wählen. Die eine war, sich auf die Vorkehrungen des Staates zu verlassen und in den Bunker zu gehen, oder den Schutz zu wählen, den der Name des Herrn Seinen Kindern anbietet. Um auf der sicheren Seite zu sein, wollte er Gott um Rat fragen und zwar, daß der Herr meiner Mutter im Traum zeigen möge, was wir tun sollen. Um sie jedoch nicht irgendwie zu beeinflussen, sagte er ihr kein Wort davon.

Um sein Vertrauen zu unterstützen sagte er zu dem Herrn im Gebet folgendes:

"Herr, wenn Du mir zeigst, daß wir im Haus zu bleiben sollen, dann bleiben wir hier, auch wenn der Himmel über uns zusammenbricht!"

Oft habe ich von meinem Vater gehört, daß wir vorsichtig sein sollten, wenn wir Gott um etwas bitten, denn Er vergißt nichts, auch wenn wir es vergessen und Er erinnert uns an unser Wort, wenn wir es am wenigsten erwarten. Die Bibel warnt uns davor mit Gott vorschnell zu "plappern".

In dieser Nacht, hatte mein Vater am Abend zu Gott gebetet. Er wollte wissen, ob wir den Bunker wählen sollten oder nicht und daß meine Mutter die Antwort darauf im Traum erfahren möge, selbstverständlich ohne, daß er ihr ein Wort über sein Gebet diesbezüglich gesagt hatte. In dieser Nacht, rüttelte meine Mutter meinen Vater plötzlich aus dem Schlaf wach und sagte zu ihm:

"Boldischar, ich habe was geträumt und will ich es Dir erzählen, weil ich befürchte, daß ich es bis morgen vergesse!"

Mein Vater war sehr neugierig und sagte:

"Ja natürlich, bitte erzähl mal was Du gesehen hast."

So erzählte sie ihm ihren Traum:

"Wir sind in der Stadt spazieren gegangen und sahen, daß überall geschrieben stand: "Der Bunker ist hier, bitte nutzen Sie ihn! Hier ist ein Bunker, bitte eintreten!" Wir sind dann in einen Bunker rein und haben ihn von drinnen angeschaut. Dort waren Bänke und es gab Wasser und als wir dort standen, kam ein Engel des Herrn herein und wandte sich an uns und sagte: »Wenn Ihr in den Bunker hinein oder hinausgeht, kann Euch das Unheil treffen.« Dann zeigte er mit der Hand nach oben und sagte weiter: "Der beste Bunker ist das Vertrauen auf Gott."

Mein Vater erzählte ihr dann von seinem Gebet und beide haben den weisen Rat des Engels als richtig und wunderbar angesehen. Ich möchte auch erwähnen, daß meine Mutter ganz gewiß kein Angsthase war.

Mein Vater hatte dem Herrn in seinem Gebet noch eine weitere Frage gestellt und zwar, wie weit wir durch diesen Krieg in Mitleidenschaft gezogen werden würden. Weil er aber darauf keine Antwort erkennen konnte, schwieg er darüber und sagte meiner Mutter nichts davon. Ein paar Tagen später rüttelte sie ihn wieder aus dem Schlaf auf und sagte, daß sie wieder einen interessanten Traum gehabt hatte, den sie ihm gleich erzählen wolle und mein Vater hörte gespannt ihrem Bericht zu.

"Eine Bombe fiel an die Ecke unseres Hauses, aber sie explodierte nicht, sondern fiel in vier Stücke auseinander und als ich die vier Teile der Bombe betrachtete, sah ich einen Engel Gottes in der Luft schweben und mit dem Zeigefinger deutete er auf die Bombe und sagte:

»Wenn auch die ganze Welt auseinanderbrechen würde, so wird Euch nichts geschehen.«

"Wie wunderbar!" dachte mein Vater und tief gerührt erzählte er ihr sein Gebet und sie dankten dem lieben Heiland für Seine Verheißung.


Nun möchte ich erzählen, was mir meine ältere Schwester die heute, im Jahr 2020, 86 Jahre alt ist, berichtete,  als ich sie bat mir noch Einzelheiten zu berichten von denen ich bisher nichts wußte. Und so fing sie an mir zu berichten wie es ihr im Krieg erging und dabei erzählte sie mir noch so einige Einzelheiten, die ich noch nicht kannte. Fast alles was ich über diese Zeit weiß, hat mein Vater erzählt, entweder mir persönlich, oder jemandem, wo ich meine Ohren und Augen immer offen hatte, um ja nichts zu verpassen.


Als die Bombardierungen damals angefangen haben, hat meine Schwester einen Schock erlebt. Die Bomben fielen und der Luftdruck hat die Tür unserer Hütte plötzlich aufgerissen und eine große Menge von Steinen, große und kleine, samt Staub in unsere Hütte hineingeschleudert. Meine Mutter versuchte zusammen mit meiner damals zehnjährigen Schwester die Tür zu schließen, aber es ging nur sehr, sehr schwer, es war kaum zu schaffen. Magdalena schrie auf, so erschrocken war sie und dann schluchzte sie nur und sagte:

"Komm, Mama, komm in den Bunker, komm in den Bunker, wir sterben hier!"

Dann schaute sie meine Mutter an, die gar keine Angst zeigte und im nächsten Augenblick wurde sie auch ganz ruhig und mutig und seitdem ist jede Spur von Furcht und Angst aus ihr verschwunden, bis heute. Sie weiß überhaupt nicht was es bedeutet Angst zu haben oder sich zu fürchten.

Mein Schwager ist leider schon im Jahr 2019 verstorben und seitdem lebt meine Schwester Magdalena bei ihrer Tochter hier in Deutschland und voriges Jahr ist ihr etwas passiert, das beweist, daß sie wirklich kein ängstlicher, sondern ein sehr mutiger Mensch ist. Man darf bei alledem nicht vergessen, daß sie bereits schon weit über 80 ist.

Als sie einmal, mit dem kleinen Hund von ihrer Tochter spazieren gegangen ist, wurde er von einem großen Hund angegriffen. Um ihn zu beschützen ging sie schnell nieder auf ihre Knie und mit einer Hand ergriff sie mutig das Maul des Hundes und hielt es zu, während sie mit der anderen Hand den kleinen Hund ergriff, um ihn zu beschützen. Der große Hund hatte bereits sein Maul weit aufgerissen, aber sie hielt es so fest, bis der Besitzer des Hundes gekommen ist und seinen Hund in Gewahrsam nahm. Damit war die ganze Situation gerettet und sie und der kleine Hund kamen unbeschadet davon.

Ich habe diese kleine Geschichte eingefügt um zu zeigen wie mutig meine große Schwester auch heute noch im hohen Alter ist. Ich bin sehr stolz auf sie und bewundere sie dafür sehr.


Aber, kommen wir wieder auf  meinen Eltern zurück. In einer Nacht weckte meine Mutter meinen Vater wieder auf. Draußen war ein ohrenbetäubender Lärm, so daß sie ihre eigenen Worte nicht verstehen konnten. Unsere Hütte bewegte sich fürchterlich und schien auseinander zu fallen. Meine Mutter schrie in die Ohren meines Vaters:

"Boldischar wir kommen um!"

Nachdem mein Vater erwachte dachte er als erstes an seine Worte, die er damals im Gebet zum Herrn gesprochen hatte.

"Auch wenn der Himmel über uns zusammenbricht, bleibe ich im Haus, wenn Du mir sagst ich soll hier bleiben."

"Nun, hätte ich das nicht sagen sollen?" dachte sich mein Vater, aber jetzt war es zu spät. Nun vertraute er Gott von ganzem Herzen sich und seine Familie an, unsere Mutter, die zu der Zeit mit mir schwanger war und meine beiden Schwestern, die eine ein Jahr und die zweite zehn Jahre alt.

Er stand ruhig auf, zog seine Hose an und las ein Abschnitt aus dem Buch, "Das Leben Jesu" worin in seinen Worten gesagt, stand:

"Auf trockenem Land, oder auf schäumendem Meer, wir brauchen uns nie fürchten, wenn wir Jesus im Herzen haben."

Dann beteten sie und er zog seine Hose wieder aus, legte sich zurück ins Bett und sagte:

"Wir sind in Gottes Hand, wenn Er sein Wort hält, werden wir leben und nicht sterben."

Unter ohrenbetäubendem Lärm bewegte sich die Hütte immer wieder, aber sie wurde nicht beschädigt. Im Vertrauen auf Gottes Schutz und der Erfüllung seiner Zusage sie zu beschützen, sind sie ruhig wieder ins Bett gegangen, wie auf dem Gemälde  die Vögelchen in ihrem Nest während des Sturmes und sie sind SOFORT eingeschlafen!! Wie der Psalmist in Psalm 4:9 sagt:

"Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein Du, HERR, hilfst mir, daß ich sicher wohne."

Als sie später am Morgen, nach dieser fürchterlichen Nacht, wach geworden sind, waren überall die Russen. Sie sind sozusagen mit den "Deutschen schlafen gegangen" und mit den "Russen aufgewacht".

Ich kenne mich in Sachen Kriegsmaschinen nicht aus, aber gemäß der Erzählung meiner Eltern, haben die Russen hinten bei den Nachbarn, in unmittelbaren Nähe von unserer armen Hütte etwas montiert, womit die Deutschen geschossen hatten. Ich gehe davon aus, daß der Teufel das so geplant hatte, um das Haus des Dieners Gottes zu zerstören, der viele Seelen aus seiner Gefangenschaft befreit hatte. Aber Gottes Engel hielten unsere Hütte zusammen, so daß nicht mal der Putz beschädigt wurde.

Wie unglaublich es auch klingen mag, dies ist genau so passiert, wie es hier beschrieben steht, ohne jegliche erfundenen Zusätze

Meine Mutter war damals dreißig Jahre alt und was die Russen alles so mit den Frauen gemacht haben ist vielen wahrscheinlich bekannt. Aber kein Soldat kam jemals um uns zu belästigen.

In der ganzen Gegend war unser Haus das Einzige, wo das Leben ungestört weiterging, als gäbe es kein Krieg und wo der Kamin wie in Friedenszeiten rauchte.

Die Nachbarn kamen zu uns und baten unsere Eltern in diesem einsturzgefährdeten Zimmer schlafen zu dürfen, weil sie mehrere Tage aus Angst die Augen nicht schließen konnten. So schliefen Männer, Frauen und Kinder nebeneinander die ganze Nacht, als wären sie dort auf einem anderen Planeten. Am nächsten Abend durften andere Leute dann dort schlafen.

Einmal hat ein Nachbar gesehen, daß zwei russische Soldaten über den Zaun in unseren Hof gesprungen sind und sich ganz plötzlich völlig unerwartet umgedreht und zurück über den Zaum zurückgesprungen und wieder verschwunden sind.

Ein anderer Nachbar wurde von zwei russischen Soldaten gefangengenommen und sie schleppten ihn mit sich auf die Straße, in Richtung unseres Hauses. Der Mann dachte:

"Wenn ich bis Boldischars Haus komme, kann ich dort gerettet werden."

Und so war es. Als er bei unserem Tor ankam, klammerte sich der Mann daran fest. Der eine Soldat wollte ihn weiter schleppen während der andere, seinen Kameraden wegziehen konnte und sie den Mann dort am Tor unseres Hauses stehen ließen. Er kam dann zu uns rein und war kreideweiß, weil der Schreck noch in seinen Gliedern steckte und er erzählte meinem Vater, wie Gott ihn gerettet hat.

Einige Häuser wurden stark beschädigt und andere weniger, von wiederum anderen blieb nur noch der Kamin übrig und mein Vater sagte zu meiner Mutter: 

"Siehst Du Elisabeth, so ist die Sünde. Eine schadet mehr, eine andere weniger. Aber der Herr kann wieder alles gutmachen, wenn wir uns Ihm übergeben."

Nach dem Krieg gingen die Russen von Haus zu Haus und nahmen alle Männer als Gefangene, nach Sibirien mit. Eines Tages spürte mein Vater er solle sich sofort ins Bett legen. Im den nächsten Augenblick, öffnete sich die Tür und ein russischer Offizier trat ein und hinten ihm mehrere Soldaten. Der Offizier begrüße meinen Vater herzlich und als die anderen Soldaten ins Haus wollten, schob der Offizier sie zurück mit den Bemerkung: "bolni, bolni!" das heißt: "krank, krank". Auf solch wunderbare Weise wurde mein Vater auch von den Russen verschont und kam nicht nach Sibirien. Der Engel sagte:

"Wenn auch die ganze Welt auseinanderfallen wird, aber Euch wird es nicht berühren!"

Und wir durften erfahren, wie dieses Wort wahr geworden ist und die mächtigen Engel die kleine Hütte und ihre Bewohner vor vielen, vielen sichtbaren und unsichtbaren Gefahren sicher beschützt haben.

"Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. Denn er errettet Dich vom Strick des Jägers und von der schädlichen Pestilenz. Er wird Dich mit Seinen Fittichen decken, und Deine Zuversicht wird sein unter Seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, daß Du nicht erschrecken müssest vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die des Tages fliegen, vor der Pestilenz, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die im Mittage verderbt. Ob tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch Dich nicht treffen."


Psalm 91:1-7





 
Kapitel 14

Ich will mich bekehren, koste was es wolle

"Und die Verständigen werden leuchten wie des Himmels Glanz und die, welche vielen zur Gerechtigkeit verholfen haben, wie die Sterne immer und ewiglich."

Daniel 12:3

Als ich angefangen habe zu schreiben, um die Erfahrungen von meinem Vater und anderen Leuten zu berichten, habe ich damit gerechnet, daß sie einigen Lesern nicht gefallen werden. Aber ich bin kein Schriftsteller, noch Verfasser und ich kann, will und darf hier nicht etwas aufschreiben, was nicht ganz der Wahrheit entspricht, sondern ich habe die Geschichten so aufgeschrieben wie sich die Dinge ereignet haben.

Mir ist der Wunsch entgegengebracht worden diese Erinnerungen von damals aufzuschreiben, seien sie nun für den einen oder anderen der sie liest schön oder auch weniger attraktiv, aber das ist auch nicht meine Aufgabe das zu ermitteln, denn es geht hier darum Lebensberichte und Erfahrungen aufzuschreiben und das Leben mit all seinen Erlebnissen sieht bei jedem Menschen anders aus. Wie ich es hier in den kurzen Geschichten erzählt habe, so trug es sich bei den verschiedene Menschen zu, die ein Teil meines Lebens waren und deren Geschichten ich teilweise selber mitbekommen oder erzählt bekommen habe. Doch ich wünsche mir, daß diese Aufzeichnungen, wie Gott gewirkt hat, für diejenigen die es lesen, zum Segen werden.

  
Leider ist mir erst sehr spät bewußt geworden, daß meine Eltern und meine Oma sehr besondere Menschen waren. Sie haben mit dem Himmel, wo unser himmlischer Vater und Sein Sohn wohnen und der ein wunderbarer Platz ist, in ihrem Glaubensleben engen Kontakt gehabt. Je mehr ich Laufe meines Lebens Menschen kennenlerne, stelle ich immer wieder fest, daß für die meisten von ihnen Gott zu einer Vorstellung geworden ist, die für sie nicht greifbar ist. Daher habe ich all diese wunderbaren Erfahrungsgeschichten aufgeschrieben, um ihnen unseren liebenden Heiland und Erretter Jesus Christus näher zu bringen und wünsche mir, daß auch sie dadurch ein anderes Bild von Seinem und von unserem Vater im Himmel erhalten.

Ich möchte gerne über mich selbst erwähnen, daß ich außer ein paar Büchern von Jules Verne, Göthe und Schiller, keinerlei Romane gelesen habe. Ich lehnte und lehne immer noch aus Grundsatz die menschlichen Fantasien ab, weil die genaue Wissenschaft und die göttlichen Dinge meine Aufmerksamkeit ganz in Anspruch nehmen. Unterhaltungsfilme habe ich auch so gut wie nie angeschaut! Wofür ich jedoch ein großes Interesse zeige, sind meine Mitmenschen. Mir liegt es am Herzen wie ich ihnen helfen kann, glücklicher und gesünder an Leib und Seele zu werden.

Meine Tochter und ich sind einmal vor vielen Jahren zusammen auf eine Reise in die USA geflogen. Als wir dort drüben waren wollte sie auch gerne einmal das berühmte Hollywood anschauen und so sind wird dann gemeinsam dort hin gefahren und haben uns alles angesehen. Wir sahen da im Zentrum auch den großen Platz mit den vielen weltweit bekannten Sternen auf dem Boden mit Namen und den Handabdrücken von gewissen berühmten Persönlichkeiten. Als ich mir diese Sterne dort am Boden, in dunklem Beton eingelassen, anschaute, kamen mir folgende Gedanken:

Ach, wie ist es doch? Diese Sterne werden achtlos von den Füßen der Menschen getreten die darüber hinweg gehen. Das habt Ihr verdient, weil Ihr die Menschen von den wahren Problemen des Lebens mit Eurer Fantasie in Euren Filmen abgelenkt habt, anstatt ihnen echte Lebenshilfe und Weisung zu geben. So verharren sie weiter in ihren Schwierigkeiten. Ihr seid wie Sternschnuppen, die kurz am Nachthimmel erscheinen und dann wieder verschwinden, sind werden vergessen und andere kommen nach ihnen. Aber über die Gerechten, die ihren Mitmenschen wirklich geholfen haben die Lasten des Alltags zu tragen und die ihnen wahre Hoffnung angeboten haben stehen in Daniel 12:3 diese wunderbaren Worte geschrieben:  

"Die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich."

Sie und ihre Werke bleiben immer bestehen. So ein Stern lohnt sich zu werden! Die unnatürlichen Erfindungen sind wie Spiritisten, die ich ebenfalls mit all meinem Herzen ablehne. Nicht die Menschen selber, sondern das was sie tun und ausüben, weil sie die Menschen verführen und ihren Verstand benebeln und von der Wahrheit wie sie in Jesus ist wegführen. Johannes schreibt im ersten Johannesbrief Kapitel 1:1-3 darüber, was die eigentliche Aufgabe des Menschen ist:

"Das da von Anfang war, das wir gehört haben, das wir gesehen haben mit unseren Augen, das wir beschaut haben und unsere Hände betastet haben, vom Wort des Lebens und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen Euch das Leben, das ewig ist, welches war bei dem Vater und ist uns erschienen: was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir Euch, auf daß Ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit Seinem Sohn Jesus Christus."

Das ist mein Ziel, mein Wunsch und mein Gebet, daß Ihr alle glücklich, gesund und den wahren Frieden, Leben und Freude in Eurem himmlischen Vater haben möget.

Zoltan Boldischar


In unserer Nachbarschaft lebte eine Familie, wo ich ein zweites Zuhause für ein paar Jahrzehnte gefunden hatte. Über diese Familie möchte ich hier etwas berichten: Onkel Michael Deschi, ist die Hauptperson meiner nächsten Erfahrung. Dort habe ich sehr viel Zeit, von den sechziger Jahren an verbracht bis ich dann 1990 nach Deutschland übersiedelt bin.

Er kam aus der kleinen Stadt Zilah nach Klausenburg. Weil seine Mutter früh verstarb war er ganz alleine. Er war Ungar und wartete darauf, daß die Ungarn wieder in Siebenbürger regieren würden. Sie sind gekommen, aber er fand sie so stolz und hochmütig, daß er sie ganz ablehnte.

Dann er ist Kommunist geworden und er konnte kaum erwarten, daß die Russen kommen würden und sie kamen dann auch, aber oh Schreck! Sie waren noch schlimmer als die Ungarn, eine Horde von Räubern. Wieder wurde unser lieber Onkel Deschi sehr enttäuscht.

Er war sehr bekannt und bei den Arbeitern in der Schuhfabrik Dermata sehr beliebt. Nachdem er von allen Menschen enttäuscht worden war, blieb nur noch einer übrig und das war Gott. Er sagte;

"Es ist mir egal, was ich dafür opfern muß, will ich mich bekehren, koste was es wolle."

Dann kamen Leute von verschiedenen Glaubensgemeinschaften daher um ihn davon zu überzeugen, daß ihr Glaube der richtige wäre. Unter ihnen war auch mein Vater. Er erzählte ihm dann schöne ergreifende Wahrheiten und am Ende sagte Onkel Deschi zu ihm:

"Es ist schön, was Sie da alles sagen, aber ich glaube kein Wort von alledem."

Mein Vater erzählte weiter bis und ganz, ganz langsam, faßte der Samen der Wahrheit Wurzel in seinem Herzen und eines Tages sagte Tante Deschi, daß bei ihr im Zimmer Züge in der Nacht fahren würden und andere Geräusche zu hören seien. Mein Vater wußte sofort was das war und frage sie, ob sie im Haus spiritistische Literatur hätten. Die Antwort war:

"Ja, das haben wir, denn ein Freund von mir, ein Jude ist Christ geworden und dann Spiritist und als er als Jude deportiert wurde, hat er dieses Buch bei uns gelassen und sagte, daß er zurückkommen würde."

"Wo ist dieses Buch?"

fragte ihn mein Vater. Sie holten es hervor und haben es ihm dann gezeigt und er sagte zu ihnen, daß sie es sofort ins Feuer werfen sollten und dann würde Ruhe ins Haus einkehren.

"Aber wir haben Angst es zu tun, es gehört uns ja nicht!"

war die Antwort der Familie.

"Gebt es mir!"

Und Mein Vater nahm das Buch öffnete die Ofentür und warf es ins Feuer und dann sagte er:

"Ab sofort werdet Ihr Ruhe haben!"

und so war es auch. Als mein Vater dann später am Abend nach Hause ging, spürte er wie der Teufel ihn verfolgte. Er hatte keine Angst vor ihm, aber fühlte seinen Zorn. Und als er dann zu Bett gehen wollte, kam er zu ihm und wollte ihn erwürgen. Mein Vater hat ihm nur gesagt er möge ihn in Ruhe lassen, aber vergebens. Erst als er ihm im Namen Jesu befohlen hat sofort zu verschwinden, mußte er gehen und hat ihn auch verlassen.

Bald nach diesem Geschehen hat Onkel Deschi die Wahrheit angenommen und hat zusammen mit seiner Tochter Eva mit Jesus den Bund durch die Wassertaufe geschlossen. Tante Deschi hatte sich damals noch nicht für Christus entschieden, aber später, nachdem ihr Mann gestorben war, folgte sie ihm auf dem schmalen Weg und blieb dem Heiland bis zu ihrem Tod treu.

"Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, daß wir Gottes Kinder sollen heißen!"

1. Johannes 3:1






Kapitel 15

Ein außergewöhnliches Verhör


"Wenn sie Euch nun führen und überantworten werden, so sorget nicht, was Ihr reden sollt, und bedenket auch nicht zuvor; sondern was Euch zu der Stunde gegeben wird, das redet. Denn Ihr seid es nicht, die da reden, sondern der Heilige Geist."

Markus 13:11

Eines Nachts hatte mein Vater einen Traum den er uns erzählte. Er lag im Bett und sah wie ein Engel Gottes zu ihm gesandt wurde und er dann über seinem Bett schwebte. Er hielt zwei Finger zum Himmel empor und überbrachte ihm eine kurze und einfache Botschaft ohne jegliche Erklärung worum es sich handeln würde. Er sagte zu ihm folgende Worte:

"Jetzt verschone ich Dich, dort kommst Du nicht hinein, aber es wird die Zeit kommen, wenn Du für Mich achtzehn Monaten leiden wirst."

Dann verschwand der Engel so schnell wie er gekommen war. Diese Botschaft hatte meinen Vater hat aus dem Schlaf gerissen. Und er fragte sich:

"Was sollte das sein? Was bedeutet "Jetzt verschone ich Dich." ?

Am nächsten Tag hat er dann eine Vorladung vom Einwohnermeldeamt bei der Polizei bekommen. Das Einwohnermeldeamt und die Polizei waren keine zwei getrennte Ämter, sondern waren in einem zusammengefaßt. Die Kommunisten waren bereits an die Regierung gekommen. Mein Vater hatte noch seinen guten Bekannten, Herrn Bartocz aus der Stadtverwaltung, der trotz der neuen Regierung in seinem Amt geblieben war. Er suchte ihn auf und zeigte ihm die Vorladung. Herr Bartocz hat nur den Kopf geschüttelt als er zu mein Vater sagte:

"Herr Boldischar, die Behörden haben eine Politik erfunden um diejenigen los zu werden, die unerwünschte Personen sind. Sie senden so eine Vorladung und darin steht, daß man in ein Amt gehen muß um dort vorzusprechen und sie wissen genau, daß es aber am Nachmittag geschlossen ist. Die Leute gehen dann natürlich wieder weg und am nächsten Tag kommen sie von der Behörden zu den Leuten nach Hause mit einer Ausrede und nehmen sie fest, und unterstellen ihnen, daß sie sich angeblich geweigert haben sich dort zu melden. Es wurde ein Vernichtungslager für die Aristokraten und die Beamten der alten Regierung bereitgestellt und diese werden nie mehr zurückkommen. Bitte melden Sie sich unbedingt! Der diensthabende Offizier wird Ihnen sagen, daß das Amt geschlossen sei und daß Sie bitte morgen wiederkommen sollen. Gehen Sie auf keinen Fall weg, egal was er ihnen sagen wird, sondern sagen Sie ihm, er möge unterschreiben, daß Sie sich gemeldet haben. Wenn er nicht unterschreibt, bleiben Sie unter allen Umständen dort."

An dem verordneten Tag, ging mein Vater zur Polizei und der Offizier schaute die Vorladung an und sagte zu meinem Vater:

"Morgen Vormittag bitte, jetzt ist keine Sprechstunde."

Mein Vater ließ sich aber keineswegs abwimmeln, sondern sagte:

"Bitte unterschreiben Sie, daß ich hier war."

"Ich unterschreibe nichts."

Gab der Offizier ihm zur Antwort. Genau das hatte er erwartet und es ist so gekommen wie ihn Herr Bartocz vorgewarnt hatte. Er wußte ja nun, daß er ausgetrickst werden sollte und deswegen sagte er:

"Gut, dann bleibe ich hier!"

Der Offizier hatte viel zu tun gehabt und merkte nicht, daß mein Vater noch immer dort war, wo er sich vorher befand. Als er dann meinen Vater wieder erblickte, sagte er zu ihm, daß keinen Sinn habe, dort zu warten, weil dort niemand sei, worauf mein Vater antwortete:

"Gut, bitte unterschreiben Sie, daß ich da war und dann gehe ich."

"Ich unterschreibe nichts."

sagte der Polizist erneut energisch und entschieden. Mit der gleichen Beharrlichkeit antwortete mein Vater ihm noch einmal:

"Dann bleibe ich eben hier."

In der Zwischenzeit schickte der Polizist jemanden zu dem Büro, wo sich mein Vater hätte melden sollen und der Bote kam mit der Nachricht, daß es geschlossen sei. Dann sagte der Polizist noch einmal:

"Haben Sie gehört, es ist niemand da!"

"Ja, bitte unterschreiben Sie mir und ich gehe."

"Ich unterschreibe nichts, habe ich doch gesagt."

"Dann ich gehe nicht."

"Dann bleiben Sie eben dort wo Sie sind."

Sagte der Polizist harsch und ganz genervt. Mein Vater ging nicht weg und befolgte somit strickt die Anweisungen von Herrn Bartocz. Später, erschien jemand in einem Ledermantel und flüsterte dem Offizier etwas ins Ohr, worauf der Offizier mit seinen Augen in die Richtung meines Vater deutete. Der Mann kam auf meinen Vater zu und fragte ihn ob er Herr Boldischar sei, nachdem er das bestätigt hatte, hat er von meinem Vater die Vorladung und seinen Personalausweis gefordert. Mein Vater gab ihm beides und der Offizier steckte sie in seine Mappe und sagte zu ihm:

"Bitte kommen Sie mit mir."

Er ging zu einem großen Büro, wo eine Frau an einer Schreibmaschine tippte und sagte in harschem Ton zu ihr:

"Verschwinde von hier!"

Woraufhin die arme Frau Hals über Kopf den Raum verließ. Er bat er meinen Vater Platz zu nehmen und notierte seine Personaldaten. Dann sagte er zu ihm:

"Sie haben doch eine Vorladung bekommen und sind nicht erschienen."

Mein Vater erzählte ihm, daß dies die erste Ladung sei und er aufgrund dessen nun dort wäre. Plötzlich öffnete sich eine Hintertür und es kam ein Herr im Ledermantel herein. Der Offizier stand auf und begrüßte ihn und sagte zu meinem Vater:

"Der ist mein Chef."

Mein Vater, der immer sehr höflich war, stand auch auf und verbeugte sich diskret vor ihm und begrüßte ihn herzlich.

"Herr Boldischar, nehmen Sie ruhig Platz"

sagte er und ging zu dem Bürotisch, wo der andere saß.

Dann nahm er das Protokoll und überflog was bereits drin stand und sagte zu meinem Vater:

"Herr Boldischar, Sie haben doch eine Vorladung bekommen und Sie haben sich nicht gemeldet."

So sagte mein Vater dann auch zu ihm:

"Ja, gerade hat mich Ihr Kollege das auch gefragt, aber ich habe nur diese erhalten und bin ich sofort gekommen."

"Ah, lassen wir das jetzt."

Nach eine kurzen Denkminute fragte er:

"Was für eine Religion haben Sie, Herr Boldischar?"

"Ich bin Siebenten-Tags-Adventist"

war seine Antwort. Mein Vater wollte herausfinden, ob es sich hier um eine Glaubenssache handeln würde oder nicht, was er aber schon irgendwie vermutet hatte.

"Welche Adventisten?"

"Reformationsbewegung"
 
war die kurze Antwort.

"Aha",

war die noch kürzere Antwort. Daraufhin befragte ihn der Offizier mit folgenden Worten, was dann zu einem sehr langen Gespräch führte.

"Herr Boldischar, was ist der Unterschied, zwischen ihnen und den anderen Adventisten?"

Mein Vater überlegte kurz und erwiderte seine Frage mit folgenden Worten:

"Was soll ich Ihnen sagen, damit ich Sie nicht langweile, aber auch Ihre Frage richtig beantworte? Wissen Sie wir haben nur ein Gesicht."

Der Chef, der von der Antwort begeistert war, rief aus:

"Herr Boldischar, das haben Sie gut getroffen!"

Dann wandte er sich zu seinem Kameraden:

"Du, das hat Herr Boldischar gut getroffen, denn so viele Regime es hier in diesem Land bis jetzt schon gab, so viele Gesichter haben sie auch gehabt."

Diese Antwort hat eine ganz andere Atmosphäre in das Verhör hinein gebracht. Aus einem Verhör wurde nun eine Unterhaltung, ja, es wurde eigentlich zu einem Unterricht seitens meines Vaters von dreieinhalb Stunden, der immer schöner, immer interessanter und spannender wurde. Inzwischen kam der Chef vom Einwohnermeldeamt der Polizei, Herr Mot auch herein und noch ein Offizier von der Geheimpolizei und alle hörten gespannt zu.

Sie haben meinen Vater alles mögliche gefragt: Es waren Frage bezüglich der Ernährung, warum wir kein Fleiß essen, warum wir keinen Alkohol trinken, wie wir unsere Vorgesetzten nennen würden und vieles andere. Er wurde auch über unsere Glaubenspunkte von A bis Z befragt und je mehr er sie ihnen erläuterte, desto mehr wunderten sie sich darüber, denn so etwas hatten sie noch nie gehört.

So wie mein Vater ihnen alles erklärt hatte, so möchte ich drei Dinge daraus erzählen.

"Herr Boldischar, warum essen Sie kein Fleisch?"

"Wir sind einfache Menschen und wir bemühen uns, unsere Mitmenschen, wie uns selbst zu lieben und die Ernährungsweise hat einen großen Einfluß auf unser Verhalten. Ich möchte Ihnen gerne als Beispiel zwei Experimente erzählen die in England durchgeführt worden sind:

In London wurden hundertfünfzig Meerschweinchen in drei Gruppen zu je 50 aufgeteilt: Die ersten 50 haben nur Fleisch als Nahrung bekommen, die zweite, gemischte, also Fleisch und Gemüse und die dritte nur vegetarische Nahrung. Zwei Monate lang. Das Ergebnis davon war, daß die Gruppe, die nur Fleisch zu fressen bekommen hatte, anfing sich gegenseitig aggressiv anzugreifen und wie die Kanibalen übereinander herzufielen und sich gegenseitig gefressen haben, während die Gruppe, die gemischte Kost bekam, sich zwar gezankt hat, aber die Tierchen haben sich einander nicht aggressiv gegenüber verhalten. Dann die dritte Gruppe, die nur vegetarisch zu essen hatte, da lebten alle Meerschweinchen in vollkommener Harmonie nebeneinander und waren absolut friedlich.

Ich erzähle Ihnen jetzt noch ein weiteres Experiment:

In einem Gefängnis, auch in England, wurde einem Gefangenen intensiv Schweinefleisch zur Nahrung gegeben und nach einer gewissen Zeit wurde ihm dann eine Gewebeprobe entnommen und nach der Überprüfung dieser Probe wurde dann gefragt, was das für Gewebe sei. Die verblüffende Antwort lautete: "Schweinegewebe!" Immer wieder wurde erneut gefragt und immer kam die Antwort: "Schweinegewebe!" So wurde klar, daß unser Organismus Schweinegewebe nicht verarbeiten kann und es als solches im Körper speichert."

"Herr Boldischar, Sie trinken keinen Alkohol, nicht wahr? Warum nicht?"

"Nein, wir meiden definitiv alle Spirituosen, also alles was mit Alkohol zu tun hat, egal was. Nun, warum? Darüber kann ich kurz so viel sagen: Wenn man drei Menschen nimmt und dem ersten starken Alkohol gibt, dem anderen etwas schwächeren und dem dritten nur Wasser, kann man sehr bald merken, daß sich in ihrem Verhalten einiges ändert. Wir möchten uns nicht bewußt unbrauchbar machen und deshalb meiden wir solche Gewohnheiten, die unsere Leistungsfähigkeit mindern und uns unserer Würde beraubt und uns herabsetzt. Sicher man setzt keinen Alkoholiker in einer verantwortungsvollen Stelle ein und wir, die unseren Mitmenschen göttliche Werte vermitteln möchten, meiden alles was uns herabwürdigt und unsere Brauchbarkeit mindert. Wenn wir geduldige Menschen werden wollen, wie es uns die Bibel vorschlägt, bescheiden und langmütig sein wollen, müssen wir unsere Ernährung ändern, denn sie hat eine zwingende Wirkung auf unser verhalten und wenn wir sie nicht verändern, dann können wir uns nicht so verhalten wie Gott es wünscht.

"Herr Boldischar, Sie rauchen auch nicht. Warum nicht?"

Genau in diesen Augenblick wollte sich Herr Mot, der Chef der Polizei, eine Zigarette anzünden. Mein Vater hat sich bei ihm entschuldigt:

"Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich soll diese Frage beantworten und bitte haben Sie Verständnis, dafür."

"Sagen Sie es ruhig, lieber Herr Boldischar, meine Frau schimpft soviel über diese blöden Zigaretten!"

Mein Vater hat dann wissenschaftlich bewiesen was für Schäden Nikotin anrichten kann und sie über alle möglichen Gesundheitsfragen aufgeklärt. Sie haben ihn auch über alle Punkte unseres Glaubens befragt. Hier dazu ein Beispiel:

"Wie nennen Sie Ihren Präsidenten, Herr Boldischar?"

"Wir nennen einander Bruder und Schwester und sagen statt "Herr" so und so, "Bruder" mit dem jeweiligen Nachnamen."

"Gibt es bei Ihnen überhaupt keine Kasten, verschiedene Benennung?"

"Nein, nur "Bruder" und "Schwester".

Nach 3,5 Stunden fragte der erste Offizier den Chef:

"Schreibst Du nicht weiter?"

Er meine damit das Verhaftungsprotokoll. Der Chef der Securitate sah ihn verwundert an und fragte ihn nur:

"Was soll ich schreiben? Was? Schau mal selber, siehst Du nicht, daß dieser Mann viel demokratischer und viel moralischer und ehrlicher ist als wir alle zusammen?! Was soll ich da schreiben!?"

Dann nahm er den Personalausweis aus der Mappe, ging auf meinen Vater zu und gab ihn ihm zurück, schüttelte ihm freundlich und herzlich die Hand und sagte zu ihm:

"Gehen Sie ruhig Heim lieber Herr Boldischar, denn Sie sind wirklich in guter Verfassung!"

Herr Mot stand auch auf und sagte:

"Ich fühle mich geehrt, daß ich an so einem intelligenten und interessanten religiösen Verhör teilnehmen durfte."

Als mein Vater den Raum verlassen wollte, rief der Chef des Verhörs ihm noch einmal zu:

"Gehen Sie ruhig Heim lieber Herr Boldischar, denn Sie sind wirklich in guter Verfassung!"

"Dankeschön",

erwiderte mein Vater. So kam er wieder Heim, ohne verhaftet zu werden, und sie Worte des Engels hatten sich ganz genau erfüllt wie sie ihm verkündet worden waren:

"Jetzt verschone ich Dich, dort kommst Du nicht hinein."

Wenn er damals schon ins Gefängnis gekommen wäre, wäre er vielleicht nicht lebend wieder nach Hause gekommen.

"HERR, mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz! Ich rufe an den HERRN, den Hochgelobten, so werde ich von meinen Feinden erlöst."


Psalm 18:2+3







Kapitel 16

In der Zellen der unterirdischen Geheimpolizei

"Denn Euch ist gegeben, um Christi willen zu tun, daß Ihr nicht allein an Ihn glaubet sondern auch um Seinetwillen leidet."

Philipper 1:29

Mehr als ein Jahr war seit der Zeit der Anhörung bei der Polizei vergangen, als mein Vater an einem Nachmittag von einem Herrn angesprochen wurde, als er gerade vor dem Haus, draußen auf der Straße war und dieser ihn fragte:

"Wohnt hier eine Familie Moraru?"

"Nein, hier nicht",

war seine Antwort.

"Wer wohnt denn da?"

"Boldischar."

"Sind Sie das?"

"Ja, das bin ich."

Der Mann, der einen langen Ledermantel an hatte, es war schon Spätherbst, bückte sich, um sein Notizbuch aus seiner Aktentasche herauszunehmen und mein Vater bemerkte, dass über den Stiefeln, die er trug, die Hose der Geheimpolizei zu sehen war.

In der gleichen Nacht gegen 2 Uhr ist meine Schwester, die mit uns Kindern zusammen, im vorderen Zimmer schlief, aufgestanden und hat die Tür geöffnet weil jemand lautstark daran klopfte und der Mann der dann vor ihr stand leuchte mit einem starken Licht einer Lampe in ihre Augen und blendete sie und fragte rau:

"Ist hier Herr Emmerich Boldischar?"

"Nein, sie schlafen hinten, nächste Tür"

war die Antwort meiner Schwester, die gar keine Angst hatte. Sie sah wie überall starke Reflektoren rund um das Haus leuchteten, die die völlig bewaffneten Beamten bei sich hatten. Sie gingen weiter und klopften an die hinter Tür. Mein Vater öffnete und wer stand vor ihm? Der Mann der ihn an diesen Nachmittag auf der Straße angesprochen hatte und ein weiterer Mann. Er lächelte meinen Vater freundlich an und dieser begrüßte ihn ebenfalls und bat beide einzutreten. Er hat sich bei den zwei Herren entschuldigt, von denen einer nur Rumänisch sprechen konnte, während der andere, den mein Vater bereits kannte, mit ihm auf Ungarisch sprach.

"Nehmen Sie Platz", 

bat ihn mein Vater und meine Mutter die inzwischen auch aufgewacht und aufgestanden war, bot ihnen etwas zum Essen an, doch waren es nur einige Äpfel die auf dem Tisch lagen, aber sie bat sie dennoch, sich ihrer zu bedienen.

Peinliche Situation, die Männer entschuldigten sich und teilten meinem Vater mit, dass sie einen Hausdurchsuchungsbefehl bei sich hätten und mit ihrer Arbeit beginnen sollten. Freudig willigte mein Vater ein und der Chef, der nur rumänisch konnte ging in das Zimmer, wo wir geschlafen haben, während der andere bei meinen Eltern geblieben war. Der Offizier, schaute sich ein bißchen in der Küche um und entdeckte alle unsere geistliche Literatur auf einem Regal, den "Fund", das was sie eigentlich suchten, weil dies "Beweise", für das "Verbrechen" wären, dessen sie meinen Vater beschuldigen wollten.  Sie nahmen für gewöhnlich bei einer Durchsuchung alles mit, darunter auch viele Bibeln und geistliche Literatur und machten dann Toilettenpapier daraus. Der Offizier sagte zu meinem Vater:

"Diese Bücher lassen wir alle hier, verwahren Sie sie gut, weil Sie sie für die Erziehung Ihrer Kinder brauchen werden. Herr Boldischar, geben Sie mir etwas mit, denn ich muß offiziell etwas gefunden haben."

Aber er selber legte seine Hand an keinen einzigen Zettel. Während der Chef die Zimmer vorne durchsuchte sagte der Offizier ganz laut zu meinem Vater:

"Sie müssen mit mir mitkommen, um einige schriftliche Erklärungen zu machen."

Und er flüsterte dann meiner Mutter ins Ohr:

"Dicke Kleidung, dicke Kleidung, geben Sie ihm bitte dicke Kleidung mit!"

Weil meine Mutter aber gerade am Tag zuvor gewaschen hatte fand sie kaum etwas, was den Offizier sehr nervös machte und er flüsterte immer wieder in ihr Ohr und fragte, ob sie keine dickeren Klamotten hätte. Sie fand aber keine dicken Sachen, zumal es damals nicht so üppig war wie heutzutage, doch sie packte zusammen was sie konnte um es ihm mitzugeben.

In der Zwischenzeit kam der Chef mit einer "dicken Beute", was er in den anderen Zimmern gefunden hatte zurück und wiederholte, dass mein Vater mitkommen solle um einiges zu klären und dann wollten sich auf den Weg machen.

Mein Vater hat sich entschuldigt und sagte, dass sie die Gewohnheit hätten, bevor sie das Haus verlassen, zu beten und so kniete er sich mit meiner Mutter und meiner Schwester nieder und betete laut auf Ungarisch, weil meine Mutter kein rumänisch sprechen konnte. Am Ende seines Gebetes betete er auch für diese zwei Männer und dankte Gott, dass sie beide so nett waren. Dann stand er auf und sagte:

"Wir können gehen."

Der Offizier, der das Gebet ganz verstanden hatte, seufzte tief und sagte:

"Herr Boldischar, Sie sind so ein ehrlicher, intelligenter und anständiger Mensch und wir nehmen Sie wie einen Verbrecher mit."

Meine Mutter und Magdalena begleiteten meinen Vater bis zum Tor und sprachen mit ihm, während der Offizier, der ungarisch sprach, das Gebet meines Vaters seinem Chef übersetzte und sie standen etwas abseits um das Gespräch mit der Familie nicht zu stören, bis mein Vater dann zu meiner Mutter und Magdalena sagte:

"Geht zurück ins Haus, wir wollen diese Herren nicht länger aufhalten."

Am Ende der Straße wartete ein schwarzes Auto mit verdunkelten Scheiben auf sie und mein Vater wurde damit von der unterirdischen Geheimpolizei zum Gefängnis gebracht. Dieses Gefängnis war tatsächlich ganz in die Erde hineingebaut worden, so daß obenauf nur ein leerer, unscheinbarer Platz war. Es gab nur eine Einfahrt wo das Auto hineinfahren konnte.

Dort angekommen, wurde mein Vater ins Büro des Chefs gebracht, der von seinem Kollegen inzwischen mehr über ihn erfahren hatte und hat ihm freundlich erklärt, indem er eine Art Brille in seiner Hand hatte, die ganz schwarz war, daß es dort Pflicht sei diese Brille zu tragen, aber er versicherte meinem Vater gleichzeitig, dass sie gut auf ihn aufpassen würden.

Plötzlich bemerkte mein Vater wie sich ihm zwei Männer mit zwei großen Zangen "gewappnet" näherten. Dann hörte er die Stimme des Chefs:

"Rührt Herrn Boldischar nicht an!"

Die zwei Männer zogen sich erschrocken zurück. Wie mein Vater es verstanden hat, sollten sie ihn untersuchen und alles was er bei sich hatte wegnehmen, samt aller Metallteile, die auf der Hose und den Schuhen waren. Doch das taten sie nun nicht und so konnte er dann von den Eisenplaketten die auf seinen Schuhe waren sich später ein Messer machen, weil er Zeit genug hatte, um sie an seinem Metallbett so lange zu schleifen bis ein kleines Messer daraus wurde, das er dann auf einem Stiel aus Holz befestigte. Er war der einzige, der überhaupt ein Messer hatte, das er immer bei sich trug.

Merkwürdigerweise hat niemand in all den Gefängnissen in denen er war, sein Messer jemals beschlagnahmt. Stattdessen kamen Minister und andere berühmte Persönlichkeiten die dort auch inhaftiert waren, dann zu meinem Vater und baten ihn, sein Messer ausleihen zu können.

Als der Chef mit seiner Befragung fertig gewesen ist, sollte mein Vater noch viel weiter runter gebracht werden, obwohl die ganze Einrichtung wie gesagt ja schon unterirdisch war und bevor sich der Chef von ihm trennte rief er nach unten und sagte zu den zwei Männern die ständig zu ihm kamen:

"Greift Herrn Boldischar behutsam unter die Arme und bringt ihn hinunter!"

Das war ein Befehl den sie genau so ausgeführt haben. Mein Vater setzte dann die schwarze  Brille auf, weil kein Gefangener sehen sollte wohin er gebracht wurde. Sie mußten auch immer diese Brillen aufsetzen, wenn sie aus der Zelle zum Beispiel ins Bad gebracht wurden.  Niemals sollte jemand sehen wo er war, nur die Zelle in der er sich mit den anderen befand,  der Rest war völlig unbekannt. So strenge Geheimhaltungsmaßnahmen gab es dort.

Die Beamten brachten ihn vorsichtig nach unten und er kam dann in eine ganz leere Zelle. Dort brannte eine Lampe, weil es kein Fenster gab, das Licht vibrierte, die ganze Zeit, was nervenzerreißend wirkte und die Nerven der Gefangenen mürbe machen sollte, aber auf meinen Vater hatten sie keine Wirkung und ich denke es war deswegen, weil Gott Seine schützenden Hände über ihn gehalten hat. Er legte sich aufs Bett, als ein Wächter durch ein Guckloch schaute und zu ihm sagte:

"Aufstehen!"

Wenige Minuten darauf hörte er eine Durchsage:

"Schlafen gehen!"

Ein paar Tage danach wurde er in ein andere Zelle gebracht wo schon jemand drin war. Sie haben sich gegenseitig vorgestellt und der andere Mann fragte meinen Vater, wie er hier in dieser unterirdischen Höhle gelandet sei.

Und dann erzählte er diesem Mitgefangen, wie er von zwei Männern, die ihm unter die Arme gegriffen haben, behutsam dort hin gebracht worden ist und erstaunt fragte ihn darauf der Mann:

"Wer sind Sie überhaupt, warum sind Sie da?"

"Wegen meines Glaubens."

"Herr Boldischar, möchten Sie wissen, wie ich hier gelandet bin? Als ich diesen gepanzerten Wagen verlassen habe, bekam ich eine schwarze Brille aufgesetzt und dann als ich hier hinunter sollte, habe ich einen Stoß hinten mit einem Stiefel bekommen, so daß ich auf dem Bauch eine Etage runtergerutscht bin. Als ich dann mit Mühe und Not aufgestanden bin, bekam ich noch einen Stoß von einem Stiefel und rutschte wieder, bis ich hier war. Mir tat der ganze Körper weh. Wieso es Ihnen ganz anders ergangen ist, verstehe ich nicht."

Wenige Tage später wurde mein Vater wieder in eine andere Zelle gebracht, wo mehrere Gefangene drin waren, der einen Kachelofen mit Erdgasanschluß hatte. Der Ofen war eiskalt und mein Vater fragte die anderen, weil es kalt war, da winterliche Temperaturen draußen herrschten, ob man das Feuer nicht anzünden könne. Daraufhin sagte einer der Männer dort zu ihm:

"Herr Boldischar, man sieht, daß Sie gläubig sind, meinen Sie daß jemand hier auf uns hört? Vergessen Sie bitte nicht, daß wir nicht zu Hause sind."

"Aber ich will es trotzdem versuchen",

sagte mein Vater und klopfte an die Tür. Bald darauf öffnete ein Wächter das Guckloch und als er meinen Vater erkannte, fragte er freundlich:

"Brauchen Sie etwas, Herr Boldischar?"

woraufhin mein Vater antwortete:

"Ja, würden Sie bitte das Feuer anmachen, es ist hier so kalt."

Der Mann sagte nichts, wahrscheinlich durfte er nicht, um nicht ein Diener der Gefangenen zu werden und währenddessen haben sich die anderen über die Naivität meines Vaters lustig gemacht. Kaum hat der Mann, der meinen Vater etwas lächerlich darstellen wollte Luft geholt um etwas von sich zu geben, da hörte mein Vater ein ganz besonderes Geräusch, es war das des Brenners. Er ging näher zum Ofen, lauschte gespannt und hörte wie darin das Feuer brannte und holte den spottenden Mann und sagte zu ihm:

"Hören Sie etwas?"

Der Mann war sprachlos vor Staunen.

"Tatsächlich!"

rief er ganz verwundert,

"Tatsächlich die haben hier Feuer gemacht!"

Ich denke mal, dort brannte das Feuer so gut wie nie! Was der Mann nicht bedachte war, daß mein Vater, dieser bescheidene Mensch, der dort im Gefängnis eigentlich nichts zu suchen hatte, ein Kind des Himmels war und die Engel Gottes für ihn sorgten.

Wieder vergingen die Tage und dann wurde mein Vater in ein Büro gebracht wo ein Herr sich als sein Ermittler vorgestellt hat. Er fing an auf folgende Weise mit meinem Vater zu reden:

"Herr Boldischar, hier sind Sie an einem Ort, wo Sie nur die Wahrheit sagen dürfen, wenn Sie sie verschweigen, haben wir Methoden, wie wir Sie dazu bringen sie zu sagen. Also, bitte ich Sie, versuchen Sie lieber erst gar nicht sie nicht zu sagen."

Mein Vater schaute ihn gelassen an und erwiderte dann:

"Mein Herr, von Natur aus, bis ich ein offener, ehrlicher Mensch, der nicht die Gewohnheit hat Tatsachen zu verdrehen. Außerdem habe ich keine Geheimnisse, ich kann über mich alles sagen, was Sie wollen. Mir ist bekannt, daß es Männer gibt, die nicht wissen, wo ihre Grenzen sind und mischen sich in Angelegenheiten des Staates ein, was ihnen nicht zusteht und Sie müssen dann aktiv werden. Ich gehöre nicht zu dieser Gruppe. Ich würde Sie bitten, fragen Sie mich einfach direkt, was Sie von mir wissen möchten und erst dann, wenn Sie mit meinen Antworten nicht zufrieden sein sollten, dann benutzen Sie, was Sie möchten um das zu erfahren was sie hören wollen. Wir sind einfache Menschen, möchten Gott dienen und das ist alles!"

"Gut",

sagte der Ermittler mit halb offenem Mund. Dann fragte er:

"Kennen Sie ein Dorf, ...Te...Te…?"

"Ja, Tetisch, dort war ich und habe das Evangelium gepredigt und es entstand eine Gemeinde dort."

"Und in Herrmannstadt?"

"Dort war ich auch, ich komme von dort und ich habe auch die frohe Botschaft verkündet und dort ist auch eine Gemeinde entstanden."

"Kennen Sie einen Herrn Dézsi?"

"Ja, ich kenne ihn, er hat das Evangelium von mir gehört und ist gläubig geworden."

Dann, entstand eine lange Pause. Nachdem der Ermittler zu sich gekommen war, fragte er meinen Vater:

"Warum haben Sie das gemacht?"

"Aus dem selben Grund, warum das Weib aus Samarien ihren Krug an dem Brunnen stehen gelassen hat."

sagte mein Vater zu ihm. Wieder eine Pause. So etwas hatte er selten gehört, eine einfache direkte, verblüffende Tatsache, die eigentlich nicht zu dieser Welt gehört und nicht von den Behörden zu beurteilen ist. Hier stand vor ihm ein komplett anderer Mensch, der im Grunde genommen nicht zu dieser Welt gehörte, ein Fremder, dessen Staatsangehörigkeit zwar auf dem Papier auf der Erde stand, der aber im Herzen nicht von hier war.

Dann endlich formulierte er eine andere Frage, weil er nun nicht mehr wußte, wie es weiter gehen sollte, denn so etwas hatte er bei seiner Ausbildung nicht beigebracht bekommen. Wie sollte er nur mit einem Menschen umgehen, der ihm alles, aber auch alles sagt und so unschuldig ist, daß man ihn verteidigen sollte, statt ihn zu verurteilen? Dann unterbrach er die beklemmende Stille mit der aufrichtigen Frage:

"Woher wissen Sie das Jesus der Sohn Gottes war?"

"Genau deshalb, warum ich auch weiß, daß Sie ein psychologisches Gefühl haben."

Dann war wieder lange Stille, Grabesstille. Schweigend schauten sie einander an. Mein Vater im Bewußtsein seiner Unschuld, als Bürger des Staates Rumäniens und ein Ermittler, der nichts zu ermitteln hatte. Endlich, hatte der Ermittler seine Geistesgegenwart zurückerhalten, öffnete die Schublade seines Schreibtisches und sagte zu meinem Vater:

"Herr Boldischar, Sie können, wenn Sie wollen, sofort wieder nach Hause gehen."

"Und was kostet das?"

War die direkte Frage von meinem Vater.

"Ja, wissen Sie...."

versuchte der Ermittler sich aus seiner erneuten Verlegenheit herauszuwinden,

"Wir bräuchten einige Informationen, die wir haben sollten und Sie könnten uns helfen diese zu bekommen."

Sagte er nach einer längeren Atempause. Mein Vater schaute tief in seinen Augen und sagte zu ihm:

"Als Organ der Obrigkeit könnten Sie für sich einen Erfolg verbuchen, aber ich frage Sie, wie würden Sie mich, als Person dann einstufen?!"

Die einzige Antwort auf diese direkte Frage war wieder nur ein langes Schweigen. Denn drauf gab es im Grunde genommen nur eine Antwort: Schweigen, weil eine Autorität zu ihm sprach die höher war als die Worte des Menschen der sie aussprach, höher als die des bescheidenen Mannes der Gefängniskleidung trug, die eigentlich derjenige hätte tragen sollen der ihm gegenüber saß.

Als er sich dann wieder besonnen hatte, stellte er ihm noch eine letzte Frage:

"Herr Boldischar, warum gehen Sie nicht zu den Adventisten, dann haben wir nichts mehr mit Ihnen zu tun!?"

Die einzige Lösung die er fand, um aus dieser peinlichen Situation rauszukommen war, daß er meinem Vater einen Kompromiß vorschlug, worauf er gar keine Antwort mehr erwartete. Er hatte keine Ahnung was für einen besseren Vorschlag er meinem Vater hätte machen können, um ihn frei zu lassen, denn es gab keinen Grund dafür, daß er sich dort im Gefängnis befand, außer daß er ein Zeuge der Wahrheit war und dort eigentlich nichts zu suchen hatte. An diesem Punkt verabschiedeten sie sich dann.


Nun noch eine ganz andere Geschichte:

In der Zwischenzeit kamen noch weitere Gefangene in seine Zelle, unter denen sich auch ein Jude, namens Ninnberger befand, einer der Staatsgründer Israels, der nur in vorübergehender Gefangenschaft war, bis Israel ein Lösegeld für ihn bezahlen würde.

Im Gefängnis der Staatssicherheit, gab es eine Ordnung. Die Gefangenen saßen nicht steif in ihrer Zelle, sondern sie gingen auch umher. Und wenn ein Wächter die Tür öffnete war derjenige der gerade bei der Tür war, der erste den er auswählte. Alle mußten die schwarzen Brillen aufsetzen, weil sie aus der Zelle geführt werden sollten und sie sollten nicht sehen wo sie sich befanden. So mußte also der erste den Zipfel der Kleidung des Aufsehers ergreifen und alle anderen seinen und so weiter bis zum letzten und würden sie dem Wächter in einer langen Schlange und mit verdunkelten Augen, folgen. Auf diese Weise wurden sie zur Toilette und zum Bad gebracht. Manchmal passierte es, daß Herr Ninnberger gerade mal an der Tür stand und er sollte dann der erste sein. Er wollte das aber nicht und so sagte er dann ganz "demütig" zu dem Wächter:

"Ich kann nicht vor Herrn Boldischar stehen, bitte entschuldigen Sie mich!"

So mußte dann mein Vater ganz nach vorne kommen und immer, wenn mein Vater der erste war, dann nahm der Aufseher seine Hand drückte sie und nahm sie unter seinen Arm und so führe er ihn überall hin. Wenn mein Vater zurückkam, nahm er die Brille ab und gab sie an dem Aufseher zurück und bedankte sich dafür. Eines Tages kam zu Herr Ninnberger zu ihm und sagte:

"Herr Boldischar, wenn Sie zurückgebracht worden sind und die Brille zurückgeben, laß ich alles stehen und liegen und komme, um zu beobachten wie Sie das machen. Aber immer mehr wird mir bewußt, daß man es nicht erlernen kann. Ich halte mich für keinen ungebildeten Menschen, ich umreiste öfters die ganze Welt, aber was Sie tun und wie Sie es tun, kann man in dem begrenzten Rahmen der Kultur nicht erklären. So was kann nur der Geist des lebendigen Gottes bewirken. Egal, wo ich mich befinde, eile ich dahin, dieses Phänomen zu bewundern."

Noch ein Fall kommt mir in den Sinn, als die Gefangenen, unter ihnen war auch mein Vater, eines Tages ins Bad gebracht worden waren, um zu duschen, hat der Aufseher die Gefangenen anschließend gefragt, ob jemand die Tennisschuhe der Aufseher waschen würde. Sie trugen Tennisschuhe um unbemerkt auf dem Gang gehen und in jede Zelle reinschauen zu können. Keiner von den Gefangenen wollte diesen Dienst übernehmen. Mein Vater hat sich gemeldet und er konnte somit länger im Bad bleiben und er war froh darüber, denn in der Zelle war wegen dem Mangel an Belüftung, da sie ja unterirdisch war immer stickige, verbrauchte, unangenehme Luft.

Am nächsten Tag, hörten die Kameraden in der Zelle, wie die anderen Zellen aufgeschlossen wurden, eine nach der anderen, denn das ging ziemlich laut vor sich. Sie konnten somit abschätzen welche Zelle als nächstes drankommen würde. Aber ihre wurde übersprungen. Schon dachten sie, sie würden vergessen worden sein, als der Aufseher plötzlich die Tür öffnete und zu meinem Vater sagte:

"Herr Boldischar, ich hatte Sie ganz bis zum Schluß gelassen, dann können Sie viel länger bleiben, wenn ich da bin."

Eines Tages kam der Chef des Ermittlers in die Zelle und fragte meinen Vater:

"Was kann ich für Sie tun, lieber Herr Boldischar? Fehlt Ihnen was?"

Mein Vater wußte auf die Schnelle nicht was er bitten sollte, überlegte kurz und dann sagte er zu dem Chef:

"Diese Zelle ist so schlecht, würden Sie uns in eine andere Zelle bringen?"

"Ja, Herr Boldischar, wir machen das."

Kaum war er weggegangen fing an einer zu sagen:

"Herr Boldischar, Sie glauben, was dieser Typ gesagt hat?"

"Ja," 
 
 antwortete mein Vater.  
 
"Sicher!"

"Man sieht, daß Sie ein Gläubiger sind, aber er wird sicher nicht kommen, ich kenne solche Leute wie ihn."

Dann sind ein paar Tage vergangen, ohne daß ein Zeichen vom Chef kam. Als der Zweifler und Spötter das sah, hat er sich bestätigt gefühlt und hat er wieder angefangen sich über den Glauben meines Vaters lächerlich zu machen, indem er sagte, daß das alles nur ein naiver Mensch glauben könne. Sein Wort steckte ihm noch im Hals, als sich die Tür öffnete und der Chef herein kam und zu meinem Vater sagte:

"Herr Boldischar, ich habe Sie nicht vergessen, aber ich konnte die Zelle noch nicht frei bekommen, doch ich komme bald wieder."

Nun blieb dem Spötter nichts weiter übrig als zu schweigen.

Einen solchen Umzug, wie er ihn für meinen Vater organisiert hat, war äußert schwierig. Dafür gab es einen Grund. Wenn Gefangene aus dem selben Grund verhaftet worden waren, egal was es war, waren sie Komplizen in den Augen der Behörden. Sie durften also niemals in der gleichen Zelle sein, weil sie sich nicht begegnen durften, sonst hätten sie sich ja untereinander austauschen können. Auf diese Art und Weise konnten die Ermittler sie besser unter Kontrolle halten. Deswegen war es schwierig alle Gefangenen anderswo zu unterbringen, denn alle Männer aus einer Zelle würden gemeinsam in eine andere verfrachtet werden. Doch der Wächter hatte es meinem Vater versprochen und er hat sein Wort gehalten.

Nach ein paar Tagen kam er wieder und mit Freude in seiner Stimme, verkündete er die gute Botschaft des Umzugs in die beste Zelle, die sie hatten. Nachdem der Umzug vollzogen war und alle sahen wie gut es dort war, in Vergleich zu dem, wo sie vorher waren, stand Herr Ninnberger auf und rief aus:

"Herr Boldischar, Sie sind ein Liebling des Himmels! Wir, die das Glück haben, mit Ihnen zusammen zu sein, genießen auch eine Menge von Erleichterungen. Bitte, seien Sie so gut, erzählen Sie mir über Ihren Glauben, nur eine Bitte: Sagen Sie bitte nichts über Jesus, denn das darf ich nicht hören."

"Gut",

willigte mein Vater ein und hat dann er angefangen sehr schöne biblische Geschehnisse zu berichten, doch als es am spannendsten war, schwieg er plötzlich.

"Warum erzählen Sie nicht weiter, Herr Boldischar?"

wurde er von Herrn Ninnberger gefragt, woraufhin mein Vater zu ihm sagte:

"Ich bin dort angekommen, wo ich nicht mehr erzählen darf."

So ging es tagelang. Immer wieder wenn es ganz spannend war, schwieg mein Vater, bis es Herr Ninnberger eines Tages nicht mehr aushalten konnte und zu meinem Vater sagte:

"Ich kann es nicht länger aushalten. Sagen Sie mir alles, komme was wolle!"

Dann hat mein Vater ihm den ganzen Erlösungsplan erörtert und Herr Ninnberger war entzückt. So was hatte er noch nie gehört! Dann hat er meinem Vater erzählt, daß es ihnen, also den orthodoxen Juden, unter Androhung von Gottes Fluch verboten ist, viele Abschnitte in der Bibel, wie Jesaja 53, Psalm 22 usw. zu lesen!

Bald darauf wurde er entlassen und er kam zu uns nach Hause, wo er mit meiner Schwester ein ganz langes, schönes Gespräch geführt hat, bevor er dann ganz gewiß das Land verließ. Was aus ihm geworden ist, wird nur die Ewigkeit zeigen.

Zurück zum Gefängnis. Dort war ein Aufseher, der zwar kein Chef war, jedoch als Sekretär der kommunistischen Partei, genoß er bei allen hohen Respekt und Ansehen, denn die Partei regierte damals überall.

Nun muß man dazu wissen, wie es sich damals verhalten hat. Er war ein Aufseher, ein Wächter bei der Securitate. Die Securitate war eine, sage ich mal ganz vorsichtig, eine angebliche Untersuchungshaft von 6 Monaten. Was aber dort in Wirklichkeit geschah wissen nur die zu erzählen die dort waren. Es war zwar eine offizielle Justizvollzugsanstallt, aber da kamen die meisten Gefangenen nie mehr heraus, zumindest nicht lebendig.

Nun, und weil damals die einzige Partei die regierte, die Kommunisten waren, war dieser Wächter bei der Partei der Sekretär. Nicht zu verwechseln mit dem Sekretär wie in einer Firma, der die Buchhaltung macht. Nein, ganz anders. Parteisekretär gewesen zu sein war kein Beruf, es war ein Posten, sogar ein sehr hoher Posten. Wer Parteisekretär war, der hatte immer letzte Wort und dem mußte Folge geleistet werden und niemand traute sich ihm zu widersprechen. Ein sehr bekannter Parteisekretär aus der Zeit damals in Rumänien war Nicolae Ceaușescu. Er hatte die höchste Stellung, Posten innerhalb bei der Partei inne.
Der Wächter war also der Sekretär der Partei und was er sagte dem mußte gehorcht werden. Es war üblich, daß die Gefangenen nur Nummern waren. Sie hatten an ihrer Kleidung Steifen mit Nummern und das war ihr "Name" mit dem sie angesprochen wurden. Mein Vater jedoch genoß den unerwarteten Vorzug, daß er nicht z.B. "Gefangener 375" hieß, aber mit Namen, seinem eigenen Namen angesprochen wurde. Alle Wächter haben "Herr Boldischar" zu ihm gesagt. Sie haben ihn alle mit Respekt behandelt.

Nun, dieser eine Wächter hat meinen Vater sehr doll gemocht, weil er etwas so besonderes als Mensch an sich hatte, das sein Herz so berührte, daß er ihn als jemanden besonderen betrachtete und behandelte. Er kam immer wieder zu ihm und hat sich alles Mögliche ausgedacht um ihm eine Freude zu machen. Er hat zum Beispiel dafür gesorgt, daß Medikamente für ihn bewilligt wurden, obwohl das ganz schwierig war. Er hatte sich auch sogar für ihn eingesetzt und es geschafft, daß er aus Bukarest die Genehmigung bekommen hatte, meinen Vater von den unterirdischen Zellen aus in die Klinik zu bringen!

Kranke Gefangene zum Beispiel hat man dort normaler Weise sterben lassen oder sie wurden auch umgebracht und keiner hat sich darum gekümmert, was ihre Gesundheit betraf, es war ein übernatürliches Wunder, daß er in die Klinik kam. Als sie dann dort angekommen sind, sagte er zu ihm:

"Herr Boldischar, ich habe in der Stadt etwas zu erledigen, sobald ich kann komme ich wieder."

Er ließ ihn dort alleine und ging fort und vertraute ihm, daß er nichts machen würde, das ihm oder sich selber Schaden zufügen würde. So sehr hat er ihm vertraut. Mein Vater war in Wirklichkeit gar nicht krank und er hätte die Möglichkeit gehabt mit vielen Menschen zu reden oder auch zu flüchten, nach Hause zu laufen oder durch jemanden eine Nachricht nach Hause zu senden, um seine Lieben wissen zu lassen, wie es um ihn stand, doch er war zu ehrlich und bescheiden um dies zu tun.

Er erfreute sich jedoch der Stunden der geschenkten Freiheit und Abwesenheit aus der muffeligen, unterirdischen Zelle, die ihm der Wächter unter einer Ausrede gegenüber Bukarest verschafft hatte. Er hatte die Unterlagen meines Vaters durchsucht und dort ein Arztrezept gefunden und nahm dies zum Anlaß zu behaupten er sei krank und müsse unbedingt in die Klinik. Obwohl der Wächter eigentlich selber um Erlaubnis dafür in Bukarest bat, bekam er von dort die Anordnung es zu tun und so verschaffte er meinem Vater dieses Vorrecht einmal das Gefängnis offiziell zu verlassen und brachte ihn in das nur einen Kilometer weit entfernte Krankenhaus. Obwohl es Winter und draußen kalt war, war es ein Segen für meinen Vater diese Stunden, bis der Wächter ihn wieder abgeholt hat zu genießen und sich daran zu erfreuen. Er kam absichtlich sehr spät wieder und brachte ihn zurück in seine Zelle und er setzte sich auch weiterhin für ihn ein.

Ein Offizier, der für die Gefangenen zuständig war, hatte ihm die Extrakost entzogen, weil er meinte, daß er nicht mehr krank sei, aber der Parteisekretär wies ihn an, daß er sie weiterhin bekommen solle. Mein Vater war jetzt gespannt, wer gewinnt, der große Chef, oder ein normaler Wächter. Es dauerte nur ein paar Tage und mein Vater bekam wieder die Extrakost. Diese brachte ihm dann dieser Wächter persönlich und weil dort mehrere Gefangene waren, flüsterte er ihm zu:

"Ich habe Marmelade dort reingesteckt!"

Während dieser Zeit in der mein Vater inhaftiert war wußten wir nichts von ihm, ob er lebt oder tot ist. Damals waren die Zeiten grausam. Die Familie eines Gefangenen würde erst verständigt werden, wenn die Jahre um wären, zu denen sie verurteilt worden sind und die festgesetzte Zeit verstrichen war. Während dieser Zeit erfuhren die Angehörigen gar nichts und sie wußten nicht, ob ihr Familienmitglied noch leben würde oder schon gestorben war. Da mein Vater leider seine Möglichkeit nicht nutzte als er frei im Krankenhaus umhergehen durfte, daß er meiner Mutter eine Nachricht hätte zukommen lassen, wußte sie also nicht Bescheid darüber wie es ihm ergangen ist und deswegen ging meine Mutter zur Sicherheitspolizei und bat um einen Termin bei ihnen. Als sie dann ihre Sorgen dem Offizier geschildert hatte, sagte er zu ihr:

"Liebe Frau Boldischar, wissen Sie nicht was geschrieben steht?

"Aber auch die Haare auf Eurem Haupt sind alle gezählt. Darum fürchtet Euch nicht!"

Lukas 12:7

Meine Mutter war zwar eine kräftige, furchtlose Frau, aber ihr Glaube war nicht so stark wie der ihres Mannes und diese Worte des Offiziers, der ihr mit einem Bibelvers eine Antwort auf ihre Frage gab, waren gewiß ein liebevoller und trotzdem wohlgemeinter, hoffnungbringender Tadel Gottes für ihren Glauben gewesen, sich mehr auf Gott im Glauben zu verlassen als ihre Hoffnung auf Menschen zu setzen.

Ich möchte dazu noch erwähnen, daß mir von meinem Vater nicht alles bis in alle Einzelheiten erzählt worden ist, was dort alles im Gefängnis geschehen ist, weil es ihm auch untersagt wurde darüber zu sprechen, aber ich bin der Überzeugung, daß Gott stets bei ihm war, weil er Ihm mit ganzem Herzen und seinem ganzen Wesen innigst vertraut hat und Ihn immer durch sein Leben, sein Betragen, sein Reden recht auf Erden vertreten und die Ehre geben wollte und diese Ausstrahlung die mein Vater hatte, die hatten weder der Chef noch die Wächter bei irgend einem anderen Gefangenen wahrgenommen und somit war er in ihren Augen etwas ganz besonderes und sie haben ihn auch dementsprechend mit Respekt und Achtung behandelt. Auch wenn 1951 das Regime kommunistisch war und mein Vater in den Augen des Regimes ein Staatsfeind gewesen ist, war er doch etwas Besonderes in den Augen dieser Wächter und dem Chef der Securitate. Gott hat auch in den schlimmsten Zeiten Seine schützenden Hände über Seinen treuen Diener gehalten.

Sechs Monate lang war mein Vater in diesem unterirdischen Gefängnis. Danach wurde er zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er aber nur 1 Jahr dort war. Das waren zusammen 1 ½ Jahre. So erfüllten sich die Worte des Engels der ihm lange vorher im Traum erschienen ist und ihm ankündigte, daß er einst 18 Monate für Gott leiden werde.

"Und siehe, ich bin mit Dir und will Dich behüten, wo Du hin ziehst, 
und will Dich wieder herbringen in dies Land. 
Denn Ich will Dich nicht lassen, 
bis daß Ich tue alles, was Ich zu Dir geredet habe."

1. Mose 28:15





Kapitel 17

In der Justizvollzugsanstalt von Klausenburg

"Der Glaube ist ein goldenes Band, das junge und alte Herzen an Christus bindet. Er führt willige und gehorsame Seelen durch dunkle und verworrene Wege sicher in die Stadt Gottes."

"Ruf an die Jugend" Seite 17

Sechs Monate lang hat die göttliche Gegenwart die dunklen und nervenzerreißenden Zellen dieser Foltereinrichtung mit ihrer Wärme und Liebe, durch eine Seele, die sich selbst, als einen verlorenen und hoffnungslosen Sünder betrachtete, erleuchtet. Es war allgemein von Anfang an bekannt, daß sich dort jemand befand, der eigentlich in diesen Wänden nichts zu suchen hatte, außer, als Werkzeug für die Verbreitung der Liebe Gottes, gebraucht zu werden.

Nun kam er von der "Untersuchungshaft", in die öffentliche Justizvollzugsanstalt, wo er weitere "Aufgaben" von Gott bekommen hat. Hier hatte er die Freude, mit seinem guten Freund und Bruder, Ladislaus Nagy zusammen zu sein.

Sie wurden in einer Zelle untergebracht, die schon überbelegt war und so bekamen sie beide nur ein gemeinsames Bett worin sie schlafen mußten. Der Raum hatte keine Toilette, außer einem Faß mit Deckel, das alle die dort waren nutzen mußten. Das war das Schicksal von einem jedem der dort in diesem "Verlies" gelandet ist. Dort war man wirklich verlassen. Verlassen von aller menschlichen Güte und Liebe. Doch Gott hat es geführt und zugelassen, daß mein Vater, obwohl er kein wirklicher Verbrecher war, aber als ein "erdachter" von der Regierung gewesen ist, dort in diesem "Verlies" landete, um Gottes Liebe und Güte an einem Ort scheinen zu lassen, wo sonst nur Schrecken und geistliche Dunkelheit herrschte und der sehr entmutigend und gar nicht viel versprechend aussah. Doch an genau diesem Ort sollte er sein Licht für Gott scheinen lassen und anderen Hoffnung in der Hoffnungslosigkeit bringen.

Mein Vater und Bruder Nagy haben sich nach ihrer Ankunft in der Zelle, bei allen die schon dort drin waren, vorgestellt und sie merkten sofort, daß auch viele Zeugen Jehovas darunter waren und ebenso andere, die die Neuankömmlinge, mit sehr kritischen Augen musterten. Man konnte spüren, daß sie dem missionarischen Eifer von "Gläubigen" mehr als überdrüssig waren und darum herrschte unter ihnen eine gespannte, feindselige Atmosphäre.

Wie erwartet fingen die Zeugen Jehovas sofort an meinen Vater und Bruder Nagy "bekehren" zu wollen. Bruder Nagy war darüber entsetzt und ärgerte sich über ihre unlogischen Spitzfindigkeiten und Verdrehungen und zog sich so gut wie er konnte zurück. Mein Vater hörte ihnen jedoch mehrere Tage lang ganz geduldig zu, nur ab und zu fragte er sie, ob sie einige Punkte, wirklich so und so meinen würden. Mit seinem ungewöhnlichen Gedächtnis hat alles notiert und ganz am Ende, hat er alle ihre unlogischen und krassen Widersprüche einen nach dem anderen aufgeführt und bat sie zu erklären, wie dies und jenes denn von der Bibel her zu verstehen sei. Bald war Stille und weil sie keine Erklärung dafür parat hatten und sich dadurch unangenehm berührt und in die Ecke gedrängt gefühlt haben, fingen sie an ihn zu meiden und wandten sich von ihm ab. Einer aber, der nicht so klug im Kopf war, kam immer wieder zu meinem Vater und bat ihn, sich zu ihnen zu gesellen, weil, wie er sich ausdrückte: 

"So einen netten, guten Mann könnten wir sehr gut unter uns gebrauchen."

Daraufhin sagte dann mein Vater  eindeutig zu ihm:

"Gerne, aber bitte klären Sie mich auf, wie stimmt dies mit jenem überein, was Sie sagen?"

Dann listete er die offensichtlichen und krassen Widersprüche auf und bat ihn, sie ihm zu klären und nach der Beantwortung seiner Fragen würden sie über weiteres reden  können. Da dieser Mann nicht verstand worum es sich hierbei drehte, ging er zu seinem "Vorgesetzten" und bat ihn um Hilfe. Weil sie aber dem armen Mann gar keine Beweise liefern konnten, sagten sie zu ihm:

"Er führt Dich an der Nase rum, er kommt nie zu uns!"

Dann ging er wieder zu meinem Vater und sagte:

"Lieber Herr Boldischar, man hat mir gesagt, daß Sie es nicht ernst meinen und mich nur an der Nase herumführen würden."

woraufhin ihm mein Vater antwortete.

"Natürlich muß ich zuerst die Antworten bekommen, mein lieber Herr und erst dann, können wir über meinen Übertritt zu Ihnen reden. Sie schulden mir eine Antwort."

Dann sagte der Mann der ihm gegenüberstand mit Bedauern in der Stimme:

"Soooo schade, so ein netter Mann, wie Sie es sind, wie schön wäre es, wenn wir Sie auf unserer Seite hätten."

Mein Vater hatte einen festen Standpunkt im Glauben, den er seit Anbeginn seiner Bekehrung eingenommen hatte und er hat diesen auch zu keinem einzigen Zeitpunkt verlassen. So sagte er dann zu ihm:

"Ich mag Sie auch, als Mensch, aber mein Glaube ist in der Schrift verankert und ich kann nicht etwas annehmen, was Sie mir aus der Schrift nicht beweisen können."

"Oh, wie schade!"

Sagte er darauf, wahrscheinlich weil ihm sonst nichts anderes dazu einfiel wie er auf diese Antwort reagieren sollte.

Langsam aber sicher war dann endlich ein anderer, positiver Geist in der Zelle zu spüren. Die anderen Gefangenen merkten, daß diese in ihren Augen so lästigen "Nervensägen", einander nicht mehr wie vorher so aggressiv gegenüber standen und daß ihr gemeinsames Interesse für Religion, die sie von Bruder Nagy und meinem Vater vermittelt bekamen, sie vereinigt hat und ihr Interesse nach mehr weckte und so begannen sie dann meinen Vater zu bitten ihnen über seine Religion mehr zu erzählen.

So bekam mein Vater ihre persönliche Erlaubnis dafür und die Gelegenheit, ihnen Gott vorzustellen, wie Er in Wirklichkeit ist. Ein liebevoller geduldiger, barmherziger Gott, wirklich ein "Vater", der Seine Kinder liebt, egal, ob sie Seine Liebe erwidern oder nicht. Tagelang hörten sie ihm gerne zu. Dann, sagten sie zu ihm:

"Wir, anerkennen nur zwei Christen hier, Herrn Boldischar und Herrn Nagy. Alle anderen sind genau wie wir alle. Nur die große Klappe, die alle anderen auch haben. Wir verbieten allen ab sofort, ihnen über Religion etwas vorzugaukeln. Wenn  es jemand trotzdem wagen sollte, wird er mit dem Kopf nach unten in das Toilettenfaß gesteckt!"

Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie das weiter verlaufen ist, ob mein Vater mir noch was gesagt hat, aber eines weiß ich: Es kehrte Ruhe in die Zelle ein und eine ganz andere, liebevolle Atmosphäre.


Ich möchte an dieser Stelle noch eine weitere Begebenheit als Beweis erzählen, die deutlich zeigen soll, wenn man nicht nur plappert wie ein Wasserfall, sondern liebevoll zu seinen Mitmenschen ist, daß man überhaupt keine weitere "Predigt" zu halten braucht, denn wenn man ein wahrer Christ ist und Christus im Herzen wohnt, kann Er alles durch uns tun.

Mein Vater hat sich eines Tages beim Direktor der Justizvollzugsanstalt gemeldet und ihn darum gebeten, daß er die Erlaubnis erhalten würde, sich von seiner Familie ein paar Medikamente und Vitamine schicken zu lassen. Auf seine Anfrage bekam er die erfreuliche und sehr freundliche Antwort:

"Gern, Herr Boldischar, hier ist eine Postkarte schreiben Sie ihren Angehörigen und ich werde dafür sorgen, daß Sie ihr Päckchen dann auch wirklich bekommen."

Der Direktor stand mit dem Stift in der Hand da und wartete auf die "Bestellung" meines Vaters. Er zählte dann auf, was er gerne haben wollte.

"Ich möchte gerne einen Flakon Multivitamin, bitte."

"Gut, einen Flakon Multivitamin."

notierte der Direktor, aber mein Vater dachte in dem Moment auch an Bruder Nagy.

"Könnte ich zwei Flakons haben?"

fragte er ein bißchen zögernd, aber voller Zuversicht.

"Ja, also: Zwei Flakons Multivitamin, gut, weiter…"

Dazu muß ich erwähnen, daß ich leider die Namen der damaligen Stärkungsmittel vergessen habe und ich will auch keinen Unsinn erzählen. Er zählte immer nur eines auf, jedoch als er sah, wie geduldig und entgegenkommend der Direktor war, faßte er Mut und verdoppelte die Menge, weil er auch etwas für Bruder Nagy bekommen wollte. Er sagte dem Direktor aber nichts davon, jedoch ich gehe davon aus, daß dieser schon ahnte, warum er immer je zwei haben wollte und er hat es ganz genauso aufgeschrieben, wie mein Vater es aufgezählt hat. Das erinnert mich an die Geschichte mit Abraham, als er mutig mit Gott verhandelte, um Lot zu retten.

Woran ich mich aber sehr gut erinnere ist die Postkarte. Der Direktor, und ich nehme an, er hat wohl mit Absicht oben mit ganz kleinen Buchstaben angefangen zu schreiben, wahrscheinlich in der Absicht meinem Vater Gutes zukommen zu lassen und damit er alles und so viel aufschreiben könnte, wie es ihm möglich war, denn er durfte ja nur diese eine Liste senden und nur was auf dieser Postkarte drauf stand und nicht mehr. Wenn ich daran zurückdenke, denke ich im Nachhinein, daß Gott dies wunderbar geführt und dem Direktor aufs Herz gelegt hat so außerordentlich großzügig zu meinem Vater zu sein.

"Der Gottlose hat viel Plage; wer aber auf den HERRN hofft, den wird die Güte umfangen. Freuet Euch des HERRN und seid fröhlich, Ihr Gerechten, und rühmet, alle Ihr Frommen." 

Psalm 32:10+11





Kapitel 18

Das Geheimnis von Zelle 23


"Ich sagte mir: »Ich will ihn nicht mehr erwähnen und nicht mehr in seinem Namen reden!«  dann brannte es in meinem Herzen, als wäre ein Feuer in meinen Gebeinen eingeschlossen; ich suchte es auszuhalten, aber ich konnte nicht."

Jeremia 20:9

Während des ungarischen Regimes erschien in der örtlichen Zeitung von Klausenburg, regelmäßig ein Artikel mit dem Titel: "Das Geheimnis der dreiundzwanzigsten Zelle."

Ein Journalist war auf die Idee gekommen den Fall eines Gefangenen, aus "Zelle 23" regelmäßig aufzuschreiben. Mein Vater las diese Berichte, die so spannend wie möglich vorbereitet waren. Dann begab es sich, daß genau dieser Journalist selber dort inhaftiert wurde.

Eines anderen Tages wurde ein neuer Gefangener eingeliefert und kam mit in ihre Zelle. Er hieß Gregor Nicoara und war Medizinstudent im sechsten Jahr. Mein Vater hatte in ihm einen Informanten vermutet und war fest entschlossen, sich von ihm fernzuhalten. Gregor bat ihn, ihm von seinem Glauben etwas zu erzählen, Aber der Mund meines Vaters Mund war gut verschlossen und jeder Versuch ihn zu entriegeln bestärkte in ihm den Verdacht noch mehr. Bis zu dem Tag, als er einen solchen Druck in sich fühlte, daß er lieber den Tod wählen würde, als sein Schweigen zu brechen. Doch dann tat er seinen Mund auf und sobald er angefangen hat zu sprechen, verschwand der Druck sofort. So konnte mein Vater dann die Jünger Jesu verstehen, die überall hingegangen sind, um die frohe Botschaft zu verkündigen. Sie konnten nicht schweigen, nicht ruhen, sondern sind bis "ans Ende" der damaligen Welt gegangen um die frohe Botschaft überall zu verbreiten.

Mit der Zeit wurde die Anzahl der Inhaftierten allmählich immer weniger, bis nur sie nur noch zu zweit in dieser Zelle waren, mein Vater und Gregor. Sie verbrachten achtzig Tage dort gemeinsam. Während dieser Zeit hat ihm mein Vater den ganzen Erlösungsplan erklärt: Was genau, wurde mir nie erzählt aber eins weiß ich: 

Dieser Plan ist im Herzen des Allmächtigen entstanden, und Er wußte was für ein Risiko Er eingehen, wenn Er Geschöpfe mit einem freiem Willen erschaffen würde. Doch aus lauter Liebe ging Gott dieses Risiko ein, koste was es wolle! Wir lesen das Unglaubliche!

"Denn Gott hat die Welt so geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe."

Johannes 3:16

Es ist unbegreiflich und unglaublich für diejenigen, die das nicht erfahren oder nie gespürt haben, während es für die anderen, die diese Liebe genießen eine feste Zuversicht ist.

Was Er an uns so wichtig gefunden hat, werden wir höchstwahrscheinlich solange wir uns auf Erden befinden, nie erfahren und begreifen können, außer daß Er uns geliebt hat und noch immer liebt. So ist die Liebe, sie hat ihre eigene Existenzberechtigung in sich! Das ist das Gesetz Gottes, das die Grundlage des Lebens ist und das Wohlergehen des ganzen Universums sichert.

Es gibt Dinge, von denen wir anerkennen müssen, daß sie für uns unbegreifbar und unverständlich sind, denn sie entziehen sich unserer Kenntnis, denn es ist ein Bereich in den wir nicht hineinschauen können. Aber das was für unsere Rettung nötig ist, das ist uns offenbart worden und der ewige Vater hat uns dies durch Seinen doppelten Eid feierlich bestätigt.

"Auch Gott hat Sein Versprechen mit einem Eid bekräftigt. So haben wir, denen Seine Zusagen gelten, die unumstößliche Gewißheit, daß Er sie auch einlöst. Und weil Gott niemals lügt, haben wir jetzt zwei Tatsachen, auf die wir uns felsenfest verlassen können. Gottes Zusage und Sein Eid ermutigen und stärken alle, die an der von Gott versprochenen Hoffnung festhalten. Diese Hoffnung ist für uns ein sicherer und fester Anker, der hineinreicht in den himmlischen Tempel, bis ins Allerheilige hinter dem Vorhang. Dorthin ist uns Jesus vorausgegangen. 
Er ist unser Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks für alle Zeiten." 

Hebräer 6:17-20

Unser himmlischer Vater hat Dich und mich so sehr geliebt, daß Er uns die Möglichkeit der Erlösung aus Gnade und Liebe geschaffen hat. Dies kostete Ihm das Leben Seines Sohnes, um Dir und mir eine Chance zu geben. Wir sind intelligente Wesen die Er mit einem freien Willen und mit Vernunft ausgestattet hat und Er sehnt sich danach, daß wir eine Entscheidung für das Leben und nicht für den Tod treffen mögen, indem wir uns freiwillig dafür entscheiden, dem Gesetz des Himmels gegenüber gehorsam zu sein und dies durch unser Leben bezeugen.

"Weil nämlich Gott in Christus war und die Welt mit Sich selbst versöhnte, indem Er ihnen ihre Sünden nicht zurechnete und das Wort der Versöhnung in uns legte. So sind wir nun Botschafter an Christi statt und zwar so, daß Gott selbst durch uns ermahnt; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasset Euch versöhnen mit Gott! Denn Er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, auf, daß wir in Ihm Gerechtigkeit Gottes würden."

2. Korinther 5:19-21

Um es in etwa veranschaulichen zu können was der große Gott, der Schöpfer des Weltalls vor langer Zeit für uns Menschen getan hat, möchte ich ein bißchen von meinen eigenen Eindrücken und Gefühlen erzählen. Bezüglich dieses Themas habe ich, Gott sei Lob und Dank, ein ganz rührendes Bild bekommen, als ich endlich mit 76, im Jahr 2020 Opa einer entzückenden Enkelin geworden bin. Ich möchte auf einen bestimmten Punkt in meiner Erinnerung zurückgreifen.

Im Jahre 2005 wurde ich gebeten einigen polnischen jungen Bauleuten, die hier bei uns im Land ihr Glück versuchen wollten, zu helfen und ich willigte wie immer gerne ein. Unter ihnen war ein junger Mann, der Woitek hieß und dessen Blick mich angezogen hat. Er konnte nur ein paar Worte Deutsch. Mit der Zeit sind wir uns immer vertrauter geworden, bis heute. Inzwischen haben wir in unserer mittelständischen Baufirma über sechzig Leute aus beiden Ländern. Er hat so schnell Deutsch gelernt, daß ich mir die Mühe ersparen konnte noch eine weitere Fremdsprache zu erlernen. Bis heute bin ich in der Firma als Prokurist tätig und interessanter Weise hat meine einzige Tochter einen Mann geheiratet der aus Polen kommt und als ich am 19. Juni 2020 Großvater wurde, fühlte ich, wie ich durch dieses kleine unschuldige Baby mit dem polnischen Volk, das mir bis dahin samt seiner Sprache fremd war, blutsverwandt geworden bin. Durch diese neuen Gefühle, die ich nun als Großvater erleben darf, verstehe ich in meinem Inneren viel besser was der große Gott, der Schöpfer des Weltalls überhaupt getan hat als Er Seinen Sohn auf unsere Welt sandte um ein Mensch zu werden so wie wir es sind. Durch diese Menschwerdung ist Er nun blutsverwandt mit uns Menschen. So wie Jesus das Bindeglied zwischen Gott und uns ist, so ist nun dieses kleine Baby ein Bindeglied zwischen mir und dem ganzen Land Polen. Jetzt klingt ihre Sprache nicht mehr fremd, auch wenn ich sie nicht verstehen kann, doch sie berührt jetzt mein Herz anders als wie sie es vorher getan hat.

Nun, ich dachte mir, daß ich mit diesem lieben Woitek, eine Firma aufbauen könnte. Ich habe einen Rechtsanwalt aufgesucht und mein Bestes getan ihm und allen seinen Leuten zu helfen. Wir zwei haben dann diese Firma aufgebaut, weil ich diesen Jungen immer mehr lieb gewonnen habe, bis ich ihn als "mein Kind" betrachtete, da ich mich leider von meinem einzigen Sohn in seinen jungen Jahren aufgrund eines tragischen Verkehrsunfall verabschieden mußte und so sah ich dann Woitek als meinen Sohn an und seine drei süßen Kinder als meine Enkelkinder und hatte sie genauso lieb gewonnen wie meine eigenen Kinder. Aber das waren eben anfänglich nur er und seine liebe Familie, doch der Rest des polnischen Volkes blieb mir fremd. Heute fühle ich mich durch meine leibliche Enkelin mit dem ganzen Volk verbunden und nicht nur mit Woitek und seiner Familie. Durch dieses Ereignis ist mir alles, was polnisch ist, lieb geworden.

Das hat der Allmächtige für uns getan. Er hat Seinem einzigen Sohn erlaubt, weil Er das so sehr aus Liebe für uns Menschen wollte, so wie ich, dem lieben Woitek zu helfen, der mir so am Herzen lag, so sandte Gott der Vater Seinen einzigen Sohn auf unsere Welt um uns zu erlösen und uns für die endlose, wunderschöne Ewigkeit die noch vor uns liegt zu erretten. Aus Liebe hat Er sich für immer und ewig mit den Menschen verbunden, ist eins mit ihnen geworden, durch Fleisch und Blut, so wie meine Enkelin das Bindeglied aus Fleisch und Blut zwischen dem polnischen Volk und mir ist. Es ist nun Wirklichkeit, es ist nun nicht nur alleinig aus Zuneigung zu Woitek und seiner Familie, sondern richtige Verbundenheit und genau das hat Jesus Christus für uns getan. Er wurde Mensch, Er wurde wie wir, Er wurde tatsächliches Fleisch und Blut und Er hat den Weg zur Erlösung frei gemacht und besiegelt. Dies geschah nicht nur alleinig aus Zuneigung, sondern aus echter Liebe und Verbundenheit zu uns Menschen.

Ich habe Gottes Sohn, aufgrund dessen, was Er für uns getan hat, daß Er sich untrennbar mit uns Menschen verbunden hat, daß Er unser Blutsverwandter geworden ist, um uns aufgrund Seiner großen Liebe zu uns zu erlösen, so lieb gewonnen, daß in menschlichen Worten ausgedrückt: "Seine Firma" mir bis heute eine Herzensangelegenheit ist, daß wir nicht nur einen allein, sondern die ganze Menschheit als "Seine Familie" betrachten zu können. Er hat sich uns ganz geschenkt, denn Er heißt Emmanuel: "Gott mit uns!"

Mein Wunsch und Gebet ist es, daß durch dieses bescheidene, unvollkommen zusammengefaßte Buch die Aufmerksamkeit meiner lieben Mitpilger auf Erden, durch diese Erfahrungen auf den Schöpfer des Himmels und der Erde gelenkt werden möge und sie zum Nachdenken darüber angeregt werden, ob es für uns alle nicht besser wäre das Angebot der unendlichen Liebe ernster zu nehmen und anzunehmen solange, wie die Heilige Schrift es ausdrückt, es noch "ein heute gibt"!

"Suchet den Herrn, solange Er zu finden ist, rufet Ihn an, solange Er nahe ist."

Jesaja 55:6


Aber nun von diesem kleinen Gedankenausflug zurück zu Zelle 23.


Eines Tages kam ein Offizier in die Zelle, der die beiden herzlich begrüßte und dann die Tür der Zelle untersuchte. Diese Justizvollzugsanstalt war uralt und in den Zellentüren, die aus massiver Eiche hergestellt worden waren, entstanden Risse. Diese Risse wollte der Offizier erfassen. Auch die Tür der Zelle in der sich mein Vater und Gregor befanden hatte einen kurzen Riß, durch den man einen Schritt weit und noch eine Hälfte vom Korridor sehen konnte. Um das nicht so sichtbar erscheinen zu lassen hat mein Vater ein Stück Fetzen dort hineingedrückt.

Der Offizier beugte sich, nahm den Fetzen heraus schaute hindurch und hat den Fetzen sorgfältig zurück gedrückt, dann schaute er die beiden an, grüßte sie noch mal herzlich und verließ dann die Zelle, ohne was aufgeschrieben zu haben. Am nächsten Tag hörten mein Vater und Gregor in ihrer Zelle, wie an den anderen von draußen Metallplatten über den Rissen der Türen angebracht wurden, aber die Tür der geheimnisvollen Zelle 23 wurde unberührt gelassen.

Es kam der letzte Tag, den die beiden noch zusammen verbracht haben und dann wurde Gregor abgeholt und mein Vater blieb ganz allein in der Zelle. Er beugte seine Knie vor Gott und bat Ihn, ihm diesen lieben Menschen als Frucht seiner Leiden zu schenken. Wenn Gott ihm dies gewähren würde, dann möge Er es führen, daß er die Justizvollzugsanstalt nicht verlassen möge, ohne daß er es sehen könne. Menschlich gesehen war dies fast unmöglich. Es mitzubekommen war Sache des Himmels.

Des Nachts wurde mein Vater plötzlich aus dem Schlaf gerissen und sprang vom Bett herunter, ging an die Tür nahm den Fetzen heraus und schaute durch den Riß und sah in diesem Moment, wie Gregor voll angezogen und mit dem Hut auf dem Kopf einen halben Schritt entfernt vor ihm stand dann verschwand er wieder. Mein Vater hob seine Hand segnend zum Himmel empor und dankte Gott für Seine wunderbare Fürsorge.

"Und das ist die Zuversicht, mit der wir vor Ihm reden: Wenn wir um etwas bitten nach Seinem Willen, so hört Er uns."


1. Johannes 5:14 





Kapitel 19

Das Wiedersehen mit Gregor Nicoara


"Ein Freund liebt allezeit, und ein Bruder wird für die Not geboren."

Sprüche 17:17

Während Gregor Nicoara und mein Vater inhaftiert waren, wollten sie auch dort kein Fleisch essen. Sie kamen, wenn ich mich recht erinnere, im letzten Abschnitt der Inhaftierung in die Justizvollzugsanstalt von Klausenburg und in eine Zwischenstation die Jilava hieß. Dieser Ort liegt 450 km südlich von Klausenburg kurz unterhalb von Bukarest. Die Hungersnot war dort so groß, daß mein Vater sagte, daß er spüre, das sogar seine kleinen Finger nach "Brot" gerufen haben!

In dieser Zeit, viele Tage hindurch, gab es nur eine ganz winzige Menge auf dem Tisch wo das Brot verteilt wurde und er sammelte die Krümel auf. Es war für ihn ein Festtag, als er sie am Morgen im "Maisbrei", der aus warmem Wasser, mit ein paar Maismehlresten darin bestand, verzehrt hatte. Mittags gab es viel mehr zu Essen, aber alles mit Fleisch und sie haben aus innerer Überzeugung, um sich nicht zu verunreinigen es nicht gegessen, so mußten sie sich mit einem kleinen Stück Brot begnügen.

Nachdem mein Vaters dann endlich nach, für uns fast endlos erscheinenden 18 Monaten, aus der Haft entlassen worden war und wieder nach Hause zurückgekehrt ist, hat er sich langsam aber sicher wieder ins normale Leben eingelebt. Ich bemerkte aber, daß er zu Hause, alle Brotkrümel aufgelesen und nichts davon weggeworfen hat und dies hat mich so geprägt, daß ich sogar noch heute die Brotkrümel nicht wegwerfe, sondern sie auch aufesse. 

Er hat dann erneut bei der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Klausenburg als Schatzmeister und Buchhalter bis zu seinem Ruhestand und auch darüber hinaus gearbeitet, weil die Leitung der Kirche ihn nur dann ganz in den Ruhestand gehen lassen wollte, nachdem er jemanden aus seiner Familie hat überzeugen können dort an seiner Stelle zu arbeiten, weil, wie sie sagten, sie kein Vertrauen in ihre eigenen Mitglieder gehabt hätten.

So habe ich dann ein paar Jahre später im Jahr 1974 seinen Posten übernommen, wo ich bis 1990 arbeitet habe und dann bin ich nach Deutschland übergesiedelt. Von Zeit zu Zeit wurde die Arbeit des Buchhalters kontrolliert. In dem ganzen Zeitabschnitt in dem mein Vater dort gearbeitet hat, was mehr als zwanzig Jahre waren, konnte niemand, auch nicht ein einziges Mal eine falsche Buchung finden. Einmal fand ein Prüfer jedoch einen Fehler und obwohl der Pfarrer ihn mit den Worten warnte:

"Paß auf, das hat Herr Boldischar gemacht."

Sagte der Prüfer einfach nur:

"Mir ist egal, wer das gemacht hat, es ist falsch!"

Doch nach kleinlicher, genauer Prüfung hat sich herausgestellt, daß der Prüfer falsch gerechnet hatte und nicht mein Vater.

Größere Versammlungen mied er, weil ihm bei seiner Entlassung gesagt wurde, er solle nicht teilnehmen, weil er sonst  vielleicht in Schwierigkeiten von Seiten der Securitate kommen könne, die er somit vermeiden wollte und auf diese Worte hörte. Jedoch war er bei jedem Abendmahl anwesend. Einmal, als mein Vater wieder in der Gemeinde war, sprach ihn eine Schwester an, die in der Nähe der Stadtmitte beim Zentralpark von Klausenburg wohnte.

"Bruder Boldischar, ich habe mich einmal ganz elend und schlecht gefühlt und ein Arzt der sich über uns, bei seinen Eltern aufgehalten hatte, kam zu mir und als er erfuhr, daß ich Sabbathalterin bin, fragte er mich, ob ich einen Emmerich Boldischar kenne. Auf seine Frage hin habe ich ihm geantwortet: "Natürlich, er ist in unserer Gemeinde ein Glied." Darüber war er sehr erfreut und  trug mir auf Dir folgendes zu sagen:

"Sagen Sie ihm bitte, daß Gregor Nicoara mit ihm sprechen möchte, wenn er so lieb ist mich zu besuchen."

Mein Vater ging natürlich hin und besuchte ihn und wie man sich leicht vorstellen kann, die Wiedersehensfreude war sehr, sehr groß. Viele Einzelheiten habe ich nicht erfahren, aber daß er ihn seinen Eltern mit folgenden Worten vorgestellt hat:

"Meine liebe Eltern, hier ist Herr Boldischar, mit dem ich 80 Tage in der Zelle 23 verbracht und dort Freundschaft geschlossen habe, die selbst die Pforten der Hölle nicht überwinden können. Ihr seid meine lieben Eltern und ich zolle Euch Respekt und Liebe, aber ich habe einiges, was ich Euch nicht sagen kann. Aber ich kann und werde alles andere sagen."

Der Vater von Gregor war viele Jahre lang Bürgermeister einer großen Stadt und er selber wurde Hautarzt und war pingelig reinlich. Er desinfizierte sogar das Brot über einer Flamme.

Als mein Vater dann im Jahre 1978 im Alter von 70 Jahren gestorben ist, haben wir Gregor natürlich auch zu der Beerdigung eingeladen. Mein Vater war im offenen Sarg aufgebahrt. Dies sollte allen die Möglichkeit geben, sich von ihm ein letztes Mal zu verabschieden. Gregor ging auch hin und ganz im Gegensatz zu allen anderen die achtungsvoll am Sarg standen und dann weiter gingen, richtete er meinen Vater dort im Sarg auf und drückte ihn lange Zeit schweigend an seine Brust. Nachdem er sich so innig von ihm verabschiedet hatte, legte er ihn behutsam wieder zurück und stand, wie festgenagelt dort, dann sagte er leise, die Worte die ihn so tief berührten:  
 
"Rares Exemplar!"

"Ich bleibe derselbe; Ich werde Euch tragen bis ins hohe Alter, bis Ihr grau werdet."

Jesaja 46:4




Kapitel 20

Eine ungewöhnliche Gerichtsverhandlung


"Und wenn Ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid Ihr doch selig. Fürchtet Euch nicht vor ihrem Drohen und erschreckt nicht."

1. Petrus 3:14

Endlich war es so weit, daß der Fall von meinem Vater und Bruder Ladislaus Nagy an das örtliche Gericht weitergeleitet wurde. Der Staatsanwalt, der sie gemäß allen vorgebrachten, unwahren und unbegründeten Motiven die nicht beweisbar waren eigentlich beschuldigen sollte, hat für ihre sofortige Freilassung plädiert, als ob er ihr Rechtsanwalt und zu ihrer Verteidigung anwesend gewesen wäre.

Ungefähr sechs Monate lang hatten wir unseren Vater nicht gesehen und wir vier Kinder sind alle vor Gericht erschienen. Die Gefangenen wurden von den Gefängniszellen aus im gleichen Gebäude in einer langen Schlange, zu einem getrennten, überwachten großen Raum gebracht. Vorher gingen sie aber uns vorbei und als wir unseren Vater endlich unter allen Gefangenen, die ja alle die gleiche gestreifte Gefängniskleidung trugen, entdeckt haben, ist er zu unserer großen Überraschung und Freude aus der Reihe der Gefangenen herausgetreten, ist zu uns herüber gekommen und hat uns alle herzlich begrüßt, gedrückt und geküßt. Bruder Nagy tat es ihm gleich und ging auch zu seinen Angehörigen. Das passierte jedes mal, wenn wir zum Prozeß erschienen sind. Dann sind sie weiter in den besagten Raum gegangen. Für die Anhörung mußte jeder Mann einzeln im Gerichtssaal erscheinen und sich auf die Anklagebank setzen und danach wieder in den großen Raum gehen. Als alle Männer verhört worden sind, ist die ganze Schlange wieder an uns vorbei gegangen und mein Vater und Bruder Nagy traten wieder aus der Schlange heraus und küßten und umarmten ihre Familie wie vorher.

Mein Vater der das Plädoyer des Staatsanwalts gehört hatte, war sich nicht mehr sicher, wie es mit ihm weitergehen sollte. Er hatte nämlich die genaue Zeit, wie lange er für den Herrn leiden sollte nicht mehr im Gedächtnis. Er konnte sich nur noch an die Ziffer "acht" erinnern und das konnte verschiedenes bedeuten. So hat er dann gebetet und der Herr hat ihm einen Zug gezeigt der aus Richtung Großwardain kam. Das war der Sitz der dortigen Securitate, woher auch die Richter kamen. Der Zug, in dem auch mein Vater drin saß, sauste in Windeseile vorbei. Dann hielt er plötzlich und unerwartet an und mein Vater saß im nächsten Augenblick auf dem Schoß meiner Mutter, während der Zug weiter sauste.

Der Prozeß wurde in mehreren Sitzungen fortgesetzt. Zeugen wurden verhört und der Staatsanwalt ist zu der Überzeugung gekommen, daß mein Vater und Br Nagy keine "Staatsfeinde" waren und hat offiziell den Antrag gestellt, bei den Geschworenen, daß er die Anklage gegen die Gefangenen Nagy und Boldischar zurück nimmt. Die Anschuldigungen würden auf sie nicht zutreffen. Alle haben wir gewartet, daß bei der letzten Sitzung, bei der das Urteil verkündigt werden sollte, sie freigesprochen werden würden.

Um verständlicher zu machen, wie genau sich diese Antwort auf die Bitte meines Vaters zutrug, möchte ich erwähnen, daß 1954 eine unerwartete Amnestie erlassen wurde. Es trat also eine Lockerung der Inhaftierung ein. Eigentlich ist mein Vater ursprünglich zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Doch in diesem Jahr wurde er nach den von Gott verheißen 18 Monaten entlassen. Er war zuerst nur mit drei weiteren Glaubensbrüdern im Gefängnis. Ich spreche hier nur von denjenigen die zur Reformgemeinde gehörten. Sie waren alle Prediger, Br. Nagy, Br. Moraru, Br. Petreanu und mein Vater, der allerdings nur ein ganz einfaches Gemeindemitglied war und alle vier wurden dann in dieser Lockerungsphase entlassen.

Zwei Jahre später jedoch ging die Inhaftierung wieder los, das war 1956. Da wurden die "Staatsfeinde" erneut "eingesammelt" und wiederum ins Gefängnis gesteckt. Mein Vater war aber davon nicht betroffen, sondern blieb in Freiheit, denn Gott sorgte dafür, daß diese 18 Monate nicht verlängert wurden. Doch Bruder Nagy wurde leider zusammen mit vielen anderen, wieder eingesperrt und war dann insgesamt ca. 14 Jahre lang im Gefängnis, bis er 1964 für immer entlassen wurde. Br. Buzdugan, der Onkel meiner späteren Frau Gina, war, mit ein paar Unterbrechung, insgesamt fast 20 Jahre eingesperrt.

1956 gab es eine größere Konferenz in der Nähe von Fogarasch, dort wurden alle die daran teilgenommen haben, festgenommen. Später erfolgten noch andere Festnahmen, aber nur hin und wieder. In ganz Rumänien wurden zeitgleich alle Wohnungen dieser sogenannten "Staatsfeinde" durchwühlt und alles verdächtige als "Beweismaterial" mitgenommen und die Leute haben alle über 10 Jahre Gefängnis bekommen, davon haben sie mindestens 8 Jahre abgesessen. Diejenigen die klein beigegeben haben wurden nicht gefangen genommen. Es kamen alle Prediger, Bibelarbeiter und auch Laien ins Gefängnis und blieben dort 8 Jahre lang, bis 1964 eine allgemeine Amnestie erlassen und alle entlassen wurden. Zu der Zeit gab es etwa 200.000 Einwohner in Klausenburg.

Von dieser schrecklichen Verfolgung wurde mein Vater dann befreit, weil der Herr Jesus, wie Er ihm vorhersagte, nach 18 Monaten dafür sorgte, daß er frei gelassen wurde. Wir hatten es ja gehört und deswegen damit gerechnet, daß mein Vater bald nach Hause kommen würde. Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß Oma einen Kuchen gebacken hatte. Als dann mein Onkel davon kosten wollte, wurde ihm das aber von Oma mit dem Hinweis verwehrt, daß es für meinen Vater reserviert sei. Als wir dann wieder bei Oma waren, suchte sie meinen Vater, wo er denn sei, worauf mein Onkel mit tränenerstickter Stimme ausrief:

"Ja, in 7 Jahren kann er erst Deinen Kuchen essen."

Zurück zum Gefängnis. Der Aufseher der die Gefangenen begleitete kannte meinen Vater nicht und als er ihn ins Gefängnis zurückbrachte, hat mein Vater eine Anzeige bekommen, weil er die Reihe im Gericht unerlaubt verlassen hatte. Der örtliche Aufseher kannte meinen Vater gut und als der andere ihm sagte, daß er eine Anzeige gegen ihn gestellt hätte und der örtliche Aufseher ihn nach dem Namen des Betroffenen fragte und er dann den Namen meines Vaters hörte, drehte er sich von dem Ankläger zu meinem Vater und fragte ihn liebevoll:

"Wie geht es Ihnen, lieber Herr Boldischar?"

Er hatte die Anzeige nicht einmal angeschaut. Nach der Urteilsverkündung wurden sie ins Sortierungsgefängnis gebracht, wovon aus dann jeder auf ein anderes Gefängnis verlegt wurde. Der Ort wohin mein Vater und auch Bruder Nagy kamen, hieß "Jilava".

Dort gab es etwas mehr Essen, aber sehr oft mit Fleisch. Weil sie aber kein Fleisch verzehren wollten, mußten sie immer das Essen prüfen, ob es mit oder ohne Fleisch war. Dies überließ mein Vater dann Bruder Nagy. Er ging langsam bis zum nächsten Fenster, wo er dann das Essen sorgfältig untersuchte, und wenn er mit traurigen Gesicht den Kopf hängen ließ, wußte mein Vater Bescheid, daß es ist nicht für ihn zum Essen war und gab es dann an einen anderen Gefangenen weiter. Wenn aber das Essen rein war fing Bruder Nagy an fröhlich zu essen.

Die geheimnisvolle Vorsehung steuerte die Ereignisse, manchmal auf komplizierte Art und Weise, aber immer zum Besten Seiner Kinder.

So kam in der Zeit wo fast alle wichtige Gemeindeglieder eingesperrt waren, eines Tages ein Mann zu uns. Es war ein Offizier, der gesehen hatte, wie unsere Brüder gequält worden waren. Damals mußten auch die politisch Gefangenen arbeiten, und weil unsere Brüder am Sabbat (Samstag) nicht gearbeitet haben, wurden sie unbarmherzig bestraft und geschlagen. Wie heldenhaft sie alle diese Mißhandlungen erduldet haben, brachte diesen Offizier dazu sich zu bekehren.

Weil aber eine einzige Seele in den Augen des Herrn mehr wert ist, als die ganze Welt, wenn nur dieser Einzige dadurch zur Wahrheit kommt, hat sich alles gelohnt.



Ich möchte hier nun noch zwei kleine Erfahrungen berichten:

Ein unbarmherziger Aufseher, der die Brüder immer wieder am Sabbat Vormittag mißhandelt hatte, weil sie nicht mit den anderen Gefangenen in die Arbeit gegangen sind, ordnete ihnen erneut an bei ihm zu erscheinen. Sie standen dann dort vor seinem Büro, unentschlossen, wer der Erste sein möge um hinein zugehen. Ein Bruder, namens Petru Siclovan, meldete sich und ging hinein.

"Warum seid Ihr nicht in die Arbeit gefahren?"

Wurde er schroff gefragt. Die Antwort war immer dieselbe:

"Weil unser Gewissen im Gesetz Gottes verankert ist und wir können den Sabbat, den göttlichen Ruhetag nicht brechen."

Als Erwiderung darauf bekam er eine brutale Ohrfeige mit der Handfläche und dann mit der anderen Seite der Hand eine zweite, noch stärkere, daß er hingefallen ist. Nur mit Mühe und Not konnte er wieder aufstehen und als er stand sagte er zu seinem Peiniger:

"So starke Schläge habe ich bis jetzt noch nie erlebt, aber ich liebe Sie trotzdem!"

Diese Antwort war für den Offizier schrecklicher zu ertragen, als jede andere Antwort. Man muß dabei bedenken in was für einem Geist und Ton er dies gesagt hatte. Er wurde bleich im Gesicht und blieb wie angewurzelt am Boden stehen. Dann ging er langsam Stück für Stück, ganz durcheinander und verstört, an seinen Schreibtisch zurück, legte seinen Kopf in die Hände und schwieg.

Bruder Siclovan wartete und wartete, aber der Offizier bewegte sich überhaupt nicht. Endlich ging er langsam rückwärts bis zur Tür, öffnete sie behutsam um ihn nicht zu stören und ging hinaus. Alle anderen schauten ihn nur an und dann sagte er zu ihnen:

"Ich denke wir können alle zurückgehen, denn er hat eine andere Art von Ohrfeige bekommen, womit er noch lange zu kämpfen haben wird."

Ein anderer Fall, passierte einmal im Donaudelta, das im süd-östlichen Teil von Rumänien liegt. Dort haben viele unserer Geschwister, als Gefangene gearbeitet. Eine ganze Truppe, treuer Nachfolger Christi wurde immer wieder fast tot geschlagen, aber sie gaben ihre Treue zu Jesus nicht auf. Der Politikoffizier, der beauftragt wurde sie umzustimmen, also sie umzuerziehen, damit sie dem Staat gehorchen und sich den Gesetzen des Staates fügen würden, hatte dies aber nicht geschafft.

Als letzte Alternative, beschloß er sie einem gewissen Gefangenen zu überlassen, der ohne Wenn und Aber, wenn sie seinen Befehl ablehnen würden, sie kaltblütig umbringen würde. So war der Offizier seiner Sache sicher. Entweder werden sie würden sich fügen, oder würden sterben. So, oder so, der Schandfleck auf seiner Karriere würde entfernt werden. Den Mitgefangenen, der ein verurteilter Mörder, dessen Namen unser Glaubengeschwister nicht kannten, war konnte man nicht einmal dafür einsperren, weil er schon eingesperrt war und so war das für den Offizier die idealste Lösung.

Den Geschwistern war es klar, was auf sie warten würde und so haben sie sich im Gebet um Hilfe an Gott gewandt. Die ganze Woche hindurch haben sie mit nur ganz wenig Essen fleißig gearbeitet und gebetet und dieser Mörder, der nun die Aufsicht und Vollmacht über sie hatte, hat kein Wort mit ihnen gewechselt. So kam dann der Freitag und der Sabbat stand vor der Tür, an dem sie aufgrund ihres Glaubens keinesfalls arbeiten konnten. Sie sind aber gezwungen worden das zu tun. Nun erhob sich die ängstliche Frage unter ihnen:

"Was wird morgen sein?"

Ein Bruder, namens Ion (Johann) Chircoiasi, der mir diese Erfahrung erzählt hat, sagte, daß er diesen Mann, also den rauen, ruchlosen Mörder gesehen hatte, wie er mit jemanden sprach. Weil er nicht all zu weit von den beiden entfernt war und hören wollte, was beiden miteinander beredeten, ging er unauffällig mit seiner Schaufel rückwärts während er weiterhin den Wagon mit Kies füllte und näherte sich ihnen auf diese Weise. Er traute seinen Ohren nicht, was er hier hörte:

"Du...",

sagte der Mörder zu dem anderen Mann.

"… ich wurde hierher abkommandiert, um diese Menschen dazu zu bringen am Samstag zu arbeiten, oder sie zu beseitigen, aber schau mal wie sie alle arbeiten, ohne kaum was gegessen zu haben. Ich kann es nicht übers Herz bringen meine Hand gegen sie zu erheben."

Bruder Ghirchoias ging dann langsam zu den anderen zurück und sagte zu ihnen:

"Wir sind gerettet."

Der Mörder kam dann nach Feierabend zu ihnen und sagte:

"Kinder, so lange ich hier bin, wird Euch nichts passieren können, habt Ihr verstanden?"

Dafür bedankten sich die Glaubensgeschwister ganz herzlich bei ihm.

"Und noch etwas, ich gehe in die Küche und bestelle Euch Essen, denn sonst sterbt Ihr noch vor

Hunger!"

Er ging zur Küche und sagte:

"Kocht was ohne Fleisch, sie brauchen was zu essen."

So erging es ihnen bestens, Gott sei gedankt für dieses Wunder. Völlig außer sich schimpfte ihn der Offizier aus:

"Was machst Du hier für Sachen?! Ich habe Dich hier abkommandiert um sie zu bestrafen und Du läßt noch zusätzlich für sie kochen? Was soll das alles bedeuten?"

Darauf antwortete ihm der Mörder ganz einfach:

"Und mit wem mache ich dann die Wagons voll wenn sie keine Kraft haben oder sterben? Sie leisten die meiste Arbeit und ich brauche sie um die Wagons zu beladen. Ich kann es nicht tun, ich kann sie nicht umbringen. Ich weiß was ich zu tun habe, bitte mische Dich nicht in meine Angelegenheit ein."

Sagte er zu dem Offizier ohne mit den Augen zu zucken und ist von ihm weggegangen. So bewahrheitete sich die Verheißung:


"Wenn eines Menschen Wege dem HERRN wohlgefallen, 

so läßt Er auch seine Feinde mit ihm Frieden machen."


Sprüche 16:7



Es war auch in den 50er Jahren als der Donaukanal gebaut wurde, da gab es einen hochrangigen Offizier mit Namen Albu (dt.: Weiß). Er war der Chef, der den Bau überwachte und der tausende von Gefangen, der vornehmsten Klasse Rumäniens, durch sehr harte und unbarmherzige Arbeit zunichte gemacht hat. Als er an den Verstorbenen vorbei ging, die aufgereiht am Boden lagen, hat er sie verächtlich mit dem Fuß gestoßen und gesagt:

"Nur so wenige sind gestorben."

Später kam er dann selber auch ins Gefängnis. Dort wurde er jeden Tag von den anderen Mitgefangenen verprügelt und so ging er zu meinem Vater und sprach mit ihm. Und so lange er bei ihm war haben sie ihn nicht mehr geschlagen. Mein Vater wurde dann von den anderen gefragt, warum er überhaupt mit diesem herzlosen Mann und Mörder sprechen würde und er sagte zu ihnen:

"Weil Jesus auch für ihn gestorben ist."

Die anderen Gefangenen sagten:

"Nehmen Sie diesen Mörder Albu von hier weg, sonst werden wir ihn umbringen."

Im Gefängnis herrschen eigene Gesetze. Ich gehe davon aus, daß der Einfluß meines Vaters auf sie eingewirkt hat, daß sie ihn nicht mehr umbringen wollten, so wurde er genommen und in eine Einzelzelle gesteckt.

Die Wege Gottes sind oft geheimnisumwoben und unerklärbar, aber den einzigen Schatz, den wir von dieser Welt mitnehmen können ist unser Charakter und den kann man nicht kaufen. Er kann nur durch harte Arbeit und Prüfungen geformt werden. In diesem Kampf gibt es keine Pause, keine Ruhe, keine Müßigkeit, sondern es ist ein beständiger Kampf.

Ewige Freude und Wonne wartet auf alle diejenigen, die sich der Vorsehung Gottes gelassen und treu unterwerfen, wie geschrieben steht:


"Gottes Vorsehung ist die Schule, in der wir die Sanftmut und Demut Jesu lernen sollen."


"Der große Kampf", Seite 623 



 
 
 
Kapitel 21

Poarta alba 
(Das weiße Tor)


"Ihr seid das Licht der Welt. So laßt Euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie Eure guten Werke sehen und Euren Vater im Himmel preisen."

Matthäus 5:14+16

Die nächste und letzte Haltestelle war für meinen Vater "Das weiße Tor" in Dobrogea. Das ist ein Gebiet im Süden von Rumänien, um die 700 km von Klausenburg entfernt, nahe der bulgarischen Grenze. Klausenburg hingegen liegt nord-östlich etwa 160 km von der ungarischen Grenze entfernt. So kann man sich in etwa vorstellen, welche Strecke hinterlegt wurde, um die Gefangenen in ein anderes Gefängnis zu bringen. Dort befand sich eine riesige Ebene und viel Platz um allerlei inhaftierte Menschen unterzubringen. 

In Dobrogea war also eine sehr große Gefängnisanlage mit Holzbaracken und in der Mitte eine riesige freie Stelle. Dort waren Duschen, Waschbecken und Toiletten. Hierher kamen alle aus den Baracken um sich zu waschen, zu duschen usw.

Als mein Vater und Bruder Nagy dort angekommen sind, war das erste was sie bekommen haben ein großes Gefäß voll mit Essen ohne Fleisch. Selbstbedienung, so ein Luxus! Jeder konnte so viel essen bis er platzen würde. Wie gefährlich das war, haben sie später erfahren, da einige daran gestorben sind, weil sie sich überessen und das nicht verkraftet haben, denn sie waren nicht mehr an ausreichend Essen gewohnt. Auch mein Vater und Bruder Nagy haben sich vollgegessen, bis sie nicht mehr konnten.

Nachdem sie alle untergebracht worden sind, haben sie sich schnell an das dortige Leben gewöhnt. Weil die politischen Gefangenen damals nicht arbeiten durften, hatten sie Zeit eine Universität einzurichten, wo jeder, der irgendeine Ausbildung hatte, Vorträge halten konnte. Mein Vater wurde auch gebeten etwas über Religion zu sagen.

Aus seinem Vortrag konnten sie ein Bild von unserem himmlischen Vater gewinnen, der Seine ungehorsamen Kinder so liebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn für sie geopfert hat, damit sie nicht verloren gehen würden, sondern als Gottes wertvolle Erben die Ewigkeit beim Ihm verbringen zu dürfen. Seine liebevolle Fürsorge gilt in erste Linie den aller schlechtesten Menschen denen Seine besondere Gnade gilt. So einen Vortrag hatten sie bis dahin nie gehört, es bewegte alle Herzen und gewann die Bewunderung von allen Zuhörern. Das "Bild", das er mit seinen Worten zeichnete, zeigte eine Ansicht und Verständnis über Gott, wie sie Ihn von den anderen Gläubigen nicht gepredigt bekommen hatten. Bald haben sie öffentlich dort bekannt, wie es auch in Klausenburg geschah, daß sie nur zwei Gläubige als solche anerkennen würden und das waren Herr Nagy und Herr Boldischar. Sie sagten auch, daß alle anderen genauso sein würden, wie jeder von ihnen. 




Ein anderes Beispiel dafür, was für eine Aufgabe Gottes Kinder haben, beweist folgende Begebenheit. Ein unvernünftiger Ungar, der einen Vortrag gehalten hatte, hatte die Gemüter der anderen so sehr erregt, daß einer von den Zuhörenden, ihn deswegen mit seinem Holzgefäß, das als Kanne gedient hatte, den Kopf einschlagen wollte. Keiner traute sich einzumischen, aber einzig allein mein Vater eilte hin und stellte sich vor den aufgebrachten Rumänen, indem er zu ihm sagte.

"Lieber Herr, ich möchte dieses Bild über Sie nicht in meiner Erinnerung haben."

Der Mann tat seine Hand runter und bewegte sich auf meinen Vater zu und sagte:

"Lieber Herr Boldischar, herzlichen Dank, daß Sie mich vor dieser unüberlegten Reaktion bewahrt haben. Noch einmal Dankeschön!"

Dann drehte er sich mit diesen ernsten Worten zu den anderen und sagte:

"Eigentlich hat Herr Boldischar Recht, hier drin sind wir alle gleich, seien wir nun Ungarn, Rumänen oder Türken. Und ganz davon zu schweigen, Herr Nagy und Herr Boldischar sind beide auch aus Ungarn und wie verhalten sie sich?! Wir ziehen alle diesbezüglichen Anschuldigungen zurück."


Eine andere Begebenheit spielte sich folgendermaßen ab. Mein Vater hatte bemerkt, daß zwei von den Gefangenen sich in einer ganz anderen Sprache unterhielten. Auf seine Frage, wer sie seien, haben sie gesagt, daß sie Türken wären. Mein Vater bat sie, ihm etwas über ihre Religion zu erzählen. Sie lehnten dies mit der Begründung ab, daß sie als ungebildeten Laien nicht im Stande seien dies zu tun, aber sie versicherten ihm, daß unter ihnen jemand sei, der ein Priester wäre und er könne ihm alle seine Fragen beantworten.

Bald saßen sie alle vier zusammen und der Imam in der Mitte, der meinem Vater alle seine Fragen beantwortete. Dann verabschiedeten sie sich herzlich voneinander. Ein paar Tage später trafen sie sich wieder. Anstelle einer Begrüßung fing der Imam an über den christlichen Glauben zu schimpfen.

"Was ist das für eine unvernünftige Sache Deine Feinde zu lieben? Was soll das? »so Dir jemand einen Streich auf Deine rechte Wange gibt, dem biete auch die andere dar?« Korrekt ist, daß Du zurückschlagen sollst, daß er alle Sterne sieht. Das ist die wahre Religion!"

Der Imam regte sich immer mehr über diese "unvernünftige" Religion der Christen auf. Mein Vater der ihm schweigend zuhörte, dachte zuerst, daß er nur die Schwachpunkte seiner Religion mitbekommen hätte und so war es ganz leicht für ihn sich über sie lächerlich zu machen, aber dann kam meinem Vater der göttliche Rat in den Sinn:

"Lasse Dich nicht vom Bösen überwinden,sondern überwinde das Böse mit Gutem!"

Römer 12:21

So ließ mein Vater ihn reden bis er endlich schwieg. Dann sagte er zu ihm:

"Als ich diese zwei Herren gebeten hatte mir etwas über ihre Religion zu erzählen, sagten sie zu mir, daß sie sich nicht für würdig halten würden darüber zu sprechen, aber daß es jemanden geben würde der es könne und das waren Sie und Sie haben sich bereit erklärt mir die nötigen Auskünfte zu geben, wofür ich Ihnen erneut danken möchte."

Dann verbeugte er sich und ging weg. Kaum hatte er sich verabschiedet, gingen diese zwei Männer, wie zwei geladene Gewehre auf den Imam zu. Aufgrund ihrer wilden Körpersprache die sie dabei benutzt und was sie in dieser Fremdsprache sagten, die nur sie verstanden, erweckte es in meinem Vater den Eindruck, daß sie von ihrem Chef nicht so begeistert und böse auf ihn waren.


Am nächsten Morgen ging er dann ganz in der früh zu den Waschbecken und auf dem Weg dorthin ging er an den Baracken des Imam vorbei. Dieser war auch schon aufgestanden und stand ca. 100 m von ihm entfernt. Mein Vater verbeugte sich rücksichtsvoll und höflich vor ihm und wollte dann weitergehen, aber der Imam hielt ihn mit aufgeregter Stimme an, indem er zu ihm sagte:

"Lieber Herr Boldischar, erlauben Sie mir bitte, Sie um Vergebung zu bitten. Wie konnte ich so eine liebe Seele wie Sie es sind, so verletzen!? Können Sie mir das vergeben?"

Daraufhin antwortete ihm mein Vater:

"Mein Lieber Herr, Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Es ist meine Pflicht, als Christi Nachfolger sogar meinen Feind zu lieben."

Und dann umarmte er ihn herzlich. Der Imam fing an zu weinen, als er meinen Vater umarmte fragte er ihn:

"Darf ich, lieber Herr Boldischar Ihr bester Freund werden?"

Dann sagte er zu ihm:

"Wir haben Verbindung mit dem Ausland, denn unsere Sprache versteht niemand und ich werde Ihnen alles erzählen was ich mitbekomme."

Dann umarmte er ihn erneut und sie haben sich verabschiedet. Die christliche Religion erschien ihm offenbar so viel begehrenswerter als seine eigene, was der Imam aber erst dann verstanden hatte.

Laut der Aussage des Engels, wurde mein Vater nach ganz genau 18 Monaten aus dem Gefängnis entlassen und kehrte nach Hause zurück. In der Zeit, die er in den Gefängnissen verbrachte war er eine leuchtende Fackel der Wahrheit und des Charakters Christi und brachte Licht in eine gar so dunkle Welt, das mehr als nur ein Herz erleuchtete, berührte und erweichte.

"Erzürne Dich nicht über die Bösen; sei nicht neidisch auf die Übeltäter. Befiehl dem HERRN Deine Wege und hoffe auf Ihn; Er wird's wohl machen und wird Deine Gerechtigkeit hervorbringen wie das Licht und Dein Recht wie den Mittag."


Psalm 37:1, 5+6




 
 
Kapitel 22

Aus dem Gefängnis entlassen


"Der HERR erlöst das Leben Seiner Knechte, und alle, die auf Ihn trauen, werden frei von Schuld."

Psalm 34:23

Es war während dieser schon bereits erneuten Verhaftungswelle im Jahr 1956, daß mein Vater vor die Obersten gerufen worden ist. Er sollte aber nicht erneut verhaftet werden. Der Grund war ein anderer. Ein Geheimpolizist kam zu uns nach Hause und mit außergewöhnlichem Respekt und Sympathie sagte er zu ihm: 

"Lieber Herr Boldischar, entschuldigen Sie die Störung, der neue Chef unseres Amtes möchte Sie kennenlernen, wenn Sie so lieb wären zu uns zu kommen."

Der neue Chef der Securitate wollte meinen Vater kennenlernen. Der alte Chef, der während der Zeit als mein Vater inhaftiert war, die Ermittlungen leitete, kannte ihn ja und er hatte für meinen Vater alles gemacht, als wäre er sein Freund gewesen. Der neue kannte ihn nicht, doch er hatte viel von ihm gehört und deswegen wollte er ihn kennenlernen. 

Der Geheimpolizist verließ das Haus und sagte ihm noch, daß er zu einer bestimmten Uhrzeit dort erscheinen möge und mein Vater ist dann alleine zum Termin gegangen.

Dort nannte er dann nur seinen Namen und daraufhin führten sie ihn in ein Büro, wo auf dem Schreibtisch alle Bücher und Briefe bis auf den kleinsten Zettel lagen, die sie vor seiner Inhaftierung bei der Hausdurchsuchung mitgenommen hatten. 

Der neue Chef schaute ihn lange an, drückte ihm dann die Hand und sagte merklich bewegt:

"Lieber Herr Boldischar, danke daß Sie gekommen sind, ich wollte Sie gerne einmal kennenlernen. Wir möchten Ihnen im Namen der Institution dafür danken, daß Sie uns durch Ihr vorbildliches und ehrwürdiges Verhalten und beispielhaftes Benehmen beigebracht haben Sie zu schätzen. Die Leitung unserer Institution hat beschlossen Ihnen alle Ihre Bücher, Briefe und Unterlagen zurückzugeben."

So geschah es dann, daß sie ihm alles, was einst vor seiner Verhaftung bei der Hausdurchsuchung beschlagnahmt wurde, aus Respekt ihm gegenüber zurück gaben, nicht nur die Bücher, sondern auch alle Fotos und Zettel, eben alles was als "Beweis" gegen ihn mitgenommen wurde. Im Gegensatz zu den Sachen anderer wurden erstaunlicher Weise seine Sachen aufbewahrt, aber die beschlagnahmten Sachen von den anderen Leuten wurden alle vernichtet. Sie haben es nicht übers Herz gebracht, weder die Bücher zurückzuhalten noch ihm was anzutun. 

Der Chef sagte dann weiter zu ihm:

"Wir mischen uns nicht ein, wie Sie Ihre Kinder erziehen, denn Sie erziehen sie sehr gut. Das Einzige, worum wir Sie bitten ist, Sie sollten größere Versammlungen meiden, denn laut der heutigen Gesetze wären wir verpflichtet einzugreifen."

Sie haben ihm die Hand gedrückt und haben sich bedankt, daß er bei ihnen war. Sie haben etwas ganz besonderes in ihm erkannt und ihn dafür sehr geschätzt. Dann packten sie alles ein und gaben es ihm zurück und verabschiedeten sich herzlich von ihm.

Die Leute, die von der Securitate verhaftet wurden, sollten umgebildet, also umerzogen werden, um so zu denken, wie das Regime es wollte. Ihr Benehmen und Denken sollte sich ändern, aber mein Vater hat sich von ihnen nicht umerziehen lassen. Ganz im Gegenteil, durch sein Benehmen hat er ihnen beständig "Vorträge" gehalten. Er hat nicht so sehr mit Worten gepredigt, sondern mit seinem Verhalten und mit seiner Liebenswürdigkeit. Er hat seinen Glauben wahrhaft ausgelebt. Diese "Vorträge" waren so bedeutsam, daß sich die rauen Männer von der Securitate, von einem Gefangenen, der er ja war, umstimmen ließen. Im Endeffekt war es so, daß es Gott so fügte, daß nicht sie ihn zum Umdenken brachten, sondern er sie.

Warum war er als gottesfürchtiger, rechtschaffener Mensch dort in diesen Einrichtungen? Gott hatte die Hand über allem gehalten und Er hatte ihn wissen lassen, daß die Zeit kommen würde, daß er 18 Monate für Ihn leiden würde. Doch in diesem Hinweis lag unausgesprochen auch die Zusicherung, daß Gott während dieser Zeit mit ihm sein würde, damit Er Sein Licht durch ihn in jene Finsternis hinein scheinen lassen könnte.

Trotz der schweren Zeiten für die Gemeinde, wo sehr viele Verhaftungen überall im Lande stattfanden, war in Klausenburg eine Oase der Freiheit für die Reformationsbewegung. Dort versammelten sich die Geschwister ohne Unterbrechung und sie wurden von niemandem gestört. Mein Vater war bei jedem Abendmahl anwesend, aber die größeren Versammlungen mied er, wie ihm angeraten worden ist.

In der Zeit von 1954 bis 1990, also innerhalb von 36 Jahren, kamen die Leute von der Securitate nur zweimal zu uns in die Gemeinde und haben sich beim Gemeindeleiter sogar dafür entschuldigt, daß sie sie gestört haben. Er sagte:

"Machen Sie nur weiter, wir warten."

So warteten sie geduldig bis der Gottesdienst vorbei war. Man muß sich das mal vorstellen, so einen Respekt haben sie vor der Gemeinde gehabt.

Dann sagte der Mann von der Securitate:

"Herr Hatházi, Entschuldigung, daß wir Sie gestört haben, aber wir mußten ausrücken, weil Sie jemand angezeigt hat und so müssen wir Ihnen und dem Hauseigentümer einen Bußgeldbescheid ausstellen und deswegen sind wir gekommen. Wir müssen ihn ausstellen, aber bringen Sie ihn zu uns und legen Sie Einspruch dagegen ein und dann werden wir ihn Ihnen erlassen und Sie brauchen ihn nicht zu bezahlen."

Er ist durch die Anzeige vom Staat als Verbrecher eingestuft worden. Jeder hätte angezeigt werden sollen, aber es war nur der Gemeindeleiter. So brauchte er also keine Strafe zu bezahlen. In allen Orten wo sich ein Gemeinde befand; hätten auch alle Gemeindeglieder bei so einer Gelegenheit Strafe bezahlen müssen. 

Unsere Gemeinde wurde als Feinde der Gesellschaft abgestempelt, weil sie sich dem kommunistischen Regime nicht gebeugt hatten, die von unseren jungen Männern verlangt haben den Militärdienst zu leisten und von unseren Kindern, daß sie am Samstag die Schule besuchen sollten.

Es gab noch einmal wieder eine Anzeige, aber diese verlief genau so harmlos wie beim ersten Mal.

So wurde nicht das Leben meines Vaters, also seine Handlungsweise verändert, sondern die Geheimpolizei hat offen gestanden, daß sie durch den Respekt und das liebevolle Benehmen, das er ihnen entgegengebracht hat, belehrt wurden, ihn zu schätzen und das galt auch für die ganze Gemeinde in Klausenburg.

"Seid getrost und unverzagt, fürchtet Euch nicht und laßt Euch nicht vor ihnen grauen; denn der HERR, Dein Gott, wird selber mit Dir ziehen und wird die Hand nicht abtun und Dich nicht verlassen."

5. Mose 31:6


"Erzürne Dich nicht über die Bösen; sei nicht neidisch auf die Übeltäter. …Befiehl dem HERRN Deine Wege und hoffe auf Ihn; er wird's wohl machen und wird Deine Gerechtigkeit hervorbringen wie das Licht und Dein Recht wie den Mittag."


Psalm 37:1, 5+6




 
 
Kapitel 23

Wie kann man einen Wettbewerb mit dem Teufel gewinnen?


"Denn die Schrift spricht: "Wer an Ihn glaubt, wird nicht zu Schanden werden."

Römer 10:11

Ich wurde in einem Gewerbegebiet geboren und nicht weit weg von unserem Haus war ein Fluß. Als ich in die Schule gehen mußte, lispelte ich so stark, daß die Lehrerin mich gar nicht verstehen konnte und so mußte ein Freund von mir, mit dem ich immer zusammen war, "übersetzen" was ich gesagt habe. Eines Tages kamen die Schulkameraden zu mir und sagten, daß ich auf der Ehrentafel stehen würde. Dort hing mein Foto, aber ich hatte keine Ahnung warum ich dort gelandet bin. Nicht einmal, ob es gut oder schlecht war. "Wenn nur ich dort stehe," so dachte ich mir," mag sein, daß es etwas Schlechtes sein könnte."

In der Schule hatte ich keine Freunde, weil ich zu schüchtern war, aber der schlimmste und stärkste Junge in der Klasse suchte mich immer und war mit mir zusammen. Den Grund dafür fand ich nie heraus, aber vielleicht sah er irgendwas besonderes in mir, daß er mich beschützen wollte.

Ein paar andere Schulkameraden ärgerten und hetzten gegen um ihn zu provozieren, wenn sie mich aber schlagen wollten hob dieser starke Junge ihn von hinten in die Luft und warnte ihn, sich nicht zu wagen mich noch anzugreifen, sonst würde ihm was Schlimmes passieren. So war ich als Schwächling der "Stärkste" in der Schule. Ich denke Gott hat Seine schützende Hand schon in jungen Jahren auch über mich gehalten.


"HERR, bei Dir habe ich mich geborgen.

Laß mich nicht zuschanden werden in Ewigkeit;

rette mich in Deiner Gerechtigkeit!"


Psalm 31:1


Eines Nachts träumte mein Vater, wie er von Oma aus Richtung Bahnhof gegangen ist und an eine Stelle kam, wo ein freier Platz war, so wie es in diesem Gewerbegebiet war, wo ich aufgewachsen bin. Dort kam ihm der Teufel entgegen und lud ihn zu einem Wettbewerb mit ihm ein. Mein Vater fühlte, daß er die Herausforderung annehmen sollte und fragte ihn:

"Wie und wohin soll es gehen?"

"Hier hinauf," sagte der Teufel und zeigte meinem Vater einen ganz schmalen Pfad, der nach oben führte.

"Ok,"

sagte mein Vater und ging los und der Teufel auch.

Bald war er allein, weil der Teufel nicht mithalten konnte und dieser ging zurück an seinen Platz, wo er vorher war. Mein Vater schaute aber weder rechts noch links, noch nach hinten, sondern nur nach vorne auf den schmalen Weg während er aufwärts ging. Er kam ganz oben an, wo vier Stufen waren und er ging bis zur vierten und setzte sich. Dann hat er nach unten geschaut und sich erschrocken als er sah, daß derWeg voller riesiger, klaffender Lücken und Schluchten war und der Teufel hatte damit gerechnet, daß er in eine dieser Schluchten fallen würde, aber er schaute nur hinauf auf den schmalen Pfad vor sich und gelangte zum Höhepunkt, die vierte Stufe. Dort war er bereits im Himmelreich. Er merkte gar nicht, wie vielen Gefahren er unterwegs eigentlich ausgesetzt war.

Nun, wie er so nach unten schaute, kam Bruder Kaszián und der Teufel forderte auch ihn heraus bei dem Wettbewerb mit zu machen und er willigte ebenfalls ein. Er schaffte es auch so wie mein Vater, aber er blieb auf der dritten Stufe stehen und sie redeten beide miteinander, weil sie beide glücklich angekommen waren und keiner in eine Schlucht gefallen ist.

Ich denke, dieser Traum sollte meinem Vater zeigen, daß wenn er im Leben fest auf Gott vertraut und dann vom Teufel herausgefordert wird, der ihn eigentlich hinterhältig in eine Falle locken will, daß Gott ihn auf seinem Lebensweg davor bewahrt in die "Schluchten" zu fallen und Schaden zu nehmen und vielleicht verloren zu gehen.

Im Vertrauen auf Gott konnte mein Vater also sogar einen Wettbewerb mit dem Teufel gewinnen und nicht nur er, sondern auch andere können es, auch Du und ich, jeder von uns.

"Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen von welchen mir Hilfe kommt. Meine Hilfe kommt von dem HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird Deinen Fuß nicht gleiten lassen und der Dich behütet schläft nicht. Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht. Der HERR behütet Dich; der HERR ist Dein Schatten über Deiner rechten Hand, daß Dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. Der HERR behüte Dich vor allem Übel, Er behüte Deine Seele; der HERR behüte Deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit."

Psalm 121:1-8








 
 
Kapitel 24

Aniko


"Wer mich liebt, der wird Mein Wort halten; und Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen."

Johannes 14:23

Unweit von Klausenburg wohnte eine ganz liebe Glaubensschwester, namens Aniko. In meinem ganzen Leben habe sie ich nur ein paar mal gesehen. Sie kam zu uns nur dann, wenn sie etwas geträumt hatte, was mit uns in Verbindung stand. Sie war ledig und Gott kommunizierte mit ihr im Traum. Eines Tages kam sie zu uns und sagte:

"Bruder Boldischar, ich habe Dich in meinem Traum gesehen wie Du vorne gestanden bist und die ganze Familie stand hinter Dir in einer Reihe. Ihr wolltet losgehen und ich habe Dich gefragt, wohin Ihr geht und Du sagtest: "Vorwärts, immer vorwärts, komm Du auch mit!"

Sie kam nur, um uns das zu erzählen und ist seitdem nur noch zweimal bei uns gewesen und hat meinem Vater jeweils ihren Traum erzählt. Einige Jahre sind zwischen den Träumen vergangen und immer waren wertvolle Informationen über den geistlichen Zustand unserer Familie darin enthalten. Sie bezogen sich auf Umstände, von denen niemand etwas wußte, es sei denn es wäre vom Himmel gekommen. Wenn jemand unsere Familie sehr gut gekannt hatte, konnte er sich nur wundern, wie Gott Aniko genau auf das Problem hingewiesen hatte, mit der unsere Familie damals zu kämpfen hatte.

Im ersten Traum, war von meiner Mutter die Rede, wie sie außerhalb der Reihe gelandet ist und mein Vater hatte sich darum bemüht sie wieder in die Reihe zurück zu bringen. Ein anderes Mal ging es um einen der Buben, der auch heraus gerutscht war. Wir, und auch ich ganz besonders, schätzten diese göttlichen Eingriffe in unsere Familie sehr hoch, weil ich sehr sensibel für unseren geistlichen Zustand war und immer noch bin.

Oft hatte ich den Eindruck unsere ganze Familie würde auseinanderbrechen und ich war verzweifelt und hatte Angst, daß wir alle verloren gehen würden. Oh, aber wie oft der Himmel in unser Leben eingegriffen hat, kann ich nicht sagen, aber immer, wenn es mir so erschien, was den Glauben anbetraf, daß wir alle verloren gehen und Schiffbruch erleiden würden, griff der Herr, der große Immanuel ein. Er hat uns nie verlassen, wie es schon Sein Name aussagt: "Gott mit uns!" Er allein ist unser Erretter. Ihm sei Lob und Dank dafür, für Zeit und Ewigkeit.

Diese Betonung möchte ich hier unbedingt ganz klar zum Ausdruck bringen, damit niemand denken würde, daß wir anders als die anderen waren und wenn, dann mit einem "Minuszeichen" vorne weg, wie alle anderen Sünder auch. Wenn es Dir genauso geht wie uns, fasse Mut, eben dann, wenn Du am Rande des Niedergangs stehst, schau auf und ergreife die helfende Hand Gottes und ich versichere Dir, Du kannst nicht verloren gehen, solange Jesus lebt, denn:

"Daher kann Er auch selig machen immerdar, die durch Ihn zu Gott kommen, und lebt immerdar und bittet für sie."

Hebräer 7:25

Der große "ICH BIN" kann sowohl Dich und mich gewiß retten. Gott sei ewig Dank dafür, Amen!

Wann Aniko das letzte Mal bei uns erschienen ist, weiß ich nicht mehr und ob sie uns was erzählt hatte, aber sie blieb über Nacht bei uns und diesmal war sie nicht allein, sondern ist zusammen mit einer Glaubensschwester gekommen, die ich noch nie gesehen hatte.

Jeden Morgen stand meine Mutter um Punkt 5 Uhr auf und sah, daß Licht bei den Schwestern in dem Zimmer brannte, wo sie schliefen und sie hörte ihren Gesang. Vor lauter Freude erzählte uns Aniko später, was sie bei uns in dieser Nacht geträumt hatte. Es war ein Traum der alle ihre bisherigen Träume übertraf. Sie erzählte uns:

"In meinem Traum saß ich mit Eurer Familie zusammen, die Schwester die mich begleitet hatte kämpfte mit etwas Kohl, den sie irgendwie ordnen wollte und kam nicht zu uns herüber. Plötzlich erschien Bruder Boldischar und völlig aufgeregt sagte er zu uns allen:

»Bitte steht alle schnell, anbetungsvoll und respektvoll auf!«

Wobei einer der Söhne fragte:

»Warum sollten wir das machen?«

Aber er bekam keine Antwort mehr auf seine Frage. Vor der Tür standen Vater und Sohn und mein Vater hat sich bis zum Boden gebeugt und sprach die beiden an:

»Ehrfurchtsvoll und anbetungsvoll bitte ich Euch, tretet in das Heim Eures Knechtes ein.«

Da traten beide ein, zuerst der Vater und Jesus folgte Ihm. Der Vater sagte:

»Ich segne Dich.«

Dann ging Er zu meinem Vater, gab ihm die Hand, umarmte ihn und küßte ihn, dann ging Er zu allen anderen in der Familie und tat dasselbe. Der Sohn folgte Ihm und tat ebenfalls alles, was der Vater getan hat. Er gab auch jedem die Hand und umarmte und küßte sie."

Dann sagte sie weiter:

"Als ich dies sah, tat ich es genau so wie ich es bei Bruder Boldischar gesehen hatte. Ich ging auch nach vorne und beugte mich ebenso tief bis zu Erde und bat Ihn ebenfalls:

»Ehrfurchtsvoll und anbetungsvoll bitte auch ich, bitte segnet mich ebenso.«

Der Vater hat mich liebevoll angelächelt indem Er zu mir sagte:

»Ja, ich segne Dich auch.«

Er hat mir die Hand gereicht und in dem Augenblick wurde ich in eine Taube verwandelt und rief aus:

»Das ist die Verwandlung!« "

Wenn uns der Herr aus Seiner unendlichen Gnade heraus rettet, dann geschieht dies einzig und allein dank Seiner Güte und Er schaut nicht auf unsere Unwürdigkeit, sondern auf Seine unendliche Gnade! Und Er, der uns retten kann, kann sich auch über Dich erbarmen, wenn Du es Ihm erlaubst. Amen!

"Glaube an den Herrn Jesus, so wirst Du gerettet werden, Du und Dein Haus!"

Apostelgeschichte 16:31





 
 
Kapitel 25

  Die Erfahrung älteren Schwester Magdalena


"Opfere Gott Dank und bezahle dem Höchsten Deine Gelübde."

Psalm 50:14

Meine Schwester Magdalena heiratete im Jahr 1960. Ich werde es nie vergessen; eines Tages kam ein junger Bruder mit einem Mantel auf seinem Arm zu uns. Er war mir unbekannt, aber als ich ihn gesehen habe, bekam ich plötzlich den starken Eindruck, daß uns dieser Junge einst unserer Schwester "berauben" wird und ich habe mich nicht geirrt, denn sie ging tatsächlich mit ihm.

Dreißig Jahre später sind wir alle nach Deutschland übergesiedelt, da man als deutschstämmiger ein Anrecht auf Ausreise hatte. Wir haben unserer Schwester gesagt, sie solle auch mitkommen, doch sie lehnte ab, weil sie ihren alten Schwiegervater betreuen wollte. Als dann ihr Schwiegervater entschlafen war, hat sich die Gesetzeslage in Deutschland geändert und die deutschstämmigen Einwanderer mußten ihre Deutschkenntnisse unter Beweis stellen.

Obwohl meine Schwester viele schöne deutsche Gedichte und Lieder gelernt hatte, vergaß sie die Sprache in dreißig Jahre dermaßen, daß sie die Prüfung nicht bestand. Bevor sie aber den endgültigen Ablehnungsbescheid bekommen hat, verkaufte sie ihr Haus für einen Preis von umgerechnet 50.000,- DM, oder zu unserer heutigen Rechnung, für 25.000 Euro.

Meine Schwester dachte, diese Summe in drei zu teilen. Einen Teil würde sie dem Herrn, also für Gottes Werk geben, einen Teil für sie und einen Teil würde ihre Tochter erhalten. Aber, so dachte sie sich, nachdem sie nun nicht mehr nach Deutschland umsiedeln konnte, wollte sie zumindest nach Ungarn umziehen, um näher bei den Kindern zu sein.

Nun stand sie da und wenn sie nun nach Ungarn gehen würde, würde sie dort selber wieder ein Haus brauchen um dort wohnen zu können. Es war in Rumänien und Ungarn war es allgemein so, in eigenen Häusern zu wohnen anstatt zur Miete, das war weniger der Fall. Nun war sie in Not, denn die 45.000,- DM reichten hinten und vorne nicht. 5. 000,- DM, hatte sie ja schon als Zehnten für Gott abgezogen.

Sie verwarf also den Gedanken, das Geld in drei zu teilen. Nun war es eher umgekehrt, Gott hätte noch Geld dazugeben müssen, damit sie ein Haus in Ungarn hätte kaufen können.

Nach langer fieberhaften Suche, fand sie nicht einmal eine Hütte im westlichen Teil von Ungarn. Nun griff hier die göttliche Vorsehung ein. Sie traf die liebe Glaubensschwester Bába, die ihr folgende Geschichte erzählte:

"Ich habe meine Immobilien verkauft und habe vergessen den Zehnten davon dem Herrn zu geben. Bald hatten wir weder Geld, noch Haus. Die Zahlung des Zehnten ist ein Test, ob man wirklich zur Familie Gottes gehört oder nicht. Der Zehnte ist dazu bestimmt, daß geeigneten Diener Gottes die sich um andere kümmern und Gottes Wort verkünden, den Zehnten erhalten. Wer ihn bewußt für sich zurückbehält, beraubt Gott damit, weil für Gott alle Seine Kinder gleich sind, Er liebt alle. Nun, wenn jemand nur an sich denkt, ist er für die Gotteskindschaft unwürdig."

Später hat unsere liebe Glaubensschwester Bába noch etwas geerbt und dann beglich sie beim Herrn sofort alle ihre Schulden. Der Herr seinerseits gab ihr eine Eigentumswohnung im Zentrum umsonst als Geschenk.

Was das Geben betrifft: Ich selber gebe dem Herrn gern, alles was ich habe. Aber ich bemerkte, daß Er mir immer wieder zurückgibt und mir schien, daß Er von mir kein Geld annehmen will. Eines Tages beklagte ich mich mal beim Herrn darüber. Als dann der Herr, so schien es mir, lächelnd zu mir sagte:

"Wenn ich Dir nicht mehr gebe, woher wirst Du es dann nehmen, wenn Du spenden willst?!"

Dachte ich bei mir selber:  

"Was für ein Dummkopf bin ich doch!"

Darauf antwortete ich Ihm demütig:

"Ja, mein Lieber Heiland, Du hast wie immer Recht, bitte vergib mir."

Diese Geschichte mit Bába hat meine Schwester dermaßen beunruhigt, daß sie den Herrn befragt hat und zwar sogar dreimal und als "Antwort" erhielt sie, die beruhigende Bestätigung Gottes im Herzen, daß sie ein Drittel, also 15.000,- DM der Schatzmeisterin der Gemeinde in Budapest gaben dürfe, dreimal so viel wie sie anfänglich zurückgelegt hatte. Am nächsten Tag suchte sie Schwester Maria auf und übergab ihr das Geld. Diese schaute sie und das viele Geld verdutzt und überrascht an und fragte meine Schwester dann:

"Und woher willst Du dann bitte Dein Geld nehmen um Euch ein Haus zu kaufen?"

Meine Schwester antwortete ihr darauf:

"Mit dem Rest der übrig ist."

Entsetzt sagte Schwester Maria zu ihr:

"Du bist von Sinnen! Hast Du nicht selber gesehen, daß es nicht einmal mit der ganzen Summe von 45.000,- DM etwas zu kaufen gibt?"

Darauf sagte sie voller Zuversicht:

"Mir ist egal ob ich etwas finde oder nicht, ich habe es gegeben, weil ich es dem Herrn versprochen habe. Und der Herr soll tun, was Er für richtig erachtet."

Magdalena hatte ja nun schon ihr Haus verkauft und wohnte dann inzwischen zu Gast in der Nähe von Budapest, also nicht sehr weit davon entfernt wo unser Cousin Alexander wohnte. Er war Ingenieur und lebt in der Stadt Tatabánya, die ganz im Norden von Ungarn liegt, ca. 40 km entfernt von der slowenischen Grenze und 60 km oberhalb von Budapest. Es vergingen zwei Tage und Alexander rief er sie an und sagte:

"Komm zu uns und ich gehe mit Dir, hier bei uns, für Euch ein Haus suchen."

Magdalena fuhr sofort zu ihm. Alexander ging dann zusammen mit seiner Frau Eva und Magdalena los um ein Haus für sie zu finden. Sie brachten meine Schwester in einen Teil der Stadt, das ein reines Wohngebiet war. Bei dem zweiten Haus, wo sie nachfragten, ob man dort vielleicht wüßte, ob ein Haus in der Nähe wäre, das zum Verkauf steht, sagte die Frau die dort wohnte zu ihnen:

"Das Haus hier nebenan, steht soviel ich weiß, zum Verkauf, weil die Eigentümerin, eine ältere Dame näher zu ihren Verwandten ziehen möchte."

Alexander, ein gut gebauter, freundlicher Mann, läutete dann dort und eine Frau kam vom Haus ein paar Schritte Richtung Tor und dann fragte sie:

"Womit kann ich Ihnen helfen?"

"Wir haben erfahren, daß Sie eventuell das Haus verkaufen möchten."

"Ja, aber ich habe bereits einen Käufer,"

sagte die Frau, und wollte wieder ins Haus zurück gehen.

"Entschuldigen Sie bitte,..."

sagte meine Schwester,

"...könnten Sie uns das Haus nicht doch zeigen, wenn vielleicht der Fall eintreten sollte, daß der Käufer vom Kauf zurück tritt."

"Meinetwegen, kommen Sie rein."

Und dann zeigte sie ihnen das Haus. Eva stupste Magdalena immer wieder an und sagte zu ihr:

"Schau, hier gibt es eine Zentralheizung, es ist alles so schön eingerichtet, ein großer Hof ist mit dabei und große Obstbäume stehen auch im Hof."

"Was möchten Sie dafür haben?"

fragte Magdalena.

"Dreißig Tausend DM."

War die Antwort. Meine Schwester dachte bei sich, ob sie das wohl falsch verstanden hätte, so etwas könnte es doch nicht geben. Aber doch, es war so. Das Angebot für dieses schöne Haus mit Grundstück war lediglich, umgerechnet, 30.000 DM, (oder 15.000 Euro). Ganz begeistert fragte Magdalena:

"Können wir unsere Telefonnummer bei Ihnen lassen, sollte Ihr Käufer zurücktreten? Wir haben das Geld und wir könnten sofort bezahlen."

Die Frau notierte alles und sie machten sich auf den Heimweg. Zwei Tage vergingen und dann ging die Frau persönlich zu meinem Cousin und sagte:

"Ich will auf den anderen Käufer nicht mehr warten. Wo ist ihre Cousine? Ich gebe ihr das Haus."

Alexander war höchst erfreut über diese gute Nachricht und sagte zu ihr:

"Ich benachrichtige sie sofort."

So kam es dann, daß sie ein Haus mit zwei großen Zimmern, einem kleinen Zimmer, Bad, Küche, Flur, einem großen Hof und Garten bekommen haben. Das Haus war das vierfache wert, doch durch ein Wunder Gottes, hat die Frau auf den Kaufpreis sogar noch einen Nachlaß gewährt. So hatte Gott ihnen so viel Geld geschenkt, daß sie den ganzen Hof ganz neu und schön gestalten konnten. Sie haben auch eine Garage gebaut und es blieb am Ende auch noch Geld für ein Auto übrig.

Dies ist kein Märchen, sondern ist die reine Wahrheit. Wie Gott aus einem Euro zwei, zehn oder tausend machen kann, weiß ich nicht, kann ich auch nicht sagen, aber die Tatsachen beweisen, daß Er es schafft. Sie hatten noch einige Forint, ungarisches Geld, die sie bei der Bank eingezahlt haben und das hat so viele Zinsen gebracht hat, daß sie alles fertigstellen konnten. Die Heilige Schrift sagt:

"Der Segen des HERRN macht reich, und eigene Mühe fügt ihm nichts bei."

Sprüche 10:22

Das ist der Lohn des Herrn, für diejenigen, die Ihm vertrauen.







 
 
Kapitel 26

Papas letzte Tage auf dieser Welt


"Teuer ist in den Augen des HERRN der Tod Seiner Frommen."

Psalm 116:15

Solange ich lebe, kann ich mich nicht daran erinnern, daß ich meinen Vater jemals bettlägerig oder krank gesehen hätte. Es kam nur ab und zu vor, daß er am Abend etwas hatte, aber bis zum nächsten Morgen war alles weg.

Eines Tages im Januar 1977, rief mich mein Vater zu sich und machte seinen Schrank auf, nahm einen Briefumschlag heraus und legt ihn mir, ohne ein Wort zu sagen in die Hand. Auf dem Umschlag stand geschrieben:

"Nekrolog"

Das eine Beschreibung des letzten Willenserklärung, wie die Beerdigung und die damit verbundenen Dinge gestaltet werden sollen.

Er schaute mich an und sagte mit ernster Stimme:

"Im Namen des Herrn ist es verboten, bevor ich diese Welt verlasse, diesen Briefumschlag zu öffnen."

Ich schaute den Umschlag an, dann schaute ich meinen Vater an. Ich verstand nicht viel davon. Als mein Vater sah, daß ich nicht ganz verstanden hatte was das zu bedeuten hatte, sagte er zu mir:

"Ein Engel des Herrn ist im Traum zu mir gekommen und brachte mir folgende Nachricht:

»Du wirst krank werden und Du wirst nicht mehr gesund werden.« "

Dann sagte er zu mir:

"In diesem Brief steht alles was Ihr dann wissen müßt."

Drei oder vier Monate später ist mein Vater krank geworden und dann war etwas mehr als ein Jahr vergangen als er mich wieder zu sich rief. Ich war schon vorab geschockt, denn jedes Mal, wenn mich er rief, war es etwas Neues was er zu sagen hatte. Inzwischen war er schon ernstlich krank geworden. Was würde es diesmal sein, was er mir sagen wollte?

Nun, er sagte zzu mir, dass er nur noch paar Stunden hätte, aber in so einem Ton, dass ich es schwer glauben konnte, obwohl es dann in der Tat so gekommen ist. Dann legte er mir die Kopie des Briefes in die Hand in dem stand, dass meine Mutter und er den Fall meiner Heirat vor den Herrn gebracht haben und Er eingewilligt hätte, dass ich Gina heiraten dürfe. Der Brief war an die Eltern von Gina gerichtet und ich bekam also eine Kopie davon. Damals war ich noch überhaupt nicht so weit, dass ich überhaupt an eine Heirat gedacht hätte, weder Gina noch eine andere Frau. Ich legte diese Angelegenheit in die Hände des Herrn, weil ich mich unfähig fühlte die richtige Entscheidung in dieser Hinsicht treffen zu können. Nun hielt ich ein Schreiben von meinem Vater in der Hand, das besagte, dass es von ihrer Seite aus o.k. wäre. Was mich selber in dem ganzen Brief betraf war ein kurzer Satz. Mein Vater schrieb, dass das Haus, das sich damals noch im Bau befand, fertiggestellt werden sollte und dann folgten diese Worte:

"Hauptsache ist, daß wir die Unterschrift von dem große "Jahwe" haben."

Hm! Das war mein Vater, oft hat mich seine Vertrautheit mit dem Himmel überrascht. So etwas hatte ich noch niemals bei jemand anderem gesehen.

Er sagte kein Wort zum Inhalt des Briefes und ich schwieg auch.

Was mich aber sehr interessierte war, wenn mein Vater nun sterben würde, wäre er für diese letzte Reise vorbereitet? Weil ich mich erinnerte wie Ellen White ihren Mann fragte, ob er im Angesicht des nahenden Endes ruhig sei, fragte ich ihn das auch. Er schaute mich fragend an und sagte:

"Beziehst Du Dich auf meine Beziehung mit dem Himmel?"

Ich bestätigte seine Frage:

"Ja, das meine ich."

Er lächelte mir liebevoll zu und ich spürte dabei, daß diese Frage überflüssig war.

"Oh, ja, in dieser Hinsicht, habe ich gar keine Bedenken."

Ich sah seinen Gesichtsausdruck worin keine Spur der Unruhe, des Zweifel, der Angst oder der Unsicherheit zu finden waren. Seine Augen strahlten Friede, Glück und Gelassenheit aus. Das Einzige, was anders war, waren seine zusehends abnehmenden, körperlichen Kräfte. Das war alles.

Unverständigwie ich war, blieb ich nicht bei ihm. Gewiß, er hätte mir noch einiges sagen können, aber dazu nahm ich mir leider keine Zeit. Ich ging weiter meinen Alltagspflichten nach, Hauptsache er war vorbereitet.

Was ich aber nicht wußte war, daß der Himmel ihn nicht vergessen hatte. Gott sandte Seinen Boten zu ihm mit der knappen, kurzen Botschaft, die ihm ein Engel des Herrn brachte:

"Der Herr Jesu läßt Dir sagen: Er hat Dich vorbereitet und nimmt Dich an!"

Seine Kräfte nahmen zusehends ab. Er konnte nicht mehr auf den Beinen stehen und schlief im Bett ein. Mein Vater machte sich keine Sorgen um sich selber, sondern nur um uns. Meine Schwester Jolande war 35 Jahre, meine Wenigkeit 34 und mein Bruder 31 Jahre alt. Wir waren zu der Zeit alle noch nicht verheiratet und mein Bruder war damals alles andere als ein Christ. Um meinem Vater Frieden darüber im Herzen zu geben sandte Gott wiederum Seinen Engel zu ihm mit der kurzen, ermutigenden Botschaft:

"Was Deine Kinder betrifft habe ich Dein Gebet erhört, Ich werde für sie sorgen."

Ein jeder, der unsere Familie einigermaßen kennt, kann bestätigen, daß der Herr Sein Wort gehalten hat. Gelobt sei Sein heiliger Name! Eine lange Reihe von Wundern bestätigten und tun es immer wieder, daß derjenige, der die Verheißung gegeben das ist, was Mose von Ihm sagte:

"Er ist ein Fels: Vollkommen ist Sein Tun; ja alle Seine Wege sind gerecht. Gott ist wahrhaftig ohne Falsch; gerecht und fromm ist Er."

5. Mose 32:4

Weil ich aber Angst hatte, daß mein Vater stirbt, habe ich meine Schwester in Großwardain angerufen und ihr gesagt:

"Möchtest Du noch Papa noch lebend antreffen? Dann komm jetzt sofort, denn er liegt im Sterben."

Es war schon spät am Abend als sie angekommen sind. Er saß noch immer auf seinem Stuhl, aber er war abwesend. Als ich aber zu ihm gesagt habe:

"Magdalena ist nun da!"

öffnete er die Augen und streichelte ihr Gesicht während er sie gesegnete. Dann brach er zusammen. Schnell wollten wir ihn ins Bett legen und einer zog das Hemd aus, der andere Schuhe und dann die Hose woraufhin er noch einmal die Augen öffnete und lächelnd sagte:

"Ihr zieht mich ja auseinander."

Am 13. April, fiel er dann ins Koma und ist drei Tage später im Alter von fast 70 Jahren friedlich eingeschlafen in der wunderbaren Hoffnung und Zuversicht der von Jesus, den Er seit seiner Bekehrung innig geliebt hat, verheißenen, glorreichen Auferstehung wenn Er in den Wolken des Himmels zurückkommen würde.

Das war dann am 16. April im Jahr 1978. Unsere liebe Mutter folgte ihm dann zwei Jahre später im Jahr 1980 mit auch fast 70 Jahren.

Am 13.10.1979 begaben Gina und ich uns dann in den Hafen der Ehe, wie Gott es wunderbar geführt hatte. Im Jahr 1982, am 13. April, also vier Jahre, fast auf den Tag genau, nachdem unser Vater eingeschlafen ist, ist unsere geliebte, wunderschöne Tochter Amalie geboren worden. 

Das nächste was ich dann also gemacht habe war, den Briefumschlag zu öffnen. Er hatte alles sorgfältig vorbereitet. Als erstes stand dort geschrieben:

Das Motto meiner Überzeugung:

"So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen."

Römer 9:16

"Es ist die göttliche Gnade, die die Unzulänglichkeit der menschlichen Bemühungen ergänzt!"

Ferner stand das dort das ganze Programm für die Beerdigung drin und ein Abschied von uns allen, mit in die Zukunft weisenden Bibeltexten, sowohl für uns als Familie, als auch für die Glaubensgeschwister und Nachbarn.

Was mich am meisten beeindruckt und zum tiefen Nachdenken gebracht hat war ein 10-12 cm großer Zettel, mit seiner wohl geordneten Schrift, wo er einem jedem von uns etwas Kleines geschenkt hat, was damals nur in Deutschland zu bekommen war und am Ende stand folgendes:

"Bis zum großen Wiedersehen, Euer Papa."

Lange Zeit schaute ich diesen Zettel an und je mehr ich ihn anschaute desto klarer wurde mir, daß diese Seele, die mein Vater war und sich von mir als zu oberflächlich erkannten Menschen verabschiedete, weil er "in einer anderen Welt" gelebt hat, wo er sich zuhause fühlte. Er lebte ein Leben in einem Gottvertrauen und einer Zuversicht, das ihn schon hier auf Erden dem Himmel ein wenig näher brachte. Das war zeitlebens seine wahre Heimat und er hatte dieses himmlische Ziel immer im Herzen, da bin ich mir ganz sicher und es war nicht schwer für ihn von dieser Welt Abschied zu nehmen, um sich Gottes Händen auch im Tod anzuvertrauen, denn er kannte seinen Schöpfer und wußte an wen er geglaubt hat.

"Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn."

Römer 14:7+8

Ich möchte hier auch noch von den letzten paar Lebensminuten meiner älteren Schwester Jolanda berichten, die im Alter von 70 gestorben ist. Sie war eine besondere Seele, was ich betonen muß. Sie war peinlich korrekt und betete sehr viel. Ich konnte mir damals nicht vorstellen, wie man so lange wie sie beten kann, was könnte man da alles sagen?! Aber ich denke, daß auch sie deswegen eine ganz besondere Verbindung zu Gott gehabt hatte.

Nun stand ihr Ende auf dieser Welt ganz kurz bevor und wir fuhren mit Magdalena zu ihr nach Hause. Als wir bei ihr ankamen lag sie im Koma in ihrem Bett. Ihr Mund war halb offen, ihre Gesichtszüge verzerrt. Wir beteten, am Ende hörte ich etwas und öffnete die Augen. Sie lag dort anders als vorher, ihre Gesichtszüge zeigten Ruhe und von ihr ging eine respekteinflößende Würde aus und wir spürten eine göttliche Gegenwart. Sie war friedlich eingeschlafen. Ihr Mund war nun zu und ihr Gesicht strahlte Frieden aus, so daß ich dachte, sie würde noch leben. Nur als ich noch mal hingeschaut habe, habe ich gesehen, daß sich die Fingernägel schon angefangen hatten sich zu verfärben. Ich konnte nicht weinen, ich hatte keinen Grund dafür, später schon, aber nicht zu diesem Zeitpunkt. Eine friedenspendende Atmosphäre erfüllte das Zimmer, die mich sehr beeindruckte und Spuren bei mir im Herzen hinterlassen hat.

"Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn."


Römer 8:38+39


 

 

Kapitel 27

Schlußwort


Da ich kein Mensch bin der gerne etwas verfaßt und zu Papier bringt und ich meines Erachtens auch nicht unbedingt das Talent dazu habe, hat es mich viel Überwindung gekostet, überhaupt etwas zu schreiben um einige Erfahrungen zu berichten, aber letztendlich gewann in mir der Wunsch die Oberhand, einer Welt, die Gottes Wort "unsichtbar" nennt, dies ein wenig "sichtbarer" und "greifbarer" zu machen. Diese teilweise unglaublichen Erfahrungen sind real, ohne künstliche Verzierungen und haben sich genau so zugetragen, wie ich sie aufgeschrieben habe, auch wenn sie vielleicht so erscheinen mögen, als ob sie erdacht worden wären.

Als diese wahren Begebenheiten, die sie sind, sind sie dazu bestimmt, unseren lieben Leserinnen und Lesern einen Vorgeschmack von dieser ewigen und noch unsichtbaren, doch sehr realen Welt Gottes zu geben.

Was sollen wir denn heute sagen? COVID19 ist auch unsichtbar und hat die ganze Welt auf den Kopf gestellt.

Die hier berichteten Tatsachen sind dazu bestimmt die Welt, zwar nicht wie die Viren es tun, krank zu machen, sondern wie Gottes Liebe es beabsichtigt, die ganze Welt zu heilen. Wenn die Welt Ihn annimmt, so wie unser Schöpfer und Erlöser es sich wünscht, daß wir es tun, dann möchte Er uns allen Seinen Frieden und das Leben schenken, das ewig ist.

Möge der liebe Gott jede Leserin und Leser segnen.

Amen.


"Der HERR segne Dich und behüte Dich; der HERR lasse Sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig; der HERR hebe Sein Angesicht über Dich und gebe Dir Frieden."

4. Mose 6:24-26

 


 Zoltan Boldischar – Juli 2020 – ©
Weitergabe des Links ist erlaubt, aber bitte keine Vervielfältigung auf Papier, Datei oder Druck ohne vorherige Erlaubnis, vielen Dank.
(Bearbeitung und Gestaltung Manuela Sahm - 2020 – ©)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

  Ich bin Klarissa und ich möchte Dich auf eine Gedankenreise mitnehmen. Diese Geschichte hat sich zwar nicht ganz so zugetragen, aber sie i...